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Das lustigste Fest des jüdischen Kalenders steht vor der Tür. Daher wird es auch langsam Zeit die Wahrheit über Purim zu erzählen. Nun habe ich allerdings erfahren, dass die Purimgeschichte meinen Alltag prägt und ich sie fast täglich aufsuche. 

In der folgenden Sendung wurde erklärt, dass das Logo von Starbucks die Königin Esther darstellt...spannend:

Update: Das Video wurde bei YouTube gelöscht o.ä.: Hier ist der direkte Link zum Original!

Birkat HaChama

Morgen, am 8. April 2009 wird etwas passieren, was nur alle 28 Jahre vorkommt.

Noch nie, so glaube ich zumindest, war der hype so groß wie jetzt im Zeitalter von Facebook, Blogs und Websites. Überall wird man auf Birkat HaChama angesprochen. Doch was ist das eigentlich?

Eine richtige, logische Erklärung findet man nicht wirklich. Wie der Lubawitscher Rebbe Menachem Menden Scheerson sagte, ist Birkat HaChama ein Phänomen, welches man nicht erklären kann/soll.

Im Prinzip geschieht, aus astronomischer Sicht, nichts besonderes. Es ist der Tag der Tag-Nachtgleiche. Doch nur alle 28 Jahre steht die Sonne am selben Tag um die gleiche Zeit an der Stelle, an der sie G-tt am vierten Tag der Schöpfung geschaffen hat. Somit ist es immer ein Mittwoch (im gregorianischen Kalender).

Kabbalisten meinen, dass es zu diesen Tagen immer eine größere Wahrscheinlichkeit gibt, dassMaschiach kommt.

In Jerusalem werden sich mehr als 10.000 Menschen an der Klagemauer versammeln.

Es ist Tradition, dass man, am besten nicht alleine, sondern mit seiner Familie, mehrere Psalme liest und Segensprüche sagt.

Zu diesem Anlass habe ich die Psalme und Segensprüche in deutsch und hebräisch zusammengefasst.

Hier könnt Ihr Euch die Datei laden. Erzählt es Euren Freunden, Verwandten; eine solche Mitzwa kann man nur wenige Male in seinem Leben erfüllen.

Deckblatt

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Mazza

Der Pessach - Seder ist eine Zeremonie, die lange dauert und daher für Kinder nicht immer interessant ist. Darum gibt es verschiedene Traditionen, mit denen man das Kind in den Seder mit einbezieht. Eine bekannte ist natürlich das Singen von "Ma Nischtana", den vier Fragen, die das jüngste Mitglied der Familie fragt. Eine weitere Tradition ist, dass man während des Seders öfter den Tisch oder Raum wechselt, so dass das Kind nicht einschläft. Allerdings sind dies alles Traditionen, die für das Kind nicht immer von Interesse sind, eine andere Tradition, die auch im Seder einen Platz hat, ist der Afikoman. Afikoman ist griechisch und bedeutet nichts anderes als "Dessert". Doch dieses Dessert kriegt man nicht einfach so von der Mutter aus der Küche, nein, man muss dieses Dessert finden. 
Während "Jachaz", dem Brechen der mittleren Mazza, entsteht der Afikoman. Es ist die größere Hälfte der gebrochenen Mazza. Nun gibt es zwei verschiedene Vorgehensweisen: Die erste ist, dass der Leiter des Seders den Afikoman versteckt und das Kind es später sucht. Auch ist es möglich, dass das Kind versuchen soll, den Afikoman zu klauen und ihn zu verstecken, so dass der Sederleiter ihn suchen soll.
Während "Zafun", dem "Versteckten" - Teil der Seder - Ordnung, sucht man den Afikoman und sobald man ihn gefunden hat, kann das Kind verhandeln, für was der Afikoman eingetauscht wird. Oft bekommt das Kind dann ein Geschenk oder Geld. Es kann manchmal sein, dass solche Verhandlungen länger dauern, als geplant, wenn das Kind nicht das bekommt, was es möchte. 
Doch ohne Afikoman kann man den Seder nicht abschließen. Es ist eine Mitzwa, Gebot, dass jeder Anwesende ein Stück vom Afikoman essen muss. Nachdem man den Afikoman isst man nicht mehr.
Vielleicht hat dieser kurze Beitrag auch Sie dazu gebracht, sich an Ihre Kindheit zu erinnern und wie Sie als Kind den Seder überstanden haben.

