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Üblicherweise werden solche Texte im Vorfeld eines Feiertages, inmitten der intensiven Vorbereitungen verfasst. Spätestens am Tag nach einem Fest hat der Alltag einen überholt und man widmet sich dem was kommt; nicht dem was war. Interessanterweise kamen diese Gedanken bei mir erst am 8. Tag von Chanukka, als wir auf einem Platz in der Mitte von einer Großstadt standen und die Chanukkakerzen gezündet wurden.

An Chanukka geht es um zwei Wunder; zum einen um den gewonnenen Kampf einer kleinen Gruppe, der Makkabäer gegen die Syrer, zum anderen geht es um ein kleines Kännchen Öl, welches auf unerwartete Art und Weise für acht Tage lang Licht gespendet hat.

Die Idee hinter vielen Feiertagen im Judentum ist, dass das Volk nicht gemocht wurde und der Versuch einer Vernichtung unternommen wurde, dies allerdings nicht geklappt hatte und man am Ende sogar über die Gegner gesiegt hatte. Heute erinnern wir uns daran, in dem wir die Chanukkia zünden und acht Tage lang in einer recht ausgelassen Stimmung verbringen.

Worum es geht und die Details der Geschichte - welcher Tempel es war, der wieder eingeweiht wurde und wie die Söhne von Jehuda Markabi hießen - sind dabei eher zweitrangig. Vor allem geht es darum, dass das Wunder verkündet wird, das Wunder, dass ein kleines Licht die Dunkelheit besiegen kann und dass eine Gruppe an Menschen, die unterdrückt wurde, überlebt hat.

Das öffentliche Kerzenzünden, wie es Chabad veranstaltet, ist dabei ein ziemlich starkes Signal, welches insbesondere in Zeiten wie den heutigen, die Idee von Chanukka sehr präsent verkörpert. In der Mitten der Stadt wird eine Chanukkia erleuchtet, meist mit einem kleinen Event rund um und im Beisein von Persönlichkeiten aus Kultur und Politik. Auch wenn die Musik meist ein wenig zu klischeehaft ist und Latkes ab einem gewissen Zeitpunkt Gänsehaut verursacht, so ist es selten der Fall, dass eine Glaubensgemeinschaft, die lediglich 0,2-0,3% der Bevölkerung ausmacht, so viel lärm um sich machen kann und zeigen kann, dass sie Teil der Gesellschaft ist.

Persönlich finde ich es sehr schön, dass Chanukka die Möglichkeit bietet eigene Geschichte zu erläutern und dabei von Freunden, seien sie jüdisch oder auch nicht, umgeben zu sein.

 

Heute beginnt das jüdische Lichterfest #Chanukka. Eine kleine Impression der erleuchteten #Chanukkia am Pariser Platz in #Berlin.

Ein von Angela Merkel (@bundeskanzlerin) gepostetes Foto am

Dreidel/Sevivon zu Chanukka

Es ist wieder soweit - ein neuer Blogpost, und ja - es ist wieder Chanukka. Das tolle an dieser Zeit im jüdischen Kalender ist die Geselligkeit. Eigentlich sind die meisten Feiertage so ausgelegt, dass sie eine soziale und kulturelle Komponente besitzen sollten. So hat man zu Pessach den Afikoman, mit dem man Kinder auf Trapp hält. Schon paar Mal davon gehört, aber leider nie selbst erlebt, sind Sederabende, bei denen man zwischendurch den Tisch in einen anderen Raum gebracht hat und so die Runde auf Trapp hielt. Zu Sukkot leiden die meisten trotz kalter Jahreszeit gemeinsam in einer kleinen Laubhütte und zu Chanukka spielt und singt man gemeinsam.

Aus religiöser Sicht ist Chanukka ein recht umspektakuläres Fest, da es wenig "Verpflichtungen" gibt. Es gibt weder lange G'ttesdienste in der Synagoge, noch muss man fasten oder ähnliches. Dafür beruht das Fest auf zahlreichen Traditionen was Essen, Melodien der Texte und soziale Aktivitäten angeht.

