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Während Rosch HaSchana gibt es einige Bräuche und Mitzwot (Gebote), die man erfüllen kann/ und muss.
Man isst Äpfel mit Honig, trägt weiße Kleidung oder Kippot usw.

Ein weiterer Brauch ist die Zeremonie des Taschlich.
Schon die Übersetzung von Taschlich "(du sollst) werfen" deutet darauf hin, dass man irgendetwas wegwirft.

Am 1. Tag von Rosch HaSchana geht man zu einer Wasserquelle, einem Fluss oder auch einem See und schüttet Hosentaschen aus und wirft Brotkrümel ins Wasser. Damit wirft man symbolisch die Sünden, die wir im gerade erst vergangenen Jahr begangen haben, ins Wasser.
Somit versuchen wir so zu werden, wie wir wirklich sind und wie wir sein können.

Es ist dabei immer gut, wenn Fische im Wasser sind, denn Fische sind die einzigen Lebewesen, deren Augen sich nie schließen, wie die Augen G-ttes. Man sagt, dass Fische die Welt beobachten.

Bevor man die "Sünden" ins Wasser wirft, werden verschiedene Gebete gesprochen:
Aus dem Buch Micha (7,19): "Du wirst in die Tiefen des Meeres all ihre Sünden werfen."
Außerdem liest man noch u.a. Psalm 133.

In allen Gebeten bitten wir G-tt um Entschuldigung und dass G-tt sein Versprechen, all unsere Sünden in die Tiefen des Meeres, hält und wir uns somit nicht mehr an unsere Sünden erinnert werden.

WaterGewässer in Stockholm (2007)

Die Zeremonie des Taschlichs kommt nicht aus dem Talmud oder der Torah; das erste Mal wird diese Zeremonie im "Buch der Bräuche" von Rabbi Jakob Molin (aus Mainz; er spiele eine wichtige Rolle, beim Wiederaufbau des Judentums im Mittelalter).

In unserer ehemaligen Heimatgemeinde war es so, dass am 1. Tag von Rosch HaSchana immer alle nach dem Kiddusch mit dem Rabbiner auf eine Fußgängerbrücke gingen und dort alle Brotkrümel in den Innenhafen warfen und somit alle Sünden.
Eine Frau machte immer den selben Witz: "Die Fische werden sterben, den wir haben sooo viele Brotkrümel, dass sie nicht alle aufessen können." Dabei warf sie ein großes Stück Challa (Zopfbrot) ins Wasser.

Dieses Jahr sammelte ich viele Eindrücke, denn wir waren zu Rosch HaSchana in vielen verschiedenen Gemeinden, darüber werde ich allerdings erst nach den Hohen Feiertagen berichten - noch ein bisschen Geduld.

Eine Geschichte werde ich allerdings schon jetzt veröffentlichen, denn sie passt sehr zu diesem Beitrag:

Die Mincha (Nachmittagsgebet) mit anschließendem Abendg-ttesdienst
verbrachten wir in einer orthodoxen Synagoge. Beim Betreten der
Synagoge fand ich etwas im Raum, einen Gegenstand, der eigentlich
nichts in der Synagoge verloren hat, ein Aquarium.
Im Aquarium, dass nicht sehr groß war, lebten mehrere Goldfische und viele Wasserblumen.
Erst verstanden wir nicht, was dieses Aquarium in der Synagoge verloren hatte.

Dann wurde der Hausmeister geholt und er stellte das Aquarium auf
die Bima, den Ort, auf dem normalerweise die Torah gelesen wird. Der
Rabbiner erklärte, dass wir er nicht zufrieden sei, dass die Stadt
immer noch keinen Fluss oder Kanal neben der Gemeinde gemacht hat,
daher müssen wir die Zeremonie des Taschlich mit diesem Aquarium machen.

Meine
Freunde und ich machten Witze darüber, dass man anschließend die
Goldfische gemeinsam mit den Wasserpflanzen zu Sushi machen würde.

(Falls der 1.Tag von Rosch HaSchana ein Samstag ist, dann macht man Taschlich am 2. Tag von Rosch HaSchana)

Einige Freunde baten mich die Rede, die ich am Freitagabend (Kabbalat Schabbat) gehalten habe, zu veröffentlichen. Über diesen besonderen G-ttesdienst habe ich hier berichtet.

Dies ist keine Wortwörtliche Wiedergabe.

Im Monat Elul erzählte mal Rabbi Salman von Liadi vor vielen Jahren eine Geschichte:

"Vor langer, langer Zeit lebte ein König in seinem großartigen Königreich. Es gab eine Gruppe von Menschen, die diesen König treffen wollten, doch sie müssten Monate warten, dann merkten sie noch, dass sie nicht passend gekleidet waren. Es gelang ihnen den König in seinem Palast zu treffen.

Bis sie erfahren haben, dass der König momentan sein Königreich erkundet und jeder, der ihm ein Glas Wasser oder eine Bleibe geben würde oder auch einfach nur ein paar Schritte mit ihm mitgehen würde, eine Audienz beim König haben könnte."

In der Liturgie zu Rosch HaSchana ist es so, dass das Wort König eine Metapher für G-tt ist.

In der Zeit der Umkehr, in der wir uns jetzt alle befinden, richten sich die Gebete an unseren König, es ist jetzt die Zeit, in der wir eine Audienz bei unserem König haben können, wir können von G-tt erhört werden und G-tt kann uns antworten. Es ist die Zeit, in der wir um Entschuldigung bei G-tt bitten können.

