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Ein Sommerlochthema? Wohl kaum!

Im vergangenen Monat wurde ich von einer Frau aus Wien angeschrieben. Sie erzählte mir, dass sie bei einem Altwaren Händler eine Besamimbüchse, wie sie sagt, "gerettet" hat. Aus Interesse suchte sie anschließend im Internet etwas über Besamimbüchsen und kam auf meinen Blog.
Eigentlich nichts besonderes, das Besondere an der Geschichte ist allerdings das Ende: Als die Frau meinen Blog anschaute und durch die Texte zur Hawdala blätterte, stellte sie fest, dass wir die gleiche Hawdalabüchse haben, wie die, die sie in Wien gekauft hat. Ein toller Zufall!

Dies ist gleichzeitig auch ein perfekter Übergang zu meiner neusten Hawdala-Geschichte:

Normalerweise ist das Antiquariat, an dem wir jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit vorbeigehen, geschloßen. Aus unerklärlichen Gründen war es jedoch vor wenigen Wochen auf und aus Neugier musste man unbedingt rein gehen. In der Mitte des Raums stand eine Besamimbüchse, so würden wir es zumindest bezeichnen. Als wir den Verkäufer fragten, wofür diese Büchse wäre meinte er, dass es für alte Blumen und Blüten gedacht wäre, damit es zu Hause einen guten Geruch gäbe. 
Im Prinzip die beste Erklärung der Funktion einer Besamimbüchse. Gleich darauf zeigte er uns eine zweite Büchse. Wenig später kauften wir die beiden Besamimbüchsen. Zu Hause mussten beide Büchsen sehr lange geputzt werden.

Hier sind die beiden Besamimbüchsen:

Besamimbüchsen

Sukkot ist vorbei. Die Laubhütte wird abgebaut, doch was machen wir mit dem Lulaw?

Viele lassen 3 Teile des Lulaws (Palmenzweig, Myrtenzweige & Bachweidenzweige) bei sich irgendwo stehen. Oft kann man in Klassenzimmern oder Büroräumen von Religionslehrern oder Rabbinern vertrocktete Lulawe finden. Den 4 Bestandteil von einem Lulaw nutz man oft aktiv weiter.

Wer schon einmal einen Etrog in der Hand hielt, der weiß, dass diese Zitrusfrucht enorm gut riecht, daher wird der Etrog als Bsamim (Wohlriechendes) bei der Hawdala verwendet. 

Wenn man in die Schale des Etrog kleine Gewürznelken steckt, so kann man den Etrog viele Jahre als Bsamim nutzen. - Hier gibt's ein Foto!

Die Hawdala, die Zeremonie die den heiligen Schabbat von den normalen Werktagen trennt, ist eine familiäre Zeremonie, die mehr als zweieinhalb Jahrtausende alt ist. Doch der Ritus war nicht sofort vollkommen. Mit der Zeit kamen neue Komponenten hinzu. (Hier sind meine alten Beiträge zum Thema Hawdala)

Bsamim

Die drei wichtigsten Komponenten sind der Wein, Wohlriechendes und Feuer.

Heute erzähle ich Euch etwas über das Wohlriechende - Bsamim.

Normalerweise nimmt man für den Bsamim nur natürliche Gewächse, wie zum Beispiel Nelken oder Zimt in Europa oder sepfardische Juden nehmen auch Rosmarinäste.

Doch woher kommt der Brauch, dass man Wohlriechendes zur Hawdala benutzt?

Die jüdischen Weisen aus dem 15.-16. Jahrhundert (Rischonim) waren der Meinung, wenn wir etwas Wohlriechendes riechen, so erinnern wir uns an die 2. Seele, die zu uns während des Schabbats gekommen ist und uns bei Schabbatausgang verlässt.

Andere meinen, dass es einfach das Aroma des Schabbats ist.

Mit der Tradition etwas Wohlriechendes zu riechen brach vor vielen Jahren eine komplett neue Bewegung der Arbeit mit Silber.

Im Europa war es allerdings Juden lange Zeit verboten, mit wertvollen Metallen zu arbeiten, daher musste man die Bsamimbüchsen bei Christen bestellen. Doch wie erklärt man einem Christen, dass man eine Büchse mit kleinen Öffnungen braucht und die für eine religiöse Zeremonie benutzen wird und die dazu noch ein bisschen heilig sein soll? 

Christen assoziierten mit Religiösität und Heiligtum ihre eigenen Kirchen, daher gibt es viele Bsamimbüchsen die wie ein Kirchturm aussehen, manchmal mit kleinen Flaggen oder Glöckchen. (Hier ein Foto)

Elijahu Kitov erzählt in seinem Buch "Das jüdische Jahr", dass der Etrog die Form eines Turms haben soll, dass heißt, dass er unten breit sein soll und zur Spitze immer dünner werden soll."

