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Headbuch

Seit dem Jahr 2006 gibt es eine schöne Tradition in Duisburg. Ein Mal im Jahr veranstaltet die Gemeinde das "Fest des Jüdischen Buches" in Duisburg.
Die Gemeinde Duisburg - Mülheim - Oberhausen ist architektonisch das perfekte Gebäude für eine solche Veranstaltung, da die Gemeinde von oben aussieht, wie ein offenes Buch mit fünf Seiten.

Das Fest des Jüdischen Buches ist nicht nur Treffpunkt für hunderte von Besuchern, sondern bietet ein breites Angebot für jüdische sowie auch nicht-jüdische Besucher, die jüdische Literatur kennenzulernen.
Jedes Mal sind Autoren aus Deutschland, Israel, Russland, Frankreich sowie aus den Nachbarländern dabei.

Von früh morgens bis spät abends gibt es immer mehrere parallele Lesungen, Workshops und Studienkreise, somit ist für jeden etwas dabei.

Bald gibt es wieder ein Fest des Jüdischen Buches in Duisburg:
Am 15. März 2009 ab 11 Uhr in dem Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde Duisburg - Mülheim - Oberhausen ( Springwall 16, 47051 Duisburg).
Der Eintritt beträgt 5 Euro.

Dieses Jahr mit dabei: Assaf Gavron, Robert Schindel, Lena Gorelik, Noemi Staszewski, Vadim Levin, Irina Grivnina, Gilles Rozier und viele mehr!

Mehr Informationen zu den diesjährigen Autoren gibt es auf der neuen Webseite: www.buch-jugedu.de

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healthy foodVor wenigen Stunden sind wir aus Bielefeld zurück gekommen.
Heute haben wir dort zum ersten Mal ein Familienseminar gemacht. Kurz noch mal zur Erinnerung: Seit mehr als 5 Jahren organisiert meine Mutter, gemeinsam mit ihrem Team, Seminare für Familien in vielen verschiedenen Städten Deutschlands. Ziel dieser Seminare ist ein gewisses Thema für die ganze Familie näher zu bringen. Es gibt dabei immer Aktivitäten für alle gemeinsam, aber auch für Kinder und Erwachsene getrennt.

Dieses Mal war das Thema "Tu BiSchwat". In wenigen Tagen ist es soweit und wir feiern den Geburtstag der Bäume.

Schon im Vorfeld gab es Diskussionen darüber, was für einen Zweck Tu BiSchwat überhaupt erfüllt. Wie viele wissen, steht über Tu BiSchwat nichts in der Torah geschrieben, es wird erst in der Mischna erwähnt.
Es gibt verschiedene Meinungen darüber, wofür man Tu BiSchwat überhaupt feiert.
Die einen sind der Meinung, dass Tu BiSchwat ein nationaler Feiertag ist und wir uns um die Natur Israels kümmern sollen. Purer Zionismus also.
Andere sind der Meinung, dass Tu BiSchwat einen tieferen Sinn hat.
Es geht an Tu BiSchwat nicht nur darum, einfach Geld an eine israelische Organisation zu spenden.
Die Natur bietet uns eine große Vielfalt von verschiedenen Früchten, Bäumen, Planzen und vielem mehr. Ebenso ist es auch bei Menschen, es gibt nicht eine Art von Menschen; wir sind alle unterschiedlich.
Auch wenn wir alle eine solche Vielfalt bilden, leben wir in einer besonderen Harmonie; sie würde nicht existieren, wenn wir alle gleich wären.
All' diese Aspekte des Seders haben auch mit Schabbat zu tun.

Heute versuchten wir diesen Feiertag auf diese Art und Weise näher zu bringen.
Es ging hauptsächlich um das Verhältnis zwischen Mensch und Baum. Daher begann alles damit, dass man in verschiedenen Gruppen, zu einer speziellen Frucht, eine Geschichte schreiben sollte, in der es darum ging, wie diese Frucht überhaupt zu uns kam. Familien haben erzählt, wie es dazu kam, dass der Baum in ihrem Garten einen großen Stamm und nur eine kleine Baumkrone hat, außerdem wie es dazu kam, dass Orangen überhaupt in unsere Hände kamen.
Making a bird-feeding-station
Hiernach bastelten die Kinder eine Vogelfutterstation und die Erwachsenen nahmen an einem Schiur (Vorlesung) eines Rabbiners über die Parallelen von Tu BiSchwat und Schabbat.
Beide Feste bekamen, zur gleichen Zeit, von den Mystikern aus Zfat eine mystische Bedeutung.

Tu BiSchwat erleichtert den tiefen Sinn von Schabbat zu verstehen.