Die heutige Parascha (Wochenabschnitt aus der Torah) "Nizawim" sagt dazu folgendes:

"Ich nehme zu Zeugen gegen euch heute den Himmel und die Erde, das Leben und den Tod hab' ich dir vorgelegt, den Segen und den Fluch; aber du sollst das Leben erwählen, auf daß du lebest, du und dein Same;" (Dewarim Kap. 30 Ver. 19)

Mit den Worten Leben und Tod, meint G-tt nicht unbedingt "Leben" und "Tod", es geht hierbei viel mehr darum, dass man leben soll, man soll aktiv sein und nach Dingen streben, mit dem Tod meint man, dass man nicht einfach passiv leben soll, solange man lebt soll man leben und nicht Halbtod durch das Leben gehen.

Wir alle stehen momentan kurz vor Rosch HaSchana; dem jüdischen Neujahr und alle wünschen sich gegenseitig ein gesundes, glückliches, erfolgreiches und fröhliches neues Jahr; dennoch wissen wir alle aus unseren Erfahrungen, dass ein Jahr nicht immer glücklich und erfolgreich ist, es gibt immer Momente die traurig und frustrierend sind.

Jeder kennt bestimmt das Lied: "As der Rebbe lacht, lachen alle chassiden...."

Vor einigen Jahren besuchte ich einen Schabbat und der Rabbiner erzählte von der letzen Strophe des Liedes, einer Strophe die nicht sehr populär ist: "Und as der Rebbe weint, weint er ganz allein."

Abschließen möchte ich mit einer privaten Geschichte: Vor vielen Jahren, kurz vor Rosch HaSchana, kam zu meiner Familie eine ältere Frau, sie wünschte uns ebenfalls ein gesundes und glückliches neues Jahr und schenkte uns einen kleinen Löffel. (Wir dachen uns: Wieso ein Löffel? Was hat ein Löffel mit den Glückwünschen zu tun)

Sie erzählte uns, dass als sie noch ein kleines Kind war, lebte sie mit ihren 10 Geschwistern und ihren Eltern in Osteuropa, die Familie war nicht wohlhabend und es war Rosch HaSchana. Alle wollten Geschenke und ihre Mutter schenkte jedem einen Löffel und sagte: "Ich wünsche Euch ein schönes neues Jahr, dennoch ist das Leben nicht immer schön; und falls Ihr in diesem Jahr weinen werdet, dann nur so viel, dass es auf diesen kleinen Löffel passt, nicht mehr."

Deshalb, Susan *, wollten wir Dir ebenfalls einen kleinen Löffel schenken; ich wünsche Dir, Deiner Familie und allen Anwesenden ein gesundes, glückliches und fröhliches neues Jahr, natürlich wird es gute und schlechte Tage geben, aber ich wünsche allen, dass es viel mehr gute Tage im kommenden Jahr.

Schabbat Schalom und Schana Tova!

* Susan Borofsky leitet den liberalen G-ttesdienst.

Photo2
Seit mehr als einem Jahr veranstaltet man, auf Basis einer privaten Initiative, wird ein Kabbalat Schabbat G-ttesdienst durchgeführt.
Wie unterscheidet sich dieser G-ttesdienst von den anderen G-ttesdiensten?
Vielleicht weil er zuerst im jüdischen Seniorenheim, dann in der kleinen Synagoge und schließlich in der jüdischen Schule. Vielleicht aber auch, weil sich Menschen aus vielen Städten dort treffen.
Oder auch, weil Frauen gemeinsam mit Männern sitzen. Vielleicht aber auch, weil das Gebetbuch auf hebräisch, deutsch und englisch geschrieben ist und das Gebet wird auch auf den Sprachen geführt.
Es kann auch sein, dass er sich von der anderen dadurch unterscheidet, dass viele das Gebet leiten und nicht nur ein Vorbeter; und das der Vorbeter in diesem Fall eine Frau ist. Die Melodien sind nicht die klassischen deutschen Melodien.

Natürlich kann es auch daran liegen, dass die Räumlichkeiten immer mit Blumen geschmückt sind.
Die tolle, warme, familiäre Atmosphäre könnte ebenfalls ein Grund sein.

Wenn es schon so viele Unterschiede gibt, was für Gemeinsamkeiten gibt es?
Man zündet die Schabbatkerzen an, man liest bekannte Passagen aus den Gebeten und Psalmen, der Kiddusch, man trifft Freunde, man empfängt herzlich den Schabbat...

Alle obengennaten Punkte treffen auf diesen G-ttesdienst zu.

In Deutschland gibt es in den letzten Jahren immer mehr liberale G-ttesdienste, die auf dem geschichtlichen Ursprung beruhen, mit der Zeit werden Gemeinden wiedergeboren, die vor dem Weltkrieg existiert haben. Zur gleichen Zeit darf man nicht vergessen, dass es in der aktuellen jüdischen Bevölkerung Deutschlands auch noch englisch-, amerikanischsprachige Juden gibt, die ihre Traditionen bewahren, die im Gegenteil zu den Osteuropäisch-jüdischen Traditionen sich gestärkt haben. Englisch-, amerikansichsprachige Juden bewahren ihre Traditionen, sie sind keine sekulären Juden, sondern tragen bereits eine bestimmte Basis und Erfahrung mit sich, egal ob sie orthodox, konservativ oder liberal sind.

Dies ist einer der wenigen G-ttesdienste in Nordrhein-Westfalen, der von einer Frau geleitet wird.
Susan Borofsky führt durch das Gebet mit Melodien, die sie aus ihrer Heimat Amerika kennt, dort wo sie eine lange Zeit ihres Lebens verbracht hat.

