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Es ist Freitag. Während die meisten Freude darüber sprechen wo man am Abend feiern gehen möchte, steht dies für einen gewissen Kreis an Menschen relativ klar fest. Freitag abends beginnt der Schabbat, der Ruhetag. Seinen Ursprung hat dieser in der Schöpfungsgeschichte: Gott schuf die Welt in sechs Tagen und am siebten ruhte er. Schamor we Zachor - Gedenke und behüte den Schabbat, so das Gebot, welches daraus kommt. An diesem Tag sollte man nicht arbeiten, keine Technik benutzen, nicht fahren und vieles andere nicht. Schaut man sich Gebote an, so haben diese auf den ersten Blick meist eine negative Konnotation; man soll das nicht, dies ebenfalls und von dem dritten ganz zu schweigen. Allerdings gibt es auch positive Folgen, die sich daraus erschließen. So hat man ein vorgegebenes Zeitfenster, in dem man mit Familie und Freunden sich treffen kann und entspannen kann.

lecker :)
Für viele ist es schwierig ohne Auto, iPhone und Spotify für einen Tag auszukommen, ebenfalls gehen viele heutzutage nicht mehr in die Synagoge. Doch dies alles bedeutet nicht, dass man sich nicht an den Schabbat erinnert, denn keiner hat gesagt, dass man sich nicht auf eine andere Art und Weise den Schabbat gedenken kann. Viele junge Menschen veranstalten Freitag abends ein Essen bei sich zu Hause, laden Freund ein. Es gibt leckeres Essen, guten Wein und peinliche Geschichten.

Da wir im 21. Jahrhundert leben, gibt es nicht nur Couchsurfing-Plattformen, sondern auch Netzwerke wie shabbat.com, die Anzeigen beinhalten von Leuten, die gerne z.B. Touristen bei sich zum Schabbat einladen.

Mit einem Kiddusch, der Heiligung des Weins, beginnt die Mahlzeit und ist dann meist auch das einzige religiöse Element des Abends. Für mich ist die Erinnerung an den Schabbat eine schöne Tradition, da es immer Erinnerungen daran weckt, wie es in der Kindheit war (auch wenn diese nicht all zu lange her ist). Als kleiner Junge habe ich abends in der Synagoge immer den Weinsegen gesagt, alle schauten auf mich und es war ein kleiner Auftritt meinerseits. Nach dem Gottesdienst gab es immer etwas süßes und im Sommer meist Eis, danach ging es nach Hause. Zu Hause gab es Challa, das Zopfbrot, welches für die Mahlzeit steht und mein Vater sagte immer den Segen. 

Aus meiner heutigen Sicht ist es natürlich gut, wenn man in die Synagoge geht und den Schabbat dort willkommen heißt, allerdings ist es noch wichtiger, dass man Traditionen in der Familie behält und sich in einer persönlichen Form an den siebten Tag erinnert. Und so ist es auch heute, es ist Freitag.

Ein Sommerlochthema? Wohl kaum!

Im vergangenen Monat wurde ich von einer Frau aus Wien angeschrieben. Sie erzählte mir, dass sie bei einem Altwaren Händler eine Besamimbüchse, wie sie sagt, "gerettet" hat. Aus Interesse suchte sie anschließend im Internet etwas über Besamimbüchsen und kam auf meinen Blog.
Eigentlich nichts besonderes, das Besondere an der Geschichte ist allerdings das Ende: Als die Frau meinen Blog anschaute und durch die Texte zur Hawdala blätterte, stellte sie fest, dass wir die gleiche Hawdalabüchse haben, wie die, die sie in Wien gekauft hat. Ein toller Zufall!

Dies ist gleichzeitig auch ein perfekter Übergang zu meiner neusten Hawdala-Geschichte:

Normalerweise ist das Antiquariat, an dem wir jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit vorbeigehen, geschloßen. Aus unerklärlichen Gründen war es jedoch vor wenigen Wochen auf und aus Neugier musste man unbedingt rein gehen. In der Mitte des Raums stand eine Besamimbüchse, so würden wir es zumindest bezeichnen. Als wir den Verkäufer fragten, wofür diese Büchse wäre meinte er, dass es für alte Blumen und Blüten gedacht wäre, damit es zu Hause einen guten Geruch gäbe. 
Im Prinzip die beste Erklärung der Funktion einer Besamimbüchse. Gleich darauf zeigte er uns eine zweite Büchse. Wenig später kauften wir die beiden Besamimbüchsen. Zu Hause mussten beide Büchsen sehr lange geputzt werden.