Mit Latkes und guter Laune im Gepäck kann man zu Freunden gehen und mit ihnen gemeinsam über das Weltgeschehen diskutieren und dabei versuchen möglichst viele Nüsse beim Dreidel-Spiel zu ergattern. Heute morgens ist mir interessanterweise Aufgefallen, dass es anscheinend Produzenten gibt, die Buchstaben voneinander nicht unterscheiden können und ein Gimmel an die Stelle setzen, an der eigentlich ein Nun sein sollte. Von daher - überprüft mal eure Dreidel.

Chag Sameach und viel Erfolg beim Dreideln.

P.S. Vor einigen Jahren habe ich einiges zur Geschichte von Chanukka und den Traditionen geschrieben.

Seit einem Jahr ist es nun immer sehr interessant zu verfolgen, welche (Acapella-)gruppen welche Songs covern. Die Maccabeats sind dabei immer vorne mit dabei - letztes Jahr brachten Sie den YouTube-Hit: Candlelight.
Hier ist ihr neues Video:

P.S. Im Video ist übrigens Mayim Bialik mit dabei, die wir alle als Amy Farrah Fowler aus The Big Bang Theory kennen.

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Chanukkaheft

Chanukka steht vor der Tür! Seit zwei Jahren gab es bereits ein Chanukkaheft als Offlinevariante. Nun, komplett überarbeitet, ist es auch online!

Im Chanukkaheft gibt es:

- Chanukkageschichte
- Segenssprüche für das Kerzenzünden
- Lieder
- Spielregeln für's Dreidel-Drehen
- Kreuzworträtsel
- Rezepte
und vieles mehr. 

Schaut es Euch an und druckt es aus!

Chag Sameach!

(Hier nochmal der Downloadlink)

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Eine Frage, die sich so einige Leute stellen.

Es gibt verschiede Wege diese Zeit, in der das gesamte nicht-jüdische Leben rundum still steht:

Essen gehen
Die jüdische Bevölkerung ist nicht die einzige, die diesen Feiertag nicht feiert. 
Daher haben, vor allem asiatische Restaurants, auf und empfangen gerne Kundschaft.

Ins Kino gehen
Gemeinsam mit dem Essen beim Chinesen gehören Kinobesuche zu der stereotypen Vorstellung eines Zeitplanes eines Juden zu Weihnachten, vor allem in Amerika.
Momentan gibt es ja schon den ein oder anderen Film, den man sich anschauen könnte.

Arbeiten gehen 
Oft melden sich Juden freiwillig zu bestimmten Aufgaben, die an Weihnachten erledigt werden müssen.
Da die meisten Jüdischen Gemeinden in Deutschland, warum auch immer, geschlossen sind, ist diese Zeit auch perfekt um sich auf bestimmte Projektvorbereitungen zu konzentrieren, etwas, was ich gerade auch mache.

Ansonsten kann man die Zeit perfekt mit der Familie verbringen und entspannen, bevor der Alltag wieder zurückkehrt.

Brandon Walker singt über dieses Problem:

Chanukka ist vor wenigen Stunden zu Ende gegangen. In diesem Jahr, für mich persönlich, echt schnell. Viel ist in den acht Tagen/ Nächten passiert.8th night.
Damit ich jetzt Chanukka 5770 ad acta legen kann, gibt es hier eine, etwas belustigende, Auflistung von Gründen, warum es gar nicht so schlecht ist, dass Chanukka nur acht Tage hintereinander im Jahr gefeiert wird:

Chanukka-Geruch
Meine Mutter macht immer Latkes in Massenproduktion, dazu noch ein bisschen Fisch und das Aroma (auch bekannt als Gestank) von Öl verbreitet sich im ganzen Haus.

Chanukka-Geld
Kinder mögen es, Eltern mögen es eher nicht, denn Chanukka-Geld ist das "Erpressungsmittel" schlechthin.
Allerdings sollte man Purim fürchten, denn es gibt ja auch Purim-Geld.

Geschenke zu Chanukka
Mindestens ein großes, oder acht kleine Geschenke sind ein muss. Meistens wird Kleidung geschenkt, daher sieht man viele Kinder/ Jugendliche, die nach Chanukka vollkommen in neuer Kleidung gekleidet sind. Toll 😉

Chanukka-Bälle
Wenn man kein Fan von Chanukka-Bällen ist, dann muss man immer wieder tolle Ausreden, bzw. alternative Veranstaltungen erfinden.