Einige Worte über den G-ttesdienst diesen Freitag. Er war vielleicht daher besonders, weil er nur wenige Tage bevor Rosch HaSchana war.
Dies merkte man bereits am Anfang. Anstatt eine kleine Geschichte über Kawanah* (unten findet Ihr die Erklärung des Begriffes) zu lesen, wurde dieses Mal die Geschichte erzählt, über den König, der gerade sein Königreich erkundet und für Menschen erreichbar ist, die ihn suchen.
Alte Gebete erklangen in neuen Melodien; aus dem traditionellen Schalom Aleichem Melodie wurde eine Wild-West Melodie.
Der Anwesende Gastrabbiner erzählte über die Bedeutung des Kaddisch und dass man nicht unbedingt stehen muss und das der Kaddisch normalerweise ein Trenngebet zwischen Teilen der Liturgie ist.
Ich hielt ebenfalls eine Rede, die Ihr hier nachlesen könnt.
Passend zu dem Monat Elul, in dem wir uns befinden, wurde der Psalm 27 gelesen und erklärt.

Einige aktive Kinder waren anwesend, die hebräisch lesen und singen konnten, sangen laut und genossen die Stimmung, auch wenn manchmal die richtige Melodie laut sangen.

Nach dem Gebet ging es genauso familiär weiter, wie es schon während des G-ttesdienstes war.
Auch wenn der G-ttesdienst hier später als der traditionelle G-ttesdienst beginnt und die Teilnehmer noch einen langen Rückweg vor sich hatten, blieben alle und sprachen miteinander, aßen Kuchen und tranken einen guten koscheren Wein. Es gab genug von allem.

Nicht zu vergessen, wir alle stehen kurz vor Rosch HaSchana stehen, wurden passende Lieder gesungen, zwischen professionellen Musikern gab es kleinere Diskussionen, welche Melodie die richtige sei und welche Noten dazu passen.

Alle waren glücklich den Schabbat gemeinsam empfangen zu haben; meine Mutter und ich erinnern uns immer an einen Satz, den eine ältere Frau zu meiner Mutter gesagt hat, als wir eine nichtorthodoxe Synagoge in Jerusalem besuchten: "Honey, this is the right place to be".

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*
Aus dem amerikanischen Siddur "Ner Tamid":

Was genau bedeutet Kavanah? Es bedeutet, beim Geben den Kopf von allen fremden Gedanken frei zu machen und sich vorzustellen, man stehe vor dem Ewigen. Deshalb sollte man vor dem Gebet eine Weile sitzen und die Gedanken sammeln, um dann ruhig und demütig zu beten. Das Gebet sollte auch nicht als eine lästige Pflicht betrachtet werden, die man möglichst schnell hinter sich bringt bevor man weiter zieht. Deshalb sollte man auch nach dem Gebet eine Weile sitzen bleiben und erst dann gehen.

In wenigen Tagen ist das jüdische Neujahr - Rosch HaSchana!

Es ist üblich, dass man allen guten Bekannten, Freunden und Verwandten Postkarten oder Emails oder Pinnwand-Einträge bei Facebook sendet.

Dies ist immer eine sehr schwierige Aufgabe, denn alle Wünsche müssen alle erreichen, falls man jemanden auslässt, so ist diese Person nicht sehr froh, vor allem wenn man sieht, dass die anderen etwas bekommen haben. Dann muss man noch beachten, dass man möglichst jedem persönlich eine Nachricht sendet.

In diesem Jahr halte ich mich sehr familiär, nur ein bisschen mehr als 500 persönliche Grüße müssen innerhalb dieser Tage versendet werden.

Dazu kommen noch ein paar Artikel für besondere Webseiten und auch für diesen Blog.
Über Rosch HaSchana werde ich bald hier noch etwas schreiben, ein bisschen Geduld...

Bis dahin noch ein lustiges Video passend zu Rosch HaSchana:

Seit vielen, vielen Jahren bekamen wir Einladungen, den liberalen Minjan (Versammlung von min. 10 Personen) in Selm zu besuchen.
Finally, dieses Wochenende waren wir da!

Als wir uns entschlossen haben, den Minjan dort zu besuchen, haben wir uns ein bisschen mit der Synagoge beschäftigt.
Wie sich herausstellte, ist diese Synagoge nur knapp 19 Kilometer entfernt, sie liegt in einer kleinen Stadt nicht weit von Dortmund.

Synagoge Selm
Synagoge in Selm

Die Synagoge in Selm ist eine der ältesten noch erhaltenen, das erste Mal wurde sie im Jahr 1818 erwähnt.
Während der Reichspogromnacht wurde die Synagoge geplündert und ein Kohlenhändler erwarb das Gebäude und dann nutzte er den Raum als Lager.

Im Jahr 1991 wurde dann die Synagoge renoviert und einige Jahre später übergab man die Gemeinde dem Volk.

Wenn man in das Gebäude kommt, so landet man in der Synagoge, ein kleiner Saal mit einem Holzboden, einer blauen Decke mit kleinen Sternen, einer sehr schmalen Frauenempore, einen Tisch zum Lesen der Torah und ein Klavier. Man fühlt sich sofort wie zu Hause, eine Atmosphäre, die schwer zu beschreiben ist.

Als wir kamen wurden wir sofort herzlich empfangen, wir trafen viele alte Freunde und Bekannte und auch neue Freunde.

Etwas, was für viele jüdische Gemeinden ungewohnt ist, die Leute die zum Gebet hierher kommen, die kommen nicht um zu Essen (was in vielen großen Gemeinden der Fall ist), sondern um gemeinsam zu beten.
Alle die kommen haben ein Vorwissen, können hebräisch lesen oder lernen es.
Es ist so, dass jeder sich von der eigenen Seite zeigen kann, wer möchte der kann einen Teil der Parascha (Wochenabschnitt) lesen, das Gebet führen.
Perfekt für Leute, die lernen wollen und sich etwas zutrauen. Auch wenn man nicht perfekt die Torah lesen kann, man hat die Möglichkeit dies in einem kleinen Umfeld zu probieren.