Hier sind die beiden Besamimbüchsen:

Besamimbüchsen

In den vergangenen Jahren sind verschiedene Seminargruppen in der JuGeDu entstanden. Alle drei Städte haben ihre eigene Gruppe. Die Teilnehmer der Seminare für Erwachsene sind auch Limmud-Fans. Auf Wunsch der Teilnehmer, aber auch der Gemeinde, fand daher zum ersten Mal ein Lernwochenende für Erwachsene, außerhalb der Gemeindewände, statt.

Willingen

Für das erste Wochenende wurde ein Hotel im hessischen Teil des Sauerlands ausgewählt. Thema des Wochenendes war der Schabbat. Es klingt natürlich zunächst, dass es ein einfaches Standartthema ist. Allerdings muss man sagen, dass selbst dieses Thema für viele auch neu ist. Insbesondere, wenn man die Absicht hat, möglichst viel nicht nur zu erzählen, sondern auch den Teilnehmern in die Hand zu geben; learning by doing. Hierfür hatten wir ein besonderes Materialheft für die Teilnehmer zusammengestellt. Mit dabei waren Gebete für z.B. das Kerzenzünden, Kiddusch, Tallit, Hawdalagebete etc.

Wenn man an einem solch schönen Ort ein Wochenende verbringt, so darf man auch nicht vergessen, dass man ein wenig die Natur genießen muss. Daher gab es jeden Tag eine Wanderung. Ein toller Moment war, als die Gruppe in den Bergen, abends am Freitag, Lecha Dodi gesungen hat. Dies erinnert an die Mystiker aus Zfat, die damals so in der Natur die Königen Schabbat empfangen haben

Alle fanden die Idee und das Ergebnis des Lernwochenendes sehr gut, daher wird es auch in Zukunft weitere Wochenende dieser Art geben.

In Berlin sah ich etwas passendes zur aktuellen Parascha Schlach Leacha, in der steht:

Sie gelangten bis in das Tal Eschkol; dort schnitten sie eine Rebe und einen Traubenbüschel ab und trugen sie zu zweien auf einer Bahre, ebenso einige Granatäpfel und Feigen.
(Bamidbar - 13:23)


Photo
Dieses Foto habe ich im Prenzlauer Berg im Restaurant Gugelhof.
Vielleicht kennen einige den Namen des Restaurants aus Wladimir Kaminers Schönhauser Allee. In einer der Geschichten beschreibt Kaminer wie US-Präsident Clinton mit dem damaligen Kanzler Schröder dieses Lokal besucht hat - hier ein Artikel dazu.

Während des Aufenthalts in Stockholm lernten wir Alba, eine sehr aufweckte und passionierte Kanadierin, die seit vielen Jahren in Valencia (Spanien) lebt, kennen. In ihrem Haus in Valencia hat sie einen Raum zur Synagoge umfunktioniert. Klingt alles noch ganz normal, doch sobald man hört, was sie macht, ist man zu Beginn ein wenig schockiert.

Shabbat 21st century

Seit vier Jahren bietet sie an, dass man bei Schabbatg-ttesdiensten per Telefon und seit anderthalb Jahren per Skype teilnimmt. Bei allen, zum Teil, tragisch-witzigen die man über liberale G-ttesdienste hört, ist so etwas doch schon sehr ungewöhnlich.

Alba berichtet über die Situation in Spanien und erzählt, dass es mehrere Gründe gibt, warum Leute per Skype oder Telefon bei Schabbatg-ttesdiensten teilnehmen wollen. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist, dass viele Juden in verschiedenen geographischen Ecken Spaniens leben, wo es keine Synagoge in der Nähe gibt und sie es nicht schaffen, in die nächste Großstadt zu fahren. Andere haben Babies und können daher nicht aus dem Haus, oder haben komische Arbeitszeiten wie Ärzte, Polizisten oder Anwälte. Viele sind dazu noch in einer Ehe mit einem nichtjüdischen Partner welche/r nicht am Judentum interessiert ist und um die Ehe nicht zu belasten, praktizieren sie einfach "von Zuhause".