Trotzdem ist Chanukka immer noch ein tolles, familiäres Fest, welches super ist, um gemeinsam Zeit zu verbringen, am Tisch beim Dreidelspielen oder im Kleidungsgeschäft in der unheimlich langen Kassenschlange, weil parallel zu den Chanukkageschenkseinkäufen die Weihnachtseinkäufe getätigt werden.

Es ist bekannt, dass es acht Kerzen gibt, die die Tage repräsentieren und die neute Kerze der Schamasch ist, mit dem man die Kerzen anzündet. 

Doch wie zündet man die Kerzen an? 

Hierzu gab es eine berühmte Diskussion zwischen der Schule von Hillel und Schamai. 

Hillel meinte, dass man jeden Tag eine weitere Kerze anzünden muss, da das Wunder, welches im Tempel mit der Menorah geschehen ist, immer größer wurde.
Schamai war der Meinung, dass man am ersten Tag von Chanukka alle Kerzen anzünden sollte und dann jeden Tag eine weniger, da am ersten Tag die größte Menge an Öl vorhanden war. 
Wie man heutzutage weiß wurde die Meinung Hillels zur Norm erklärt. 

Mit dem Schamasch zündet man alle Kerzen an.
Am ersten Tag zündet man eine Kerze an, am zweiten Tag zwei, am dritten Tag drei und so weiter.
Aufgestellt werden die Kerzen von rechts nach links, auf der Chanukkia. Somit steht die Kerze für den ersten Tag rechts ganz Außen, die Kerze für den zweiten Tag auf der zweiten Stelle von rechts. 

Angezündet werden die Kerzen allerdings immer von links nach rechts, denn man zündet immer zuerst die Kerze für den jeweiligen Tag an, sprich am dritten Tag die dritte Kerze von rechts, dann die zweite von rechts und dann die ganz Außen.

Zu Schabbat gibt es eine Kleinigkeit zu beachten. Am Freitagabend zündet man erst die Chanukkakerzen, dann die Schabbatkerzen an und nach dem Schabbatausgang zuerst die Hawdalakerze und dann die Chanukkakerzen.

Die Brachot zum Kerzenzünden gibt es hier

Hier gibt es ein passendes Video mit Erklärungen: 

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"Alle Geschenke sind nix wert. Geld geht aus, Kleidung zerreißt, Spielzeug zerbricht. Aber ein gutes Essen bleibt im Gedächtnis haften, das heißt, es geht nicht verloren wie andere Geschenke.
 Aus dem Körper weicht es sehr schnell, aber aus dem Gedächtnis sehr langsam.

Meir Shalev. Judiths Liebe

Wie ich, bereits im letzten Jahr geschrieben habe, spielt man zu Chanukka viel mit dem Dreidel/ Sewiwon.
Man spielt um Nüsse, Süßigkeiten, Knöpfe, Legosteine und vieles mehr. Das Problem ist, dass man den Gewinn während des Spiels nicht essen kann. Damit man aber einen leckeren Snack während des Spiels hat, kann man folgendes machen:

fertige Schokoaprikosen
 Man braucht: 

  • 100g Tafelschokolade (die, die man am liebsten isst)
  • 25 getrocknete Aprikosen

Die Schokolade zermahlen und verflüssigen (auch in der Mirkowelle möglich). Sobald die Schokolade flüssig geworden ist, tunkt man die Aprikosenstücke in die Schokolade und legt sie anschließend auf einer Folie in den Kühlschrank. Nach ca. 30 min. sind die Schoko-Taler fertig.

Man kann natürlich auch alle möglichen anderen Früchte benutzen.

Guten Appetit und gewinnt möglichst viel und oft!

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Bald fängt Chanukka an und am wichtigsten ist es eine Chanukkia zu Hause zu haben. Wenn man keine hat, oder sich selbst eine bauen möchte, dann gibt es hier heute insgesamt vier verschiedene Arten von selbst gemachten Chanukkiot, die bei uns in der Familie und bei verschiedenen Projekten ausgiebig getestet haben.