Dieses Mal waren wir 11 Menschen, als wir beim Essen darüber gesprochen haben, da meinte ein Mann, dass wir nicht unbedingt übertreiben sollten, immerhin reichen ja für einen Minjan schon 10 Leute und wir haben 11.

Nach dem Gebet baute man schnell um, der Tisch, auf dem die Torah gelesen wurde, wurde schnell in die Ecke geschoben und 2 Esstische werden aufgestellt, selbst gebackene Challa (Zopfbrot) wurde auf den Tisch gelegt, Salat wurde ausgepackt, Wodka (anstatt Wein) wurde in kleine Kidduschbecher geschüttet, ein Kuchen wurde auf den Tisch gestellt und der Kiddusch (Tischsegen) begann.
Die selbst gemachte Challa war echt lecker.

Synagoge Selm

Decke der Synagoge

Beim gemeinsamen Beisammensein am Tisch gab es eine interessante Diskussion, ein Teil davon hat mir persönlich sehr gefallen:

Die Beziehung zwischen Mensch und G-tt in verschiedenen Religionen.

Im Christentum ist es so, dass es einen Zwischenmenschen gibt, der G-tt mit den "normalen"  Menschen vereint, beim Islam ist es so, dass der Mensch sooo klein ist und Allah soo groß, dass es keine Kommunikation geben kann.

Im Judentum dagegen ist es so, dass Religion nur dann funktionieren kann, wenn es einen "Dialog" zwischen Mensch und G-tt gibt. Wie man so schön sagt: "Es beruht auf Gegenseitigkeit."

Es war ein toller Schabbat Schacharit G-ttesdienst ( Morgeng-ttesdienst).

"HaJom Jom Schabbat; Ma yafeh HaJom!" - Der heutige Tag ist Schabbat; was für ein schöner Tag!

Bereits zu Ende des Kiddusches wurde bereits das nächste Treffen geplant, es wurde bereits eingeteilt, wer welchen Abschnitt liest, ich habe die Ehre bekommen die 6. Alia (Aufruf zur Torah) nächstes Mal zu lesen.

Mehr Infos zu diesem Minjan und der Synagoge findet Ihr hier. Und Fotos findet Ihr im Stream von Chajm Guski hier.

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Wie auch schon letzte Woche, jeder Freitag hat in der letzten Zeit eine interessante Geschichte zu erzählen.

Dieses Mal geht es um den Segen, den man normalerweise, nach der Speise spricht: Birkat HaMason.
Hierbei dankt man G-tt, für das leckere Essen, dass G-tt uns gegeben hat (Diesen Segen macht man auch, wenn das Essen nicht unbedingt einem geschmeckt hat).

Letzten Freitag veranstaltete eine Gemeinde ihren ersten liberalen G-ttesdienst, der von einer amerikanischen Kantorin geleitet wurde.

Nachdem ich den Kiddusch (das ist der Segenspruch (wörtlich Heiligung) über den Wein und das Brot) gemacht habe, machte ich mir die ganze Zeit sorgen darüber, wie ich den Birkat HaMason überstehen soll.

Nur kurzfristig habe ich erfahren, dass ich auch noch den Birkat HaMason machen muss, daher hatte ich nur wenig Zeit für die Vorbereitung von diesem langen Segen. Ohne meinen Vater hätte ich nicht's machen können, gemeinsam mit meinem Vater sangen wir den Segenspruch mehr als 2,5 Stunden lang und hatte immer wieder ein Problem, ein Vers in der Mitte des Segens ist der reinste Zungenbrecher. Ich versuchte und versuchte, aber er kam einfach nicht über meine Zunge, dieser eine Vers, ich war von mir selbst total enttäuscht.

Den einen Tag, den ich zum vorbereiten von allem hatte, verbrachte ich mit diesem einen Vers, allerdings konnte ich einfach nicht.

Vor dem G-ttesdienst sprach ich mit vielen, die ebenfalls in diesen G-ttesdienst involviert waren, alle hatten das selbe Problem wie ich, keiner konnte diesen Vers perfekt singen.

Keiner konnte mir wirklich helfen, allerdings gab man mir viele professionelle Tipps und Tricks, wie ich diesen Vers überleben könnte:

"Ich ziehe einfach ein paar Wörter, die ich nicht aussprechen kann, in die Länge." " Ich mache es einfach ganz schnell, dann kann man nicht merken, dass ich Fehler mache." " Ich lese es immer ganz leise."

Leider war kein Tipp für mich perfekt.

Die ganze Zeit war ich nervös, so ein Gefühl hatte ich noch nie gehabt.

G-tt sei Dank fand ich eine Frau, die auch selbst Gebete leitet, eine alte gute Bekannte von uns, sie war bereit mir zu helfen. Dafür bin ich ihr immernoch sehr, sehr Dankbar. DANKE!!!

Nun war es so weit, nach dem alle gegessen haben war es Zeit für den Segen nach der Speise.

Mich bat man noch vorne, neben den orthodoxen Rabbiner.
Seit dem der liberale G-ttesdienst prallel zu seinem G-ttesdienst durchgeführt wird, ignoriert mich dieser Rabbiner.

Deshalb war seine erste Reaktion, als ich mich neben ihn setze, eine starke Drehung seines Stuhles, nun saß er rechts von mir und dies mit seinem Rücken. Links von mir saß ein Mann, hinter mir saß die Frau, die mich retten wollte und dies auch machte.

Und so fingen wir alle an, die meisten sangen mit, nicht zu vergessen, die restlichen 90 Leute, die im Raum saßen.