Abgesehen von den Schabbatg-ttesdiensten beitet die Synagoge La Javurá noch verschiedene Veranstaltungen/ Aktivitäten zu Feiertagen, die mit Natur und Bildung, wie Tu BiSchwat und Schawuot an. Ebenfalls per Skype und Telefon werden Hebräischkurse angeboten, momentan gibt es zwei Schüler aus Chile, und ein Seminar mit dem Thema der Einführung in das Judentum.

Sobald man versteht, warum so etwas gebraucht wird, wird man neugierig und möchte einen Schabbatg-ttesdienst live erleben.

Um 20 Uhr schaltet man Skype an und ruft bei Alba an (Kontaktmöglichkeiten gibt's am Ende des Eintrags), sobald das Gespräch akzeptiert ist sieht man einen gemütlichen Raum mit einem großen Tisch in der Mitte, vielen Büchern der Bibliothek, zwei Torarollen, jede hat ihren eigenen Aaron HaKodesch und verschiedene Pflanzen, unter anderem Granafapfelgewächse.

Im Raum selbst wird man sehr herzlich empfangen von Alba, sie gibt eine Videotour durch den Raum und stellt auch die Leute vor, die vor Ort sind. Nach kurzer Zeit beginnt der gemeinsame G-ttesdienst. Jeder nimmt teil. Man singt bekannte Melodien und liest auf seiner Muttersprache die Übersetzungen. Für die meisten ist es Spanisch, allerdings sind auch andere Sprachen erwünscht. 
Momentan ist es tierisch heiß in Spanien, so um die 35+ Grad, so das fast jeder mit einem Fächer, wie ein Flamencotänzer, umher wedelt.

Während des G-ttesdienstes hört man plötzlich das Telefon klingeln. Hier in Deutschland wäre man rausgerannt und es wäre einem richtig peinlich. Doch hier ist es ein Gemeindemitglied welches aus Barcelona anruft und gerade erst nach der Arbeit nach Hause gekommen ist und auch unbedingt beten möchte.

Nach der Amida wechselt man den Siddur gegen einen Chumasch. Da die meisten nur Freitags kommen können, liest man die gesamte Parascha (Wochenabschnitt) in Spanisch, bzw. einer anderen Sprache. Damit auch alle wirklich lesen, wird Alijahweise gelesen, sprich jeder liest einen Teil des Wochenabschnitts; auch beim Maftir. Wie normalerweise es am Samstag gemacht wird, liest man anschließend den passenden Abschnitt der Haftara aus dem Buch der Propheten. 
Anschließend kann man die gelesene Parascha und Haftara kommentieren und eine eigene Meinung äußern. 5732_252147900382_901340382_8273197_8097057_nAlba und ich bei einem witzigen Gespräch (Foto: Beto Maya)

 Zwischendurch ruft wieder jemand an. Dieses Mal ist es nicht jemand der gerne mitbeten würde, sondern Miriam, the sushi-lady. Miriam ist Japanerin und wuchs in Brasilien auf und ist nun mit einem Spanier verheiratet. Gemeinsam haben beide einen japanischen Laden und machen täglich frische Sushi. Als Dank dafür, dass Alba Miriams Tochter Englisch beibringt, kriegt Alba immer Sushi am Abend. (Allein die Susi wären für mich ein Grund zum G-ttesdienst dort hin zu gehen.) Miriam fragt, ob sie die leckere Mahlzeit bringen kann. Ein deutliches Zeichen dafür, dass das Ende naht.

Am Ende liest man das Schlussgebet, da kommt auch schon Miriam mit den Boxen voll mit Sushi für alle Betenden in der 15 Quadratmeter Synagoge und winkt ganz fröhlich in die Kamera.

Nach dem Segenspruch für Wein fängt man an gemeinsam zu essen und man unterhält sich mit den Leuten die per Telefon anrufen oder per Skype verbunden sind. Ein echt einmaliges Erlebnis.

Wer mal teilnehmen möchte findet alle Infos hier.

Sukkot ist vorbei. Die Laubhütte wird abgebaut, doch was machen wir mit dem Lulaw?

Viele lassen 3 Teile des Lulaws (Palmenzweig, Myrtenzweige & Bachweidenzweige) bei sich irgendwo stehen. Oft kann man in Klassenzimmern oder Büroräumen von Religionslehrern oder Rabbinern vertrocktete Lulawe finden. Den 4 Bestandteil von einem Lulaw nutz man oft aktiv weiter.