Anschließend gab es einen Lern-Seder.
Gemeinsam haben wir die Haggada zu Tu BiSchwat gelesen und die verschiedenen Früchte und Säfte gelesen.

All in all verstanden viele, dass es nicht nur über das pflanzen von Bäumen geht, sondern auch über die Beziehung zwischen Mensch und Natur.
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In wenigen Tagen werde ich noch eine, von uns erstellte, Haggada zu Tu BiSchwat hier hochladen, damit Ihr alle, natürlich nur wenn Ihr wollt, sie zu Tu BiSchwat benutzen.

IMG_0833.JPGSchon seit Sommer findet ein Projekt, der informellen Bildung für Kinder und Erwachsene, in Gelsenkirchen statt.
Regelmäßig werden Vorlesungen gehalten, wir machen gemeinsam Hawdala und feiern dabei in einer familiären Runde die Trennung vom Schabbat.
Heute kam dieses Projekt zu einem neuen Stadium.
Zum ersten Mal veranstalteten wir ein Familienseminar in der Gemeinde Gelsenkirchen. Das Konzept von Familienseminaren ist ideal, denn egal wie alt man ist, es gibt für alle Altersgruppen Aktivitäten. Mehr als 5 Jahre machen wir dieses "Format" und es hat Erfolg in vielen verschiedenen Jüdischen Gemeinden.

Das Thema des heutigen Seminars war "Chanukka zu Hause"! Die Idee des Seminars war, dass das Fest nicht nur etwas mit Religion zu tun hat, sondern auch einen familiären Charakter hat; dass man jüdische Feiertage in der Familie feiern kann und dabei auch richtig viel Spaß haben kann.

In vier Stationen konnten die Teilnehmer immer einen Aspekt von Chanukka kennenlernen. Man konnte mit dem Religionslehrer der Gemeinde lernen, wie man die Chanukkia anzündet, mit Dasha konnte man eine eigene Chanukkia basteln und nach Hause mitnehmen, bei mir spielten alle Generationen gemeinsam mit dem Sevivon und hatten Spaß (vor allem die älteren Mitspieler waren sehr ehrgeizig) und bei der letzten Station konnte man verschiedenes malen.
Am Ende erzählte noch der Gemeinderabbiner ein bisschen etwas über die Geschichte von Chanukka und dann gab es noch ein leckeres Essen mit Sufganiot.

Es war schön, nicht nur so viele Menschen in der Gemeinde zu sehen, sondern auch alte Bekannte zu treffen.

Dies war der Start für eine neue Reihe von Familien-Workshops/Seminaren zum Thema Chanukka!

(Mehr Fotos in meinem Flickr Fotostream)

Einige Freunde baten mich die Rede, die ich am Freitagabend (Kabbalat Schabbat) gehalten habe, zu veröffentlichen. Über diesen besonderen G-ttesdienst habe ich hier berichtet.

Dies ist keine Wortwörtliche Wiedergabe.

Im Monat Elul erzählte mal Rabbi Salman von Liadi vor vielen Jahren eine Geschichte:

"Vor langer, langer Zeit lebte ein König in seinem großartigen Königreich. Es gab eine Gruppe von Menschen, die diesen König treffen wollten, doch sie müssten Monate warten, dann merkten sie noch, dass sie nicht passend gekleidet waren. Es gelang ihnen den König in seinem Palast zu treffen.

Bis sie erfahren haben, dass der König momentan sein Königreich erkundet und jeder, der ihm ein Glas Wasser oder eine Bleibe geben würde oder auch einfach nur ein paar Schritte mit ihm mitgehen würde, eine Audienz beim König haben könnte."

In der Liturgie zu Rosch HaSchana ist es so, dass das Wort König eine Metapher für G-tt ist.

In der Zeit der Umkehr, in der wir uns jetzt alle befinden, richten sich die Gebete an unseren König, es ist jetzt die Zeit, in der wir eine Audienz bei unserem König haben können, wir können von G-tt erhört werden und G-tt kann uns antworten. Es ist die Zeit, in der wir um Entschuldigung bei G-tt bitten können.

Die heutige Parascha (Wochenabschnitt aus der Torah) "Nizawim" sagt dazu folgendes:

"Ich nehme zu Zeugen gegen euch heute den Himmel und die Erde, das Leben und den Tod hab' ich dir vorgelegt, den Segen und den Fluch; aber du sollst das Leben erwählen, auf daß du lebest, du und dein Same;" (Dewarim Kap. 30 Ver. 19)

Mit den Worten Leben und Tod, meint G-tt nicht unbedingt "Leben" und "Tod", es geht hierbei viel mehr darum, dass man leben soll, man soll aktiv sein und nach Dingen streben, mit dem Tod meint man, dass man nicht einfach passiv leben soll, solange man lebt soll man leben und nicht Halbtod durch das Leben gehen.