Alles hat ziemlich gut angefangen.

Es war nun Zeit für den Vers, den keiner wirklich konnte:

Der Anfang des Verses: "Reze w'hachalizenu...."

Zu meinem Erstaunen, ich laß den Vers laut und richtig. Juhu! Ich war erleichtert, doch ich wusste bis zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass es für mich nur das kleinste Problem des ganzen Segens war.

Wir kam zu dem Vers "Harachaman"(hebräisch für "Der Barmherzige").

Dies wurde zu dem Höhepunkt, der angespannten Situation, in der ich saß.

Nach und nach wurde die Stimme des Rabbiners lauter, dabei sang er einen total anderen Text, somit versuchte er uns aus der Fassung zu bringen, der Mann der neben mir saß und versuchte den Rabbiner zu übertönen sang leider auswendig und kannte nicht den ganzen Text. Hauptsache war, das dieser Mann sang, außerdem saß noch die Frau hinter mir, die uns auch noch unterstützte.

Auf einmal, als der Mann neben mir die Vorbeterrolle übernahm, sang er einen total anderen Text, dennoch sangen wir mit, einfach damit man nicht aufhören musste. Leider muss aber auch ein Text ein bestimmtes Ende haben, als dies dann kam wussten wir nicht mehr weiter, denn wir haben bemerkt, dass auf einmal wir schon am Ende des Verses waren, dies war allerdings nicht der Ort, an dem wir jetzt sein müssten.

Dann rettete uns die Frau. Sie fand eine passende Stelle im Text, bei der alle wieder rein konnten.

So sangen wir weiter. Den Rest des Textes konnte ich sicher und da alle mitsangen hatte ich auch keine Angst mehr, dass der Rabbiner extra einen falschen Text singen wird.

Nach dem wir das Gebet beendet hatten war ich so sehr der Frau dankbar, die mich gerettet hat und unterstützt hatte, sie war meine  "Superwoman of Birkat HaMason".

Keiner, außer denen die neben uns saßen, wussten was während des Gebetes passiert ist, vielleicht ist es auch gut so.

Zu mir kamen Leute und meinten, dass ich Birkat HaMason gut gemacht habe und ich war danach auch erleichtert und konnte wieder mit allen Freunden und meinen Eltern lachen und den Abend genießen.

All in all - Zusammenfassend kann ich eine Lehre aus dieser Situation ziehen:

Sachen, die man angefangen hat, muss man bis zum Ende durchziehen; egal was wür eine Situation gerade dich umgibt - Wenn man an sich glaubt, und die nötige Unterstützung durch Freunde und Familie hat, dann kann man vieles schaffen, wovon man geglaubt hat, dass man es nicht kann / wie ich mit dem Birkat HaMason.

Diese tragisch-komische Geschichte, die ich überlebt habe, bleibt nun eine gute Erinnerung und Lehre für mich.

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Beim lesen habe ich bemerkt, dass es ziemlich viele "ich"'s in dem Text gibt und dennoch bin ich kein Egoist.

Photo2
Seit zwei Tagen sind wir nun in Deutschland.
Ob ich darüber glücklich bin oder nicht?
Sagen wir so, es ich echt toll endlich wieder zu Hause im eigenen Haus und im eigenen Bett zu schlafen.
Was mich ebenfalls sehr freut, ist meinen Vater wieder zu sehen, mein Vater musste 3 Wochen lang ohne uns leben.
Allerdings würde ich trotzdem gerne noch in Israel sein.

Der Abschied von Jerusalem war echt schwer.

Das Nesher-Taxi, dass ich ein Taxi für 10 Personen, holte uns ab und holten noch ein paar andere Passagiere von verschiedenen Ecken unserer Nachbarschaft ab.
Wir kamen auf die Autobahn Richtung Ben Gurion.
Auf dem Weg ruft der Fahrer eine amerikanische Frau an, die in einem kleinen Dorf 20 km von Jerusalem abgeholt werden muss.

"This is Nesher-Driver. I will come in 10 minutes, wait. HaShalom 12?"
"Yes, HaShalom 12, we will wait outside, no problem!"

Es vergingen ca. 25 Minuten und wir kamen in dieses kleine Dorf auf einem Berg, schnell kamen wir auf HaShalom (die Straße) und kamen vor Haus Nummer 12 an.

"This is Nesher-Driver. I'm now at HaShalom 12. Come outside, I'm waiting!"
"We are already outside!"
"Where are you, I'm now HaShalom 12, come out!"
"We are already outside!"
"I'm parking right in front of HaShalom 12, where are you?"
"We are at Arzot (oder so ähnlich). Thats next to HaShalom!"
"Why are you at Arzot you said me HaShalom, I'm, here!"
"What should we do now?"
"Wait, I come. Arzot, ken?"

Es ist einfach witzig, wie ein israelischer Taxifahrer, der wenig Englisch spricht mit einer anderen Person versucht zu kommunizieren. Nachdem er aufgelegt hat, schimpft er auf hebräisch.
Einige Passagiere finden die ganze Situation lustig, es ist einfach komisch, dass jemand die ganze Zeit behauptet, dass man ihn vor seinem Haus in der Straße A abholen muss und dann plötzlich sagt, dass man gerade in Straße B auf das Taxi warte.

Nachdem wir endlich auch die letzten Passagiere abgeholt haben, fahren wir endgültig in Richtung Ben Gurion Airport. Zeit vergeht und wir staunen immer noch über die atemberaubende Landschaft, die ganzen Berge und Täler die links und rechts von einem sind.

Im Flughafen angekommen wird sofort beim Check in alles durchleuchtet.