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NeverendingDieses Jahr habe ich, mit großer Unterstützung von vielen Freunden und Familienmitgliedern, eine Haggada zu Tu BiSchwat verfasst.

Sie ist eine tolle Begleitung, wie ich finde, für den Tu BiSchwat Seder.
Was man noch bemerken sollte ist, dass es die 1.0 Version ist, es kann durchaus sein, dass sie im Laufe ihrer Existenz noch geändert wird.

Ich wünsche allen ein kommendes Chag Sameach und würde euch allen einen Tu BiSchwat-Seder empfehlen. Es ist eine tolle Gelegenheit mit Freunden und Familie zusammen zu kommen, etwas gesundes zu essen und dabei auch etwas über uns selbst zu erfahren.

Hier könnt Ihr die Haggada runterladen und an Tu BiSchwat benutzen.

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healthy foodVor wenigen Stunden sind wir aus Bielefeld zurück gekommen.
Heute haben wir dort zum ersten Mal ein Familienseminar gemacht. Kurz noch mal zur Erinnerung: Seit mehr als 5 Jahren organisiert meine Mutter, gemeinsam mit ihrem Team, Seminare für Familien in vielen verschiedenen Städten Deutschlands. Ziel dieser Seminare ist ein gewisses Thema für die ganze Familie näher zu bringen. Es gibt dabei immer Aktivitäten für alle gemeinsam, aber auch für Kinder und Erwachsene getrennt.

Dieses Mal war das Thema "Tu BiSchwat". In wenigen Tagen ist es soweit und wir feiern den Geburtstag der Bäume.

Schon im Vorfeld gab es Diskussionen darüber, was für einen Zweck Tu BiSchwat überhaupt erfüllt. Wie viele wissen, steht über Tu BiSchwat nichts in der Torah geschrieben, es wird erst in der Mischna erwähnt.
Es gibt verschiedene Meinungen darüber, wofür man Tu BiSchwat überhaupt feiert.
Die einen sind der Meinung, dass Tu BiSchwat ein nationaler Feiertag ist und wir uns um die Natur Israels kümmern sollen. Purer Zionismus also.
Andere sind der Meinung, dass Tu BiSchwat einen tieferen Sinn hat.
Es geht an Tu BiSchwat nicht nur darum, einfach Geld an eine israelische Organisation zu spenden.
Die Natur bietet uns eine große Vielfalt von verschiedenen Früchten, Bäumen, Planzen und vielem mehr. Ebenso ist es auch bei Menschen, es gibt nicht eine Art von Menschen; wir sind alle unterschiedlich.
Auch wenn wir alle eine solche Vielfalt bilden, leben wir in einer besonderen Harmonie; sie würde nicht existieren, wenn wir alle gleich wären.
All' diese Aspekte des Seders haben auch mit Schabbat zu tun.

Heute versuchten wir diesen Feiertag auf diese Art und Weise näher zu bringen.
Es ging hauptsächlich um das Verhältnis zwischen Mensch und Baum. Daher begann alles damit, dass man in verschiedenen Gruppen, zu einer speziellen Frucht, eine Geschichte schreiben sollte, in der es darum ging, wie diese Frucht überhaupt zu uns kam. Familien haben erzählt, wie es dazu kam, dass der Baum in ihrem Garten einen großen Stamm und nur eine kleine Baumkrone hat, außerdem wie es dazu kam, dass Orangen überhaupt in unsere Hände kamen.
Making a bird-feeding-station
Hiernach bastelten die Kinder eine Vogelfutterstation und die Erwachsenen nahmen an einem Schiur (Vorlesung) eines Rabbiners über die Parallelen von Tu BiSchwat und Schabbat.
Beide Feste bekamen, zur gleichen Zeit, von den Mystikern aus Zfat eine mystische Bedeutung.

Tu BiSchwat erleichtert den tiefen Sinn von Schabbat zu verstehen.

Anschließend gab es einen Lern-Seder.
Gemeinsam haben wir die Haggada zu Tu BiSchwat gelesen und die verschiedenen Früchte und Säfte gelesen.