Wer schon einmal einen Etrog in der Hand hielt, der weiß, dass diese Zitrusfrucht enorm gut riecht, daher wird der Etrog als Bsamim (Wohlriechendes) bei der Hawdala verwendet. 

Wenn man in die Schale des Etrog kleine Gewürznelken steckt, so kann man den Etrog viele Jahre als Bsamim nutzen. - Hier gibt's ein Foto!

Die Hawdala, die Zeremonie die den heiligen Schabbat von den normalen Werktagen trennt, ist eine familiäre Zeremonie, die mehr als zweieinhalb Jahrtausende alt ist. Doch der Ritus war nicht sofort vollkommen. Mit der Zeit kamen neue Komponenten hinzu. (Hier sind meine alten Beiträge zum Thema Hawdala)

Bsamim

Die drei wichtigsten Komponenten sind der Wein, Wohlriechendes und Feuer.

Heute erzähle ich Euch etwas über das Wohlriechende - Bsamim.

Normalerweise nimmt man für den Bsamim nur natürliche Gewächse, wie zum Beispiel Nelken oder Zimt in Europa oder sepfardische Juden nehmen auch Rosmarinäste.

Doch woher kommt der Brauch, dass man Wohlriechendes zur Hawdala benutzt?

Die jüdischen Weisen aus dem 15.-16. Jahrhundert (Rischonim) waren der Meinung, wenn wir etwas Wohlriechendes riechen, so erinnern wir uns an die 2. Seele, die zu uns während des Schabbats gekommen ist und uns bei Schabbatausgang verlässt.

Andere meinen, dass es einfach das Aroma des Schabbats ist.

Mit der Tradition etwas Wohlriechendes zu riechen brach vor vielen Jahren eine komplett neue Bewegung der Arbeit mit Silber.

Im Europa war es allerdings Juden lange Zeit verboten, mit wertvollen Metallen zu arbeiten, daher musste man die Bsamimbüchsen bei Christen bestellen. Doch wie erklärt man einem Christen, dass man eine Büchse mit kleinen Öffnungen braucht und die für eine religiöse Zeremonie benutzen wird und die dazu noch ein bisschen heilig sein soll? 

Christen assoziierten mit Religiösität und Heiligtum ihre eigenen Kirchen, daher gibt es viele Bsamimbüchsen die wie ein Kirchturm aussehen, manchmal mit kleinen Flaggen oder Glöckchen. (Hier ein Foto)

Elijahu Kitov erzählt in seinem Buch "Das jüdische Jahr", dass der Etrog die Form eines Turms haben soll, dass heißt, dass er unten breit sein soll und zur Spitze immer dünner werden soll."

Dies ist ein hinweis darauf, dass der Etrog schon vor vielen Jahren als Bsamim benutzt wurde und mit der Erklärung, wie ein Etrog auszusehen hat gibt es ebenfalls eine mögliche Erklärung, warum die Bsamimbüchsen oft die Form eines Kirchturms haben.

Gerade befinden wir uns in einer wunderschönen Jahreszeit, in der wir Gerüche nicht nur bei der Hawdala riechen können sondern auch draußen, der Herbst bringt viele verschiedene Gerüche die uns nun umgeben.

Lea Goldberg schrieb dazu in ihrem Buch "Briefe von einer imaginären Reise" über die Hawdala:

Der herbstliche Sonnenuntergang entbot ihr durch das offene Fenster seine Wohlgerüche - wie eine gute Großmutter, die das Durfkästchen reicht zum Segenspruch beim Abschied vom Schabbat, "der das Heilige vom Profanen unterscheidet" und vielleicht endlich "das Profane vom Heiligen"? Es lag eine wunderbare, ferne Weissagung im Geruch des herbstlichen Sonnenunterganges.(...)