In einem unserer Koffer lag ein Lap Top meiner Mutter und deshalb mussten wir zeigen, dass es nur ein Computer ist und kein Sprengkörper. Dann wurden wir noch durchfragt, wieso wir in Jerusalem waren.
Nach dem wir unsere Sitze zugewiesen bekommen haben, durch einen weiteren Security-Check gegangen sind und die Passkontrolle passiert haben saßen wir in einer riesigen Halle und haben auf unseren Flug gewartet (Hier ist mein Beitrag dazu)

Wenige Minuten vor dem boarding begaben wir uns zum Gate, hier trafen wir eine Familie, die wir schon seit dem ersten Security-Check, verfolgen (bzw. sie uns verfolgt).

Wir betreten das riesige Flugzeug und die Flugbegleiterinnen zeigen uns unsere Plätze.
Meine Mutter sitzt eine Reihe vor mir, dass passt uns natürlich gar nicht.
Wir warten, dass einer unserer Nachbarn auftaucht, damit wir fragen können, ob man mit einem von uns den Platz tauscht.

Meine Nachbarin kommt als erste, sie möchte nicht tauschen, sie möchte dort sitzen wo sie sitzt.
Mist. Dann kommt die Nachbarin meiner Mutter, wir verstehen allerdings sofort, dass sie nicht tauschen wird, da sie direkt hinter ihrem Mann und Sohn sitzt. Dann wenden wir uns der anderen Seite, dort sitzt ein Italiener, er wurde bereits 1 Mal von seinem Platz verjagt und wir fragen ihn, ich dachte, dass er nein sagt, aber auf einmal sagt er "sure".
Wir waren so glücklich.

Links von mir sitzt ein orthodoxer Rabbiner, rechts von mir meine Mutter und neben ihr sitzt eine orthodoxe Jüdin aus Frankreich. Ihre Haare sind mit einem Tuch und einer künstlichen Perücke verdeckt, allerdings sieht man bereits aus der Ferne, dass dies eine Perücke aus künstlichem Haar und nicht aus echtem Haar ist.

Die Passagiere gehören entweder 2 großen Mehrheiten oder einer kleinen Minderheit an.
Erste große Mehrheit: Italiener
Zweite große Mehrheit: Franzosen
Kleine Minderheit: Der Rest der Welt

Bereits nach einer Stunde Flug stehen alle Italiener auf und sprechen mit einander, bewegen sich durchs Flugzeug.
Franzosen unterhalten sich in einer angemessenen Lautstärke miteinander.
Und wir mitten drin.

Dann wir das Essen serviert, zu erst erhalten alle, die koschere Nahrungsmittel bestellt haben ihr essen, dann der Rest.
Als die nette Flugbegleiterin mich fragt, ob ich gerne Fisch oder Fleisch möchte sage ich: "Weder noch!"
Sie wirkt irritiert und fragt mich, ob ich das Tablett mit dem Salat und dem Dessert wenigstens haben möchte.

Der bisher sprachlose orthodoxe neben mir schiebt mir freundlicher Weise seine Hauptspeise zu und meint, dass er nichts essen möchte.
Es ist ein 1000% koscheres Huhn mit Reis, verpackt in einer Aluschüssel.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich eigentlich kein Fleisch und Fisch esse, fragt mich nicht warum!

Doch ich werde von beiden Seiten ermutigt das zu probieren, es ist immerhin koscher.
Mit geschlossenen Augen esse ich den Teller auf.

Der Rest des Fluges verlief ganz normal.

In Deutschland angekommen sehen wir das schreckliche Wetter auf dem Flugzeug.
Unser erster Gedanke ist, dass es momentan in Jerusalem 34 Grad sind und hier knapp 12 Grad.

Wir passieren die Zollkontrolle, hinter uns die selbe Familie, die uns auch schon in Tel Aviv verfolgt hatte.

Nach einer kurzen Wartezeit sitzen wir auch schon im ICE nach Dortmund.
Während der Zugfahrt schreibe ich bereits die ersten Mails nach Israel, höre meinen Anrufbeantworter ab (es gab echt viele Nachrichten), schreibe Pinnwand-Einträge bei Facebook und kann immer noch nicht glauben, dass ich vor wenigen Stunden noch mit Freunden in Israel war.

(Endlich) in Dortmund angekommen, treffen wir unseren Papa. Mein Vater musste 21 Tage für sich selbst sorgen, eine lange Umarmung folgt.

Auf dem Weg nach Hause werden wir bei einer Polizei Geschwindigkeitskontrolle angehalten.
"Guten Abend, Führerschein und Fahrzeugschein bitte!"
"Hier, wir sind aber nicht zu schnell gefahren!"
"Sie sind nicht zu schnell gefahren!"
"Wieso halten Sie uns dann an?"
"Sie waren zu langsam!"

Eine wahre Geschichte.

Foto_37

Diesen Eintrag schreibe ich gerade aus dem Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv.

Wir sitzen gerade hier und können uns nicht vorstellen, dass wir bereits 3 Wochen in Israel verbracht haben.
Es war eine schöne Zeit, die leider zu schnell vergangen ist.

Bereits Mitte der zweiten Woche dachten die ersten Teilnehmer an den traurigen Abschied, man tauschte Kontakte, versprach sich unbedingt wieder zu sehen.
In der zweiten Woche wurden schon richtige Freundschaften geschlossen, man brauchte ein bisschen Zeit um sich richtig kennen zu lernen.

Dann wurde es ernst. Die letzte Woche.
Bereits am vorletzten Tag wurde eine kleine Abschiedsparty in unserem Kurs gefeiert, da einige bereits in der Nacht fliegen mussten.

Der Rest verabschiedete sich am Donnerstag, allerdings sagten viele, wir sehen uns morgen beim G-ttesdienst, oder beim Dinner.