Die Blumentopf Chanukkia

  • 8 kleine Blumentöpfe (4,5 cm Durchmesser) 
  • 1 etwas größerer Blumentopf (5,5 cm Durchmesser) 
  • Sechkantmuttern 9 Stück ( 1 cm Durchmesser) 
  • Acrylfarben und Pinsel
    Klebepistole 

Flower Pot Menorah

Schritt 1 
Dreht alle Blumentöpfe auf den Kopf, die acht kleinen stehen für die acht Tage, der größere Blumentopf für den Schamasch.
Malt die Blumentöpfe mit den Acrylfarben an. So, dass es euch gefällt und stellt die Töpfe an einen warmen Ort, zum Beispiel zur Heizung, damit sie trocknen können. 

Schritt 2

Klebt auf jeden Blumentopf eine Mutter. 

Schritt 3

Baut die Chanukkia zusammen, in dem man alle Blumentöpfe in eine Linie stellt und der Schamasch entweder in der Mitte steht, oder an einem der Ränder. 

(Schritt 4)

Wenn Ihr ein Brett habt, auf das ihr die Blumentöpfe aufkleben könnt, dann kann man das tun. Ansonsten ist es eine Chanukkia, bei der ihr die Position der Töpfe jede Nacht ändern könnt.
Hauptsache ist, dass, egal an welchem Tag, alle Blumentöpfe immer stehen. 

So kann sie dann aussehen:

Flower pot Menorah

Weitere Ideen für selbst gemachte Chanukkiot 

Vorschlag 1

Man kann einfach auf ein kleines Brett 9 Muttern aufkleben. Wichtig ist, dass es mindestens einen Daumen Abstand gibt, damit gewisse brandgefahren ausgeschlossen sind. Die Mutter für den Schamasch kann dann einfach in einem besonderen Abstand zu den anderen stehen.

Damit die Kerzen das Brett nicht umkippen lassen, sollte das Brett zum Beispiel folgende Maße besitzt: L: 29 cm x B: 4 cm x H: 1,2 cm. 

simple Menorah

Vorschlag 2 
Hat man keine Zeit eine Chanukkia zu basteln, dann kann man einfach 9 Teelichter nehmen und dabei den Schamasch ein bisschen hervorheben.

Vorschlag 3
Man nimmt ein langes Stück Alufolie (ca. 45 cm lang) und knickt es längs. Dann stellt man eine Chanukkakerze rein und um hüllt sie mit einem weiteren Stück Alufolie. Den Schamasch kennzeichnet man einfach mit einem extragroßen Stück Alufolie.

aluminum foil Menorah

aluminum foil Menorah

Viel Spaß beim basteln der eigenen Chanukkia!

Nach dem man die Kerzen gezündet hat, sollte man sich immer Zeit für die Familie nehmen. Während dessen kann man gemeinsam spielen, singen, essen, aber auch Geschichten erzählen.

Hier ist meine kleine Geschichte über meinen ersten Dreidel. Mit drei Jahren bekam ich meinen ersten, eigenen Dreidel von einem Rabbiner, der zu einer Vorlesung meiner Mutter kam.
Wie jedes Kind freut man sich über so etwas und spielt gerne mit allen möglichen Dingen. 

Zu Chanukka musste ich ihn dann natürlich persönlich testen. An einem der Abende, beim Dreidelspielen, fiel er auf den Boden und das Beinchen brach ab. Da wir zu dem Zeitpunkt an einem Ort waren, wo man keinen neuen Dreidel kaufen konnte, mussten wir ihn reparieren und zusammenkleben. 

Viele Male wurde seit dem versucht, den Dreidel zusammenzukleben, doch er geht immer wieder kaputt. Egal ob mit Alleskleber oder mit einer Klebepistole. 

Seit dem gibt es natürlich bei uns zu Hause viele, viele weitere Dreidels. Es gibt Dreidels die lange brauchen, bis sie fallen, andere springen wild umher und versuchen alle anderen Kreisel abzuschießen, andere wiederum fallen bereits nach kurzer Zeit auf eine der vier Seiten.

Mein erster Dreidel liegt seit vielen Jahren in einer Schatulle im Wohnzimmer, das Beinchen separat vom Rest.

Mit dieser Geschichte wollte ich zeigen, dass jeder eine eigene Chanukka-Geschichte hat. Man muss nicht Weise sein, um eine persönliche Geschichte erzählen zu können.

Jeder Chanukka-Gegenstand in euerem Haus, wie er zu euch kam, wo ihr ihn gekauft habt. Erinnerungen sind der Schlüssel zum öffnen vieler Geschichten, die wir in uns tragen. 

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