Dies ist ein hinweis darauf, dass der Etrog schon vor vielen Jahren als Bsamim benutzt wurde und mit der Erklärung, wie ein Etrog auszusehen hat gibt es ebenfalls eine mögliche Erklärung, warum die Bsamimbüchsen oft die Form eines Kirchturms haben.

Gerade befinden wir uns in einer wunderschönen Jahreszeit, in der wir Gerüche nicht nur bei der Hawdala riechen können sondern auch draußen, der Herbst bringt viele verschiedene Gerüche die uns nun umgeben.

Lea Goldberg schrieb dazu in ihrem Buch "Briefe von einer imaginären Reise" über die Hawdala:

Der herbstliche Sonnenuntergang entbot ihr durch das offene Fenster seine Wohlgerüche - wie eine gute Großmutter, die das Durfkästchen reicht zum Segenspruch beim Abschied vom Schabbat, "der das Heilige vom Profanen unterscheidet" und vielleicht endlich "das Profane vom Heiligen"? Es lag eine wunderbare, ferne Weissagung im Geruch des herbstlichen Sonnenunterganges.(...)

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Wieder ist ein Schabbat vorbeigesaust.
Bei uns in der Familie ist der Schabbat eine sehr besondere Zeitspanne.
In unserem sehr abwechslungsreichen und mit Terminen überfüllten Wochenplan, ist der Schabbat eine sehr familiäre Angelegenheit. Man hat Zeit für die Familie.
Dies ist, meiner Meinung nach, auch der wichtigste Grund für einen Schabbat, man muss den Alltag hinter sich lassen und sich auf privates konzentrieren.

Das fängt bereits damit an, dass man zu einem G-ttesdienst geht, bei dem viele Freunde trifft. Natürlich ist es wichtig, dass man überhaupt betet, aber der soziale Kontakt spielt ebenfalls eine große Rolle. (Zumindest für mich)

Nun, wie die Überschrift vielleicht schon ahnen lässt, in diesem Beitrag geht es um die Trennung zwischen Schabbat und der normalen Woche. Im Judentum gibt es dazu eine Zeremonie - die Hawdala.

Über meine Erlebnisse einer Hawdala in Jerusalem habe ich bereits einmal berichtet.

Allerdings habe ich noch nichts über die Zeremonie an sich erzählt, dafür mache ich es jetzt:

Die Hawdala an sich ist eine symbolische Trennung zwischen dem heiligen Ruhetag und der Arbeitswoche. Diese Zeremonie wurde vor zirka 1500 Jahre eingeführt und ist seit dem ein fester Bestandteil in der jüdischen Tradition des Schabbat's - Schamor ve Sachor - gedenke und behüte den Schabbattag.

Der Schabbat endet, ob mit oder auch ohne Hawdala, wenn am Samstagabend mindestens 3 Sterne am Himmel zu sehen sind.
Dies heißt nicht, dass man die Hawdala nicht später machen darf, im Prinzip kann man bis Mittwoch die Zeremonie durchführen.

Gebete, die während der Zeremonie vorgetragen werden, sind Fragmente aus den Büchern: Jesaia, Tehelim und dem Buch Esther; alle thematisieren den Schutz von G-tt.

Nun etwas zu der Symbolik und den Brachot (Segensprüche):
Was einen sofort in den Kopf kommt, wenn man an die Hawdala denkt, ist die Hawdalakerze!
Das Wort Esch, das auf hebräisch "Feuer" bedeutet ist Plural. Dies ist eine der Erklärungen, warum die Hawdalakerze aus mehreren Dochten besteht.

Tipp: Falls man gerade keine Hawdalakerze im Haus hat und eine Hawdala machen möchte, so nimmt man einfach 2 Kerzen und hält sie so zusammen, dass die Flamme vereint.

Diese vereinte Flamme, die durch die mehreren Dochte entsteht, erinnert an die Einheit des jüdischen Volkes, trotz der Vielfalt der verschiedenen Strömungen innerhalb der Religion erinnert man sich an das Licht, das G-tt schuf.

Normalerweise hält ein Mädchen/ eine Frau die Kerze, sie soll die Kerze so hoch halten, wie auch ihr zukünftiger Mann sein sollte.

Sobald die Kerze brennt beginnt die Zeremonie.
Als erstes macht man einen Segen über den Wein.

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Der Kidduschbecher wird mit Wein gefüllt.

Tipp: Falls man gerade keinen Wein zu Hause hat,so kann man auch ein anderes Getränk wie Saft oder auch einfach Milch nehmen.

Eine weitere Tradition meint, dass man so viel in den Becher gießt, dass schon das Getränk über den Rand läuft, dies ist ein weiteres Symbol für die Freiheit.