Dann traf man sich beim G-ttesdienst am Freitagabend, viele verabschiedeten sich hier, ein weiterer Rest safte, wie sehen uns morgen beim G-ttesdienst.

Am Samstag gab es einige G-ttesdienste, wie jeden Schabbat. Es gab Schacharit (Morgens), Mincha (Nachmittags), danach ein kleines Essen (Seuda Schlischit) und danach folgte noch das Abendgebet (Maariv) mit anschließender Hawdala (Zeremonie zur Trennung zwischen Schabbat und dem Rest der Woche.

Bei den meisten Gebeten waren die viele Freunde von uns dabei, allerdings verabschiedete sich bereits keiner mehr, es gibt ja noch Sonntags Gebete, außerdem kann man sich einfach in der Yeshiva treffen.

Und so geschah es, weil wir noch mit vielen sprechen wollten, kamen wir am Sonntag um 7:45 morgens in die Yeshiva und beteten gemeinsam, wir sprachen, allerdings wurden viele Gespräche immer weiter nach hinten verschoben, man sagte, wir treffen uns heute Nachmittag. Da man allerdings auch nicht mit allen Nachmittags sprechen konnte bildeten sich neue Termine, manche spät Abends in einem Café (Der Sonntag war ein Fastentag, deshalb konnte man erst seit Sonnenuntergang wieder essen. Hier gibts mehr dazu)

Andere Gespräche wurden einfach auf Montag verschoben, wir kamen am Morgen um 7:45 (die alte gewohnte Zeit für das Morgengebet) und sprachen mit Bekannten.

Immer mehr und mehr Freundschaften wurden geschlossen, nicht nur bei Facebook, auch in "real life".

Ein sinnvoller Text wird dieser Beitrag sicherlich nicht, von daher werde ich jetzt nicht erzählen, was ich neues gelernt habe, was ich mitnehmen konnte und was mir besonders gefallen hat.

Für eine "Analyse" der Reise sollte man darüber erst nach der Reise schreiben und nicht kurz vor dem Abflug.

Jetzt müssen wir zu unserem Gate C06 - unser Flug ist um 16:45.
Es war eine schöne Zeit.

Hier gibt es noch direkte Links zu einigen Fotoalben von mir aus Jerusalem:

Album 1
Album 2
Album 3
Album 4
Album 5
Album 6
Album 7
Album 8
Album 9
Album 10

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SpWie viele wahrscheinlich schon wissen, ist es so, dass wir hier in der Yeshiva einen Hebräischkurs besuchen.
5 Tage die Woche haben wir 3.5 Stunden hebräisch. Es ist echt ein intensiver Kurs, auch wenn es nur Kita "Alef Plus" ist.

Als wir angefangen haben, vor drei Wochen, damals waren wir noch Kita "Alef". Doch seit dem ging es ziemlich schnell vorwärts.

Was bedeutet Kita "Alef"?
Kita ist das hebräische Wort für Klasse / Kurs und "Alef" ist der erste Buchstabe des heb.  Alphabets und ist gleichzeitig der Zahlenwert 1.

Voraussetzungen für Kita "Alef" ist die Kenntnis des heb. Alphabets.

Viele aus unserer Gruppe waren 6 Wochen in einem Kibbutz, lernten hebräisch als Vorbereitung zur Bar-/Bat Mitzwah oder studierten hebräisch.

Wir haben sofort einen enormen Start zugelegt. In den ersten paar Tagen konnten wir ca. 30 Seiten pro Tag besprechen (unsere Lehrerin kann ein paar Wörter deutsch, eines davon ist "SCHRECKLISCH"). Mit der Zeit legte sich allerdings unser Tempo, wir konnten (und mussten) mehr sprechen.

Wenn man aber denkt, dass wir noch relativ am Anfang standen hatten wir einen nicht sehr großen Wortschatz, deshalb war es so, dass viele sich mit verschiedenen anderen Sprachen weiterhalfen.
Ich persönlich konnte mich während des Unterrichts besser auch französisch (das ich wirklich nicht fließend kann) ausdrücken, die fehlenden hebräischen Wörter konnte ich sofort auf französisch sagen.
Andere halfen sich mit spanisch und sogar mit Körpersprache, manche bewegten ihre Hände mehr als ihren Mund.

Bereits am dritten Tag konnten wir Briefe schreiben (in schriftlichen hebräisch), später konnten wir schon erzählen, was wir während Schabbat gemacht haben.

Die Gruppe wird unterrichtet, von einer sehr netten Lehrerin. Nizza. Sie ist nicht nur bei uns Lehrerin, sie unterrichtet auch noch an der Jerusalemer Universität hebräisch als Fremdsprache.

Wir lernen alle möglichen Formen von Verben, Adjektiven usw.

Aber auch: Geographie, in den ersten Tagen gab es Dialoge wie: Schalom. Schalom. Woher kommst du?. Ich komme aus China. Sprichst du chinesisch? Nein, portugisisch! Schalom. Bye.

Dann lernten wir ebenfalls noch Geschichte, Musik, Zahlen.

Viele Wörter die mit Elektronik zu tun haben sind "radio", "televisia", "video", aber das hebräische Wort für Computer auf hebräisch ist nicht Computer. Der Computer auf hebräisch ist "machschev"!  Dieses Wort ist gemeinsam mit "meoched" (spezial) das Wort, das sofort vergessen wird, nach dem man es lernt.

Der wohl beliebteste Ausdruck, der in unserem Kurs genutzt wurde ist: "Schnej studentim, schnej studentim" (2 Studenten, 2 Studenten = Partnerarbeit).
Wir mussten Dialoge vorspielen, übersetzten, gegenseitig befragen und einfach einander helfen.