All in all verstanden viele, dass es nicht nur über das pflanzen von Bäumen geht, sondern auch über die Beziehung zwischen Mensch und Natur.
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In wenigen Tagen werde ich noch eine, von uns erstellte, Haggada zu Tu BiSchwat hier hochladen, damit Ihr alle, natürlich nur wenn Ihr wollt, sie zu Tu BiSchwat benutzen.

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Chanukka Sameach Liebe Freunde,

die letzten Tage waren sehr anstrengend.
Jetzt ist Chanukka und eine der Sachen, die ich in den letzten Tagen gemacht habe ist eine Broschüre zu Chanukka. Mehrere Rabbiner, meine Mutter und ich verfassten eine Broschüre, die die wichtigsten Informationen zu Chanukka besitzt.
Hier ist ein kleiner Ausschnitt daraus, den ich geschrieben habe: 

Nes Gadol Haja Sham!

Chanukka ist das Fest des Dreidels
Einleitung: 

Im Judentum ist es sehr wichtig, dass auch Kinder sich während der Feiertage und den Zeremonien nicht langweilen. An Pessach suchen die Kinder den Afikoman, zu Purim verkleidet man sich, bei der Hawdala hält normalerweise das jüngste Mädchen die Kerze und so weiter. 

Genauso ist es auch an Chanukka. Besonders an Chanukka gibt es vieles, es ist ein sehr familienfreundliches Fest.
Mit drei Jahren bekam ich meinen ersten, eigenen Ssewiwon (Dreidel).
Innerhalb meiner folgenden zwölf Lebensjahre sammelte ich viele weitere Dreidel.
Heute besitze ich mehr als 40, jeder von ihnen ist etwas besonderes; manche spielen eine Melodie während sie sich drehen, ein anderer malt mit seiner Spitze verschiedene Muster auf ein Blatt Papier während er sich dreht, andere springen einfach wild umher. 

Doch einen Ssewiwon muss man nicht nur einfach so drehen, es gibt verschiedene Spiele, die man mit dem Ssewiwon spielen kann und die gesamte Familie kann Spaß haben.
Normalerweise spielt man auf Nüsse oder Chanukka-Schoko-Geld, doch bei unserer Familie entstand eine merkwürdige Tradition. Wie diese Tradition genau entstand ist ungewiss. Wahrscheinlich so: Da wir viel unterwegs sind waren wir eines Tages in einer Stadt zu Chanukka, wie saßen im Restaurant und jemand von uns hatte einen Ssewiwon dabei. Solange wir auf das Essen gewartet haben, haben wir mit diesem Ssewiwon gespielt, da wir gerade keine Nüsse oder Chanukka-Schoko-Geld dabei hatten mussten wir uns etwas suchen, womit wir spielen könnten. Auf unserem Tisch stand ein Behälter mit diesen Zuckertüten und wir benutzten diese Tüten um zu spielen. Seit diesem Moment sammeln wir zu Chanukka immer Zuckertüten und spielen mit ihnen. 

Das Spiel:
Das Spiel mit dem Ssewiwon ist ein echtes Gesellschaftsspiel, denn in den langen Winternächten kann man so viele Stunden mit der Familie gemeinsam Chanukka genießen.
Ein Dreidel ist ein Kreisel mit vier Seiten. Auf jeder Seite steht in hebräischer Buchstabe:
Nun, Gimel, Hej, Schin. Diese viel Buchstaben sind eine Abkürzung für den Satz Nes Gadol Haja Scham, dies bedeutet soviel wie Ein großes Wunder geschah dort. Dieser Satz steht auf den Deideln bei uns in der Diaspora. In Israel steht an Stelle des Schin‘s ein Peh. Dadurch entsteht der Satz Nes Gadol Haja Po, das heißt Ein großes Wunder geschah hier.
 
Robin and me explaining how to play Dreidel
Das bekannteste Spiel zu Chanukka ist das Dreidel-Drehen. Es ist ein Glücksspiel bei dem es darum geht, dass man möglichst viel Spielgeld sammelt.
Gespielt wird, zum Beispiel, so:
Für dieses Spiel braucht man einen Dreidel, mindestens zwei Spieler und viel Spielgeld. Für Spielgeld kann man Nüsse, Schokogeld oder auch etwas anderes nehmen.
Jeder Spieler bekommt eine identische Anzahl an Spielgeld.
Zu Beginn jeder Runde legt jeder Spieler eine Nuss oder einen Schokotaler in die Mitte. * 

Dann beginnt der erste Spieler den Dreidel zu drehen.
Wenn er fällt, dann kann er auf eine der vier möglichen Seiten fallen: 

נ = Nun (nichts) - Man gewinnt nichts, verliert aber auch nichts 

ג = Gimel (ganz) - Man gewinnt den gesamten Inhalt der Bank 

ה = Hej (halb) - Man gewinnt die Hälfte des Bankinhalts 

ש = Schin (schlecht) - Man muss eine Nuss/ einen Taler in die Bank legen
Verlieren tut der Spieler, der keine Nüsse/Taler hat. 