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Vor vielen vielen Jahren lebte ein Junge, er hatte Großeltern, Eltern und Geschwister. Die anderen Mitmenschen nannten seine Mutter Königin und seinen Vater König, aber das störte den kleinen Jungen nicht.
Seine Großmutter machte jede Woche Challa (Zopfbrot),  die Challa war immer sehr lecker. Der kleine Junge dachte immer, dass seine Oma ihm immer Challa backen wird, auch wenn er schon groß sein wird.
Die Jahre vergingen, der kleine Junge wuchs und wurde König und seine Oma verstarb.
Nun hatter der König keinen mehr, wer ihm leckere Challa backen konnte. Er rief den königlichen Koch zu sich, er machte Challa wie sie gemacht werden sollte, dich sie war alles andere als lecker. Dann rief er einen anerkannten Koch aus seinem Königreich, auch er benutzte nur das beste Mehl, machte alles wie man es machen musste, doch auch seine Challa schmeckte nicht wie die von der Oma.
Der König war verzweifelt.

hmmmmmm
So sieht leckere, selbstgemachte Challa aus.

Er ging von Haus zu Haus in seinem Königreich, doch keiner konnte ihm Helfen. Ein Mädchen begegnete ihm und frage den König, wieso er so traurig sei. Der König erzählte über das Problem, dass er keinen finden kann, der die Challa machen kann, so wie es seine Oma immer gemacht hat. Das Mädchen meinte, dass Challa backen doch gar nicht so schwer sei und sie lud den König zu ihrer Oma ein.
Als der König zur Oma des Mädchens kam wunderte sich die Oma, wieso sie die große Ehre hatte, dass der König zu ihr kam. Das Mädchen kam und erklärte, dass der König seit dem Tod seiner Oma keine leckere Challa gegessen hat und fragte, ob die Oma Challa backen könnte. Die Oma freute sich und meinte, dass Challa backen kein Problem sie und dass sie das gerne macht.
Gemeinsam mischten alle die richtigen Zutaten zusammen, während der Teig aufging räumten alle gemeinsam die Wohnung auf, dann formten sie das Zopfbrot.

Als dann die Challa fertig war und alle gegessen haben fragte der König: "Was ist die Geheimzutat, wieso konnten alle meine Köche nicht so wunderbar leckere Challa, wie bei meiner Oma machen?"
Die Oma: "Die Geheimzutat, die ich benutzt habe, ist Liebe. Denn, wenn jemand ein Gericht ohne Liebe zubereitet, dann schmeckt es nicht!"
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Geschichte aus dem Buch:
9781568213521

Aus dem Buch: "Chosen Tales: Stories Told by Jewish Storytellers", von Peninnah Schram.

Wir kamen auf diese Geschichte, da wir Peninnah Schram in der Uni Amsterdam gehört haben, als meine Mutter dort studiert hat.

Vor wenigen Tagen haben wir gemeinsam mit meiner Mutter ebenfalls Challa gebacken.

Rezepte gibt es genug, sei es von der eigenen Großmutter, einem Bekannten, aus einem Kochbuch, oder auch aus dem Internet.

Egal welches Rezept man benutzt, das wichtigste ist, dass man die Challa mit Liebe zubereitet.

Einige Freunde baten mich die Rede, die ich am Freitagabend (Kabbalat Schabbat) gehalten habe, zu veröffentlichen. Über diesen besonderen G-ttesdienst habe ich hier berichtet.

Dies ist keine Wortwörtliche Wiedergabe.

Im Monat Elul erzählte mal Rabbi Salman von Liadi vor vielen Jahren eine Geschichte:

"Vor langer, langer Zeit lebte ein König in seinem großartigen Königreich. Es gab eine Gruppe von Menschen, die diesen König treffen wollten, doch sie müssten Monate warten, dann merkten sie noch, dass sie nicht passend gekleidet waren. Es gelang ihnen den König in seinem Palast zu treffen.

Bis sie erfahren haben, dass der König momentan sein Königreich erkundet und jeder, der ihm ein Glas Wasser oder eine Bleibe geben würde oder auch einfach nur ein paar Schritte mit ihm mitgehen würde, eine Audienz beim König haben könnte."

In der Liturgie zu Rosch HaSchana ist es so, dass das Wort König eine Metapher für G-tt ist.

In der Zeit der Umkehr, in der wir uns jetzt alle befinden, richten sich die Gebete an unseren König, es ist jetzt die Zeit, in der wir eine Audienz bei unserem König haben können, wir können von G-tt erhört werden und G-tt kann uns antworten. Es ist die Zeit, in der wir um Entschuldigung bei G-tt bitten können.