Was man sagen muss, unsere Lehrerin konnte uns aushalten, manchmal mussten wir einfach viel lachen.

Zum Beispiel:
Bei so vielen Vokabeln, die wir täglich lernen, kann es vorkommen, dass man die eine oder andere Vokabel vergisst.
Und so geschah folgende Szene:

Ein "Student" des Kurses wird gefragt: Aus dem hebräischen: "Wen hast du getroffen?"
Leider hat er die Vokabel "treffen" auf hebräisch vergessen, er saß ratlos da.
Eine Nachbarin von ihm flüsterte ihm die richtige Vokabel vor: "meet" (eng. treffen).
Allerdings verstand der Student nicht "meet" sondern "eat" (eng. essen)!

Und dann geschah es: Er antwortete ganz selbstbewusst: "2 Hähnchen!"

Die Lehrerin fragt ihn ganz erstaunt: "Wo hast du hier in der Innenstadt von Jerusalem Hühner getroffen?"
Erst jetzt versteht er, was passiert ist.

Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie wir gelacht haben, er auch.

Unsere Lehrerin nennt so etwas : "Situazia!"

Zum Schluss möchte ich nur noch ein Wort schreiben, jeder Student muss dieses Wort kennen:
"hafsaka" - Pause!

Scheelot? Noch fragen?

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Unser Haus, in dem wir diese drei Wochen verbringen, befindet sich im Stadtteil Rehavia.
Dazu werde ich allerdings später mehr berichten.

Das besondere an unserem Haus ist, dass sofort auffällt, wenn man das Haus betritt ist: Es gibt keine Eingangstür!
Jeder kann in das Haus und befindet sich sofort im Treppenhaus des Mehrfamilienhauses.

Vor der Haustür steht meistens mindestens ein Kinderwagen (wenn nicht zwei / bei Besuch drei) und ein alter, mit Kratzern und Beulen übersehener Volkswagen.

Im Haus gibt es ca. 12 Wohnungen, es gibt eine Arztpraxis, allerdings habe ich noch nie gesehen, dass jemand rein oder raus ging.

Die Bezierk ist gehört zu einer der besten von Jerusalem. Es ist zwischen dem Knesset (Parlament) und der Altstadt von Jerusalem, es ist ein sehr belebtes Eck und besonders viele englischsprachige Juden leben hier.
Nur wenige Minuten von uns wohnt Bibi Netanjahu (der ehem. Ministerpräsident und Außenminister Israels).
Geht man unsere Straße (in Richtung aus der Innenstadt) wenige Minuten, so kommt man zu einem kleinen Park aus dem man die Knesset sieht, besonders Nachts ist es ein unvergessliches Erlebnis!

Nun aber wieder zu unserem komischen Haus.

Nachdem man nun das Treppenhaus betreten hat, ohne durch eine Tür durchzugehen, befindet man sich im Treppenhaus, hier geht es auch schon weiter.

Die Wohnungen sind hier in zwei Kategorien geteilt:

1. Kategorie:  Wohnungen mit Nummern

2. Kategorie: Wohnungen mit Namensschildern

Doch als ob diese Mischung nicht genug wäre, die Wohnungsnummern haben eine komische Reihenfolge, neben Wohnung Nummer 9 ist Wohnung Nummer 12, Wohnung Nummer 8 ist zwei Stockwerke über Wohnung Nummer 9 usw. Es ist ein totales Chaos. BALAGAN

Manche Wohnungen gehören allerdings zu einer dritten Kategorie: Wohnungen ohne Namensschilder und ohne Nummern.

In einer solchen Wohnung wohnen wir. Es ist echt komisch. Bei den Briefkästen stehen nur Nummern, da wir allerdings nichmal wissen, welche Nummer wir haben können wir nicht einmal unsere "Post", das meiste davon ist Werbung, lesen.

Ein weiterer interessanter Aspekt sind unsere Nachbarn, die meisten sind orthodoxe Juden.                      Vor einigen Tagen konnten wir folgende Szene beobachten:

Eine Mutter stand mit ihrem Kind, an der Stelle, wo normalerweise die Eingangstür wäre, und spricht mit einer anderen Mutter mit Kind.

Die eine Mutter zu dem Kind: "Dani, say lechitraot (Tschüss) to Sami." 

Kinder werden Bilingual erzogen! Die meisten sprechen mit ihren Kindern auf englisch, sind aber selbst Israelis.

Irgendwo im Haus wohnt ein Rabbiner oder Kantor, jeden Freitag vor Schabbat singt / betet er.

Er hat eine tiefe Stimme, bei jedem möglichen Segenspruch den er singt, antwortet eine zweite Person aus dem Nachbarhaus "Amen".

Nach zirka einer viertel Stunde mischt sich eine dritte Person ein. Er schaut aus dem Fenster und schreit laut auf hebräisch, es ist wahrscheinlich gut, dass ich diesen Wortschatz nicht besitze.

Das einzige Wort, dass ich verstanden habe war "Scheket" (Schweig!).

Danach herrschte eine unglaubliche Stimme in unserem Haus.

Am Abend, als wir gemeinsam mit unseren Nachbarn ein kleines Schabbat-Dinner veranstalteten, erzählten wir uns gegenseitig die Geschichte, der Rabbiner / Kantor /Sänger könnte ruhig noch etwas länger singen.

Über die unzählbaren Kinderwagen, die im Haus herumstehen werde ich jetzt nicht erzählen, ich werde auch nicht erzählen, dass man jeden Tag immer einen neuen Kinderwagen im Treppenhaus findet und ich werde nicht erzählen, was in unserem Haus in der ersten Nacht los war - hier gibt es den Blogeintrag von mit zur ersten Nacht.