Gewinner ist der, der alle Nüsse/Taler besitzt. 

* Eine andere Spielweise ist, dass man nicht zu Beginn jeder Runde eine Nuss (o.ä.) in die Mitte legt, sondern nur bei einem Gimel. Wenn jemand alles aus der Mitte bekommt, legt jeder Spieler eine Nuss in die Mitte.

IMG_0833.JPGSchon seit Sommer findet ein Projekt, der informellen Bildung für Kinder und Erwachsene, in Gelsenkirchen statt.
Regelmäßig werden Vorlesungen gehalten, wir machen gemeinsam Hawdala und feiern dabei in einer familiären Runde die Trennung vom Schabbat.
Heute kam dieses Projekt zu einem neuen Stadium.
Zum ersten Mal veranstalteten wir ein Familienseminar in der Gemeinde Gelsenkirchen. Das Konzept von Familienseminaren ist ideal, denn egal wie alt man ist, es gibt für alle Altersgruppen Aktivitäten. Mehr als 5 Jahre machen wir dieses "Format" und es hat Erfolg in vielen verschiedenen Jüdischen Gemeinden.

Das Thema des heutigen Seminars war "Chanukka zu Hause"! Die Idee des Seminars war, dass das Fest nicht nur etwas mit Religion zu tun hat, sondern auch einen familiären Charakter hat; dass man jüdische Feiertage in der Familie feiern kann und dabei auch richtig viel Spaß haben kann.

In vier Stationen konnten die Teilnehmer immer einen Aspekt von Chanukka kennenlernen. Man konnte mit dem Religionslehrer der Gemeinde lernen, wie man die Chanukkia anzündet, mit Dasha konnte man eine eigene Chanukkia basteln und nach Hause mitnehmen, bei mir spielten alle Generationen gemeinsam mit dem Sevivon und hatten Spaß (vor allem die älteren Mitspieler waren sehr ehrgeizig) und bei der letzten Station konnte man verschiedenes malen.
Am Ende erzählte noch der Gemeinderabbiner ein bisschen etwas über die Geschichte von Chanukka und dann gab es noch ein leckeres Essen mit Sufganiot.

Es war schön, nicht nur so viele Menschen in der Gemeinde zu sehen, sondern auch alte Bekannte zu treffen.

Dies war der Start für eine neue Reihe von Familien-Workshops/Seminaren zum Thema Chanukka!

(Mehr Fotos in meinem Flickr Fotostream)

Sukkot ist vorbei. Die Laubhütte wird abgebaut, doch was machen wir mit dem Lulaw?

Viele lassen 3 Teile des Lulaws (Palmenzweig, Myrtenzweige & Bachweidenzweige) bei sich irgendwo stehen. Oft kann man in Klassenzimmern oder Büroräumen von Religionslehrern oder Rabbinern vertrocktete Lulawe finden. Den 4 Bestandteil von einem Lulaw nutz man oft aktiv weiter.

Wer schon einmal einen Etrog in der Hand hielt, der weiß, dass diese Zitrusfrucht enorm gut riecht, daher wird der Etrog als Bsamim (Wohlriechendes) bei der Hawdala verwendet. 

Wenn man in die Schale des Etrog kleine Gewürznelken steckt, so kann man den Etrog viele Jahre als Bsamim nutzen. - Hier gibt's ein Foto!

Die Hawdala, die Zeremonie die den heiligen Schabbat von den normalen Werktagen trennt, ist eine familiäre Zeremonie, die mehr als zweieinhalb Jahrtausende alt ist. Doch der Ritus war nicht sofort vollkommen. Mit der Zeit kamen neue Komponenten hinzu. (Hier sind meine alten Beiträge zum Thema Hawdala)

Bsamim

Die drei wichtigsten Komponenten sind der Wein, Wohlriechendes und Feuer.