Die heutige Parascha (Wochenabschnitt aus der Torah) "Nizawim" sagt dazu folgendes:

"Ich nehme zu Zeugen gegen euch heute den Himmel und die Erde, das Leben und den Tod hab' ich dir vorgelegt, den Segen und den Fluch; aber du sollst das Leben erwählen, auf daß du lebest, du und dein Same;" (Dewarim Kap. 30 Ver. 19)

Mit den Worten Leben und Tod, meint G-tt nicht unbedingt "Leben" und "Tod", es geht hierbei viel mehr darum, dass man leben soll, man soll aktiv sein und nach Dingen streben, mit dem Tod meint man, dass man nicht einfach passiv leben soll, solange man lebt soll man leben und nicht Halbtod durch das Leben gehen.

Wir alle stehen momentan kurz vor Rosch HaSchana; dem jüdischen Neujahr und alle wünschen sich gegenseitig ein gesundes, glückliches, erfolgreiches und fröhliches neues Jahr; dennoch wissen wir alle aus unseren Erfahrungen, dass ein Jahr nicht immer glücklich und erfolgreich ist, es gibt immer Momente die traurig und frustrierend sind.

Jeder kennt bestimmt das Lied: "As der Rebbe lacht, lachen alle chassiden...."

Vor einigen Jahren besuchte ich einen Schabbat und der Rabbiner erzählte von der letzen Strophe des Liedes, einer Strophe die nicht sehr populär ist: "Und as der Rebbe weint, weint er ganz allein."

Abschließen möchte ich mit einer privaten Geschichte: Vor vielen Jahren, kurz vor Rosch HaSchana, kam zu meiner Familie eine ältere Frau, sie wünschte uns ebenfalls ein gesundes und glückliches neues Jahr und schenkte uns einen kleinen Löffel. (Wir dachen uns: Wieso ein Löffel? Was hat ein Löffel mit den Glückwünschen zu tun)

Sie erzählte uns, dass als sie noch ein kleines Kind war, lebte sie mit ihren 10 Geschwistern und ihren Eltern in Osteuropa, die Familie war nicht wohlhabend und es war Rosch HaSchana. Alle wollten Geschenke und ihre Mutter schenkte jedem einen Löffel und sagte: "Ich wünsche Euch ein schönes neues Jahr, dennoch ist das Leben nicht immer schön; und falls Ihr in diesem Jahr weinen werdet, dann nur so viel, dass es auf diesen kleinen Löffel passt, nicht mehr."

Deshalb, Susan *, wollten wir Dir ebenfalls einen kleinen Löffel schenken; ich wünsche Dir, Deiner Familie und allen Anwesenden ein gesundes, glückliches und fröhliches neues Jahr, natürlich wird es gute und schlechte Tage geben, aber ich wünsche allen, dass es viel mehr gute Tage im kommenden Jahr.

Schabbat Schalom und Schana Tova!

* Susan Borofsky leitet den liberalen G-ttesdienst.

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Seit mehr als einem Jahr veranstaltet man, auf Basis einer privaten Initiative, wird ein Kabbalat Schabbat G-ttesdienst durchgeführt.
Wie unterscheidet sich dieser G-ttesdienst von den anderen G-ttesdiensten?
Vielleicht weil er zuerst im jüdischen Seniorenheim, dann in der kleinen Synagoge und schließlich in der jüdischen Schule. Vielleicht aber auch, weil sich Menschen aus vielen Städten dort treffen.
Oder auch, weil Frauen gemeinsam mit Männern sitzen. Vielleicht aber auch, weil das Gebetbuch auf hebräisch, deutsch und englisch geschrieben ist und das Gebet wird auch auf den Sprachen geführt.
Es kann auch sein, dass er sich von der anderen dadurch unterscheidet, dass viele das Gebet leiten und nicht nur ein Vorbeter; und das der Vorbeter in diesem Fall eine Frau ist. Die Melodien sind nicht die klassischen deutschen Melodien.

Natürlich kann es auch daran liegen, dass die Räumlichkeiten immer mit Blumen geschmückt sind.
Die tolle, warme, familiäre Atmosphäre könnte ebenfalls ein Grund sein.

Wenn es schon so viele Unterschiede gibt, was für Gemeinsamkeiten gibt es?
Man zündet die Schabbatkerzen an, man liest bekannte Passagen aus den Gebeten und Psalmen, der Kiddusch, man trifft Freunde, man empfängt herzlich den Schabbat...