Nachdem man den Segen für den Wein gesagt hat trinkt man nicht das Getränk, sondern lässt es bei Seite stehen.
Denn bereits folgt der zweite Segenspruch. Dieses Mal über Gewürze.

My mom and the besamim.

Meine Mutter riecht an den wohlriechenden Düften nach der Bracha.

Dafür nimmt man etwas wohlriechendes wie Zimt, Tee oder auch Kaffee.
Man sagt, dass man an Schabbat eine zweite Seele bekommt und beim
Schabbatausgang geht diese zweite Seele für eine Woche (bis zum
nächsten Schabbat) weg, damit diese Seele "aufgetankt" für die Woche
uns verlässt, riecht man an den Gewürzen.

Dieser Duft soll den wohlriechenden Schabbat in unseren Erinnerungen
einprägen, damit wir uns schon auf den nächsten Schabbat freuen.

Nach dem Segenspruch riecht jeder an den Düften und die Zeremonie geht weiter.

Im nächsten Teil der Hawdala wird nun die Hawdalakerze endlich aktiv benutzt, vorher wurde sie ja nur einfach hochgehalten.

Man dankt G-tt für die Schöpfung der Leuchtkräfte des Feuers und
dann gibt es ein Ritual, dass man sich die Hände im Licht des Feuers
anschaut.
Dazu gibt es zwei Deutungen.
Die erste besagt, dass man sich den Unterschied zwischen Tag und Nacht /Helligkeit und Dunkelheit/ anschaut, die zweite Deutung meint, dass man sich die Fingernägel anschaut.
Da man während Schabbat nicht arbeiten soll ist es dann so, dass auch
die Fingernägel sauber sind, damit zeigt man, dass man nichts
handwerkliches an Schabbat gemacht hat.

Bracha for the light.
Bei der Bracha für das Licht.

Hiernach sagt man den letzten Segenspruch; dieser handelt von der Trennung zwischen Schabbat und der restlichen Woche.
Danach trinkt man (man sagt 1/3) des Getränkes aus dem Glas und löscht die Hawdalakerze.
Dabei gibt es auch wiederum zwei Möglichkeiten, die einen löschen die
Kerze indem sie die Kerze einfach in das Glas, mit dem restlichen Wein,
eintunken; andere wiederum gießen ein bisschen Wein auf die Kerze.

Hiernach beginnt man sich gegenzeitig zu umarmen, gemeinsam "Shavua
tov, shavua tov....." zu singen (Leider kann ich es euch, auf Grund
meiner Stimmdefizite nicht vorsingen), man wünscht sich gegenseitig
eine schöne und erfolgreiche gute Woche.

Hoffentlich, konnte ich damit einigen die Zeremonie ein bisschen
näher bringen! Wichtig ist, dass man bei der Zeremonie möglichst viel
Spaß hat und sich schon auf den nächsten Schabbat mit der
anschließenden Hawdala freut.

Me after the Havdalah

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Die Fotos sind alle selbstgemacht; dies bei einer Hawdala in der Familie.

Mehr Fotos gibt's hier: Klickt hier

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Es ist, genau so wie der Schabbat etwas besonderes.

Am Samstag abends, wenn die Sonne schon langsam untergeht beginnt alles.

In der Synagoge in der wir beten trifft sich eine kleine Gruppe um ein bisschen Tora zu lernen, davor noch Mincha (Nachmittagsgebet), eine Speise und dann endlich die Hawdala.

Unsere Yeshiva hat ebenfalls ein Jugendhotel. Momentan ist es besonders populär, da durch ganz Israel Jugendgruppen reisen und den Staat erkunden.

Wir gehen auf den Campus der Yeshiva, dort gibt es ein Amphitheater, dort sitzt gerade eine solche Jugendgruppe und singt jüdische Lieder.

Erneut sieht man immer mehr Leute, die in Synagogen gehen.

Als wir in unsere Synagoge gehen, beten wir das Abendgebet und anschließend werden in der ganzen Synagoge die Lichter ausgemacht, nur noch die bemalten Fenster leuchten und alle versammeln sich neben der Bima und fangen an gemeinsam zu singen. Eine kleine Familie.

Man riecht an der Besamimbüchse (Gewürze) usw.
Danach wünscht sich jeder eine gute Woche (Schawua Tow).

Dann folgt etwas besonderes. Es war so, dass letzte Woche Rosh Kodesch (Anfang des neuen Monats ) war musste diese Woche der Segen für den Mond gemacht werden. Also, jeder nimmt sich einen Siddur und geht raus.

Ein kurzes Gebet folgt und danach beginnt die simcha (Freude). Alle tanzen, singen und sprechen miteinander.

Es ist echt etwas besonderes, so ein Gefühl und eine solche Stimmung gibt es nur hier, in Jerusalem.