Heute erzähle ich Euch etwas über das Wohlriechende - Bsamim.

Normalerweise nimmt man für den Bsamim nur natürliche Gewächse, wie zum Beispiel Nelken oder Zimt in Europa oder sepfardische Juden nehmen auch Rosmarinäste.

Doch woher kommt der Brauch, dass man Wohlriechendes zur Hawdala benutzt?

Die jüdischen Weisen aus dem 15.-16. Jahrhundert (Rischonim) waren der Meinung, wenn wir etwas Wohlriechendes riechen, so erinnern wir uns an die 2. Seele, die zu uns während des Schabbats gekommen ist und uns bei Schabbatausgang verlässt.

Andere meinen, dass es einfach das Aroma des Schabbats ist.

Mit der Tradition etwas Wohlriechendes zu riechen brach vor vielen Jahren eine komplett neue Bewegung der Arbeit mit Silber.

Im Europa war es allerdings Juden lange Zeit verboten, mit wertvollen Metallen zu arbeiten, daher musste man die Bsamimbüchsen bei Christen bestellen. Doch wie erklärt man einem Christen, dass man eine Büchse mit kleinen Öffnungen braucht und die für eine religiöse Zeremonie benutzen wird und die dazu noch ein bisschen heilig sein soll? 

Christen assoziierten mit Religiösität und Heiligtum ihre eigenen Kirchen, daher gibt es viele Bsamimbüchsen die wie ein Kirchturm aussehen, manchmal mit kleinen Flaggen oder Glöckchen. (Hier ein Foto)

Elijahu Kitov erzählt in seinem Buch "Das jüdische Jahr", dass der Etrog die Form eines Turms haben soll, dass heißt, dass er unten breit sein soll und zur Spitze immer dünner werden soll."

Dies ist ein hinweis darauf, dass der Etrog schon vor vielen Jahren als Bsamim benutzt wurde und mit der Erklärung, wie ein Etrog auszusehen hat gibt es ebenfalls eine mögliche Erklärung, warum die Bsamimbüchsen oft die Form eines Kirchturms haben.

Gerade befinden wir uns in einer wunderschönen Jahreszeit, in der wir Gerüche nicht nur bei der Hawdala riechen können sondern auch draußen, der Herbst bringt viele verschiedene Gerüche die uns nun umgeben.

Lea Goldberg schrieb dazu in ihrem Buch "Briefe von einer imaginären Reise" über die Hawdala:

Der herbstliche Sonnenuntergang entbot ihr durch das offene Fenster seine Wohlgerüche - wie eine gute Großmutter, die das Durfkästchen reicht zum Segenspruch beim Abschied vom Schabbat, "der das Heilige vom Profanen unterscheidet" und vielleicht endlich "das Profane vom Heiligen"? Es lag eine wunderbare, ferne Weissagung im Geruch des herbstlichen Sonnenunterganges.(...)

Vor einigen Tagen war Jom Kippur - das Versöhnungsfest.
An diesem Tag beenden wir die "Zehn Tage der Umkehr" und konzentrieren uns auf unseren Gebeten zu G-tt.
Dabei bitten wir G-tt, dass er uns in das Buch des Lebens einträgt, wir entschuldigen uns für alle Sünden, die wir im vergangenen Jahr begangen haben.
Damit wir uns auf das Gebet zu G-tt vollständig konzentrieren können, gelten bestimmte Gebote; das bekannteste ist, dass man an Jom Kippur fastet. Mehr als 24 Stunden isst und trinkt man nichts.
Außerdem gelten verschiedene andere Gebote, unter anderem, dass man sich an diesem Tag nicht in Leder bekleiden soll usw.
In vielen Gemeinden gibt es den Trend, dass Menschen in einem schicken Anzug und Chucks oder anderen Turnschuhen zum Gebet kommen. Manchmal sieht es ziemlich komisch aus, aber dennoch, ich mag dieses Gebot, vor allem, wenn man lange an Jom Kippur beten muss, da sind bequeme Schuhe und ein weicher Stuhl immer sehr angenehm.

Von vielen Freunden und Bekannten erfahren wir, wie Jom Kippur war, wir erhalten Fotos von den Orten in denen sie den Tag verbracht haben und lesen Texte von ihren Reden und Erfahrungen des Tages.
Deshalb dachte ich mir, dass ich hier jetzt auch ein bisschen über mein Jom Kippur 5769 erzählen werde.