Alle obengennaten Punkte treffen auf diesen G-ttesdienst zu.

In Deutschland gibt es in den letzten Jahren immer mehr liberale G-ttesdienste, die auf dem geschichtlichen Ursprung beruhen, mit der Zeit werden Gemeinden wiedergeboren, die vor dem Weltkrieg existiert haben. Zur gleichen Zeit darf man nicht vergessen, dass es in der aktuellen jüdischen Bevölkerung Deutschlands auch noch englisch-, amerikanischsprachige Juden gibt, die ihre Traditionen bewahren, die im Gegenteil zu den Osteuropäisch-jüdischen Traditionen sich gestärkt haben. Englisch-, amerikansichsprachige Juden bewahren ihre Traditionen, sie sind keine sekulären Juden, sondern tragen bereits eine bestimmte Basis und Erfahrung mit sich, egal ob sie orthodox, konservativ oder liberal sind.

Dies ist einer der wenigen G-ttesdienste in Nordrhein-Westfalen, der von einer Frau geleitet wird.
Susan Borofsky führt durch das Gebet mit Melodien, die sie aus ihrer Heimat Amerika kennt, dort wo sie eine lange Zeit ihres Lebens verbracht hat.

Einige Worte über den G-ttesdienst diesen Freitag. Er war vielleicht daher besonders, weil er nur wenige Tage bevor Rosch HaSchana war.
Dies merkte man bereits am Anfang. Anstatt eine kleine Geschichte über Kawanah* (unten findet Ihr die Erklärung des Begriffes) zu lesen, wurde dieses Mal die Geschichte erzählt, über den König, der gerade sein Königreich erkundet und für Menschen erreichbar ist, die ihn suchen.
Alte Gebete erklangen in neuen Melodien; aus dem traditionellen Schalom Aleichem Melodie wurde eine Wild-West Melodie.
Der Anwesende Gastrabbiner erzählte über die Bedeutung des Kaddisch und dass man nicht unbedingt stehen muss und das der Kaddisch normalerweise ein Trenngebet zwischen Teilen der Liturgie ist.
Ich hielt ebenfalls eine Rede, die Ihr hier nachlesen könnt.
Passend zu dem Monat Elul, in dem wir uns befinden, wurde der Psalm 27 gelesen und erklärt.

Einige aktive Kinder waren anwesend, die hebräisch lesen und singen konnten, sangen laut und genossen die Stimmung, auch wenn manchmal die richtige Melodie laut sangen.

Nach dem Gebet ging es genauso familiär weiter, wie es schon während des G-ttesdienstes war.
Auch wenn der G-ttesdienst hier später als der traditionelle G-ttesdienst beginnt und die Teilnehmer noch einen langen Rückweg vor sich hatten, blieben alle und sprachen miteinander, aßen Kuchen und tranken einen guten koscheren Wein. Es gab genug von allem.

Nicht zu vergessen, wir alle stehen kurz vor Rosch HaSchana stehen, wurden passende Lieder gesungen, zwischen professionellen Musikern gab es kleinere Diskussionen, welche Melodie die richtige sei und welche Noten dazu passen.

Alle waren glücklich den Schabbat gemeinsam empfangen zu haben; meine Mutter und ich erinnern uns immer an einen Satz, den eine ältere Frau zu meiner Mutter gesagt hat, als wir eine nichtorthodoxe Synagoge in Jerusalem besuchten: "Honey, this is the right place to be".

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Aus dem amerikanischen Siddur "Ner Tamid":

Was genau bedeutet Kavanah? Es bedeutet, beim Geben den Kopf von allen fremden Gedanken frei zu machen und sich vorzustellen, man stehe vor dem Ewigen. Deshalb sollte man vor dem Gebet eine Weile sitzen und die Gedanken sammeln, um dann ruhig und demütig zu beten. Das Gebet sollte auch nicht als eine lästige Pflicht betrachtet werden, die man möglichst schnell hinter sich bringt bevor man weiter zieht. Deshalb sollte man auch nach dem Gebet eine Weile sitzen bleiben und erst dann gehen.

Seit vielen, vielen Jahren bekamen wir Einladungen, den liberalen Minjan (Versammlung von min. 10 Personen) in Selm zu besuchen.
Finally, dieses Wochenende waren wir da!