Beginnen tut Jom Kippur mit "Kol Nidre" - Alle Schwüre/Gelübte.
Seit dem 14. Jahrhundert ist "Kol Nidre" bekannt, damals trafen sich die Marranen in Spanien zu geheimen Treffen jährlich und beteten dieses Gebet. Marranen waren damals Juden, die in der Zeit der Spanischen Inquisition zum Übertritt in das Christentum gezwungen wurden, aber dennoch ihren jüdischen Ursprung nicht vergaßen.

Diese geheimen Treffen in Kellern und Verstecken zu Kol Nidre konnten wir dieses Jahr gut nachvollziehen, als wir Kol Nidre bei einer der ältesten liberalen Gemeinden Nordrhein-Westfalens in Köln verbrachten.
Die Gemeinde befindet sich in einem Kellerraum einer Kirche. In diesem Raum, in dem außer vielen Stühlen und Tischen es noch eine Bibliothek und einen Aaron HaKodesch. Wir trafen alte Bekannte sowie auch Leute, die den G-ttesdienst in Düsseldorf besuchen.

Während des G-ttesdienstes wurden aus dem speziellen Machsor (Gebetbuch zu Feiertagen) verschiedene Texte/Psalme/Gebete aus unterschiedlichen Sprachen vorgelesen, dabei saßen Frauen mit Männern gemeinsam in einem Halbkreis um die Bima an der der Vorbeter stand.

Im Gebet Kol Nidre bitten wir G-tt, dass er alle Schwüre, die wir geleistet haben, ungültig macht.

Synagogue in Dortmund
Synagoge in Dortmund

Den restlichen Jom-Kippur-Tag verbrachten wir in Dortmund, der Stadt in der wir wohnen.
In Dortmund gibt es einige Traditionen, die sich mit den Jahren nie ändern:
Der gesammte G-ttesdienst wird im großen Saal der Gemeinde durchgeführt in dem es auch einen fest montierten Aaron HaKodesch (Torahschrank) gibt, es gibt immer Pflanzen, die den Saal schmücken, Melodien, die viele kennen, werden gesungen, es gibt fast schon einen Chor der Gemeindemitglieder bei bestimmten Augenblicken während des Gebetes, außerdem gibt es nicht nur Alijot (Erhebung / Aufruf) zur Torah, sondern auch noch zum Aaron HaKodesch - dabei wird der Aaron HaKodesch geöffet und die Gemeinde erhebt sich.

Die Gebetssaal ist dabei so aufgeteilt, dass Männer und Frauen getrennt auf einer Ebene sitzen, zwischen den beiden Sitzreihen stehen Pflanzen, als Rabbi Brandt noch in Dortmund war, war es so, dass die Torahrolle durch die Männer- & Frauenhälfte durchging, nun, da in Dortmund ein orthodoxer Rabbiner amtiert, ist es so, dass man nur noch die Männerhälfte durchgeht, dabei muss der Kantor und der Rabbiner einen sehr schmalen Weg zwischen Stühlen und Pflanzen durchgehen. Da dieser Weg ziemlich eng ist, war es dieses Mal so, dass der Kantor eine der Pflanzen anstieß und zum umstürzen brachte.
Danach meint er ganz laut, dass er diesen Weg hasse.

Synagogue in Dortmund
Die Männerhälfte in der großen Synagoge ... Foto nach Jom Kippur gemacht.

Auch wenn die Gemeinde nun einen orthodoxden Rabbiner hat, ist es dennoch so, dass viele Frauen und Männer einander während des G-ttesdienstes besuchen und miteinander reden.

Obwohl wir mit vielen Gemeinden in Kontakt sind, so verbringen wir Jom Kippur immer in Dortmund. Bei uns in Dortmund ist nicht nur das Gebet besonders, sondern auch der Kiddusch. Nach dem Ende von Jom Kippur gibt es einen kleinen Kiddusch in einem kleinen Saal. Zum Kiddusch ist es immer Hering, Challa, süßes Brot, Tee und Wein.
Wir treffen immer unsere alten Bekannte, dies gibt Jom Kippur eine bestimmte Ruhe und Freude, auch wenn es ein bedeutender Tag ist - halt eben Jom Kippur.