Als wir uns entschlossen haben, den Minjan dort zu besuchen, haben wir uns ein bisschen mit der Synagoge beschäftigt.
Wie sich herausstellte, ist diese Synagoge nur knapp 19 Kilometer entfernt, sie liegt in einer kleinen Stadt nicht weit von Dortmund.

Synagoge Selm
Synagoge in Selm

Die Synagoge in Selm ist eine der ältesten noch erhaltenen, das erste Mal wurde sie im Jahr 1818 erwähnt.
Während der Reichspogromnacht wurde die Synagoge geplündert und ein Kohlenhändler erwarb das Gebäude und dann nutzte er den Raum als Lager.

Im Jahr 1991 wurde dann die Synagoge renoviert und einige Jahre später übergab man die Gemeinde dem Volk.

Wenn man in das Gebäude kommt, so landet man in der Synagoge, ein kleiner Saal mit einem Holzboden, einer blauen Decke mit kleinen Sternen, einer sehr schmalen Frauenempore, einen Tisch zum Lesen der Torah und ein Klavier. Man fühlt sich sofort wie zu Hause, eine Atmosphäre, die schwer zu beschreiben ist.

Als wir kamen wurden wir sofort herzlich empfangen, wir trafen viele alte Freunde und Bekannte und auch neue Freunde.

Etwas, was für viele jüdische Gemeinden ungewohnt ist, die Leute die zum Gebet hierher kommen, die kommen nicht um zu Essen (was in vielen großen Gemeinden der Fall ist), sondern um gemeinsam zu beten.
Alle die kommen haben ein Vorwissen, können hebräisch lesen oder lernen es.
Es ist so, dass jeder sich von der eigenen Seite zeigen kann, wer möchte der kann einen Teil der Parascha (Wochenabschnitt) lesen, das Gebet führen.
Perfekt für Leute, die lernen wollen und sich etwas zutrauen. Auch wenn man nicht perfekt die Torah lesen kann, man hat die Möglichkeit dies in einem kleinen Umfeld zu probieren.

Dieses Mal waren wir 11 Menschen, als wir beim Essen darüber gesprochen haben, da meinte ein Mann, dass wir nicht unbedingt übertreiben sollten, immerhin reichen ja für einen Minjan schon 10 Leute und wir haben 11.

Nach dem Gebet baute man schnell um, der Tisch, auf dem die Torah gelesen wurde, wurde schnell in die Ecke geschoben und 2 Esstische werden aufgestellt, selbst gebackene Challa (Zopfbrot) wurde auf den Tisch gelegt, Salat wurde ausgepackt, Wodka (anstatt Wein) wurde in kleine Kidduschbecher geschüttet, ein Kuchen wurde auf den Tisch gestellt und der Kiddusch (Tischsegen) begann.
Die selbst gemachte Challa war echt lecker.

Synagoge Selm

Decke der Synagoge

Beim gemeinsamen Beisammensein am Tisch gab es eine interessante Diskussion, ein Teil davon hat mir persönlich sehr gefallen:

Die Beziehung zwischen Mensch und G-tt in verschiedenen Religionen.

Im Christentum ist es so, dass es einen Zwischenmenschen gibt, der G-tt mit den "normalen"  Menschen vereint, beim Islam ist es so, dass der Mensch sooo klein ist und Allah soo groß, dass es keine Kommunikation geben kann.

Im Judentum dagegen ist es so, dass Religion nur dann funktionieren kann, wenn es einen "Dialog" zwischen Mensch und G-tt gibt. Wie man so schön sagt: "Es beruht auf Gegenseitigkeit."

Es war ein toller Schabbat Schacharit G-ttesdienst ( Morgeng-ttesdienst).

"HaJom Jom Schabbat; Ma yafeh HaJom!" - Der heutige Tag ist Schabbat; was für ein schöner Tag!

Bereits zu Ende des Kiddusches wurde bereits das nächste Treffen geplant, es wurde bereits eingeteilt, wer welchen Abschnitt liest, ich habe die Ehre bekommen die 6. Alia (Aufruf zur Torah) nächstes Mal zu lesen.

Mehr Infos zu diesem Minjan und der Synagoge findet Ihr hier. Und Fotos findet Ihr im Stream von Chajm Guski hier.