Wir alle stehen momentan kurz vor Rosch HaSchana; dem jüdischen Neujahr und alle wünschen sich gegenseitig ein gesundes, glückliches, erfolgreiches und fröhliches neues Jahr; dennoch wissen wir alle aus unseren Erfahrungen, dass ein Jahr nicht immer glücklich und erfolgreich ist, es gibt immer Momente die traurig und frustrierend sind.

Jeder kennt bestimmt das Lied: "As der Rebbe lacht, lachen alle chassiden...."

Vor einigen Jahren besuchte ich einen Schabbat und der Rabbiner erzählte von der letzen Strophe des Liedes, einer Strophe die nicht sehr populär ist: "Und as der Rebbe weint, weint er ganz allein."

Abschließen möchte ich mit einer privaten Geschichte: Vor vielen Jahren, kurz vor Rosch HaSchana, kam zu meiner Familie eine ältere Frau, sie wünschte uns ebenfalls ein gesundes und glückliches neues Jahr und schenkte uns einen kleinen Löffel. (Wir dachen uns: Wieso ein Löffel? Was hat ein Löffel mit den Glückwünschen zu tun)

Sie erzählte uns, dass als sie noch ein kleines Kind war, lebte sie mit ihren 10 Geschwistern und ihren Eltern in Osteuropa, die Familie war nicht wohlhabend und es war Rosch HaSchana. Alle wollten Geschenke und ihre Mutter schenkte jedem einen Löffel und sagte: "Ich wünsche Euch ein schönes neues Jahr, dennoch ist das Leben nicht immer schön; und falls Ihr in diesem Jahr weinen werdet, dann nur so viel, dass es auf diesen kleinen Löffel passt, nicht mehr."

Deshalb, Susan *, wollten wir Dir ebenfalls einen kleinen Löffel schenken; ich wünsche Dir, Deiner Familie und allen Anwesenden ein gesundes, glückliches und fröhliches neues Jahr, natürlich wird es gute und schlechte Tage geben, aber ich wünsche allen, dass es viel mehr gute Tage im kommenden Jahr.

Schabbat Schalom und Schana Tova!

* Susan Borofsky leitet den liberalen G-ttesdienst.

Seit vielen, vielen Jahren bekamen wir Einladungen, den liberalen Minjan (Versammlung von min. 10 Personen) in Selm zu besuchen.
Finally, dieses Wochenende waren wir da!

Als wir uns entschlossen haben, den Minjan dort zu besuchen, haben wir uns ein bisschen mit der Synagoge beschäftigt.
Wie sich herausstellte, ist diese Synagoge nur knapp 19 Kilometer entfernt, sie liegt in einer kleinen Stadt nicht weit von Dortmund.

Synagoge Selm
Synagoge in Selm

Die Synagoge in Selm ist eine der ältesten noch erhaltenen, das erste Mal wurde sie im Jahr 1818 erwähnt.
Während der Reichspogromnacht wurde die Synagoge geplündert und ein Kohlenhändler erwarb das Gebäude und dann nutzte er den Raum als Lager.

Im Jahr 1991 wurde dann die Synagoge renoviert und einige Jahre später übergab man die Gemeinde dem Volk.

Wenn man in das Gebäude kommt, so landet man in der Synagoge, ein kleiner Saal mit einem Holzboden, einer blauen Decke mit kleinen Sternen, einer sehr schmalen Frauenempore, einen Tisch zum Lesen der Torah und ein Klavier. Man fühlt sich sofort wie zu Hause, eine Atmosphäre, die schwer zu beschreiben ist.

Als wir kamen wurden wir sofort herzlich empfangen, wir trafen viele alte Freunde und Bekannte und auch neue Freunde.

Etwas, was für viele jüdische Gemeinden ungewohnt ist, die Leute die zum Gebet hierher kommen, die kommen nicht um zu Essen (was in vielen großen Gemeinden der Fall ist), sondern um gemeinsam zu beten.
Alle die kommen haben ein Vorwissen, können hebräisch lesen oder lernen es.
Es ist so, dass jeder sich von der eigenen Seite zeigen kann, wer möchte der kann einen Teil der Parascha (Wochenabschnitt) lesen, das Gebet führen.
Perfekt für Leute, die lernen wollen und sich etwas zutrauen. Auch wenn man nicht perfekt die Torah lesen kann, man hat die Möglichkeit dies in einem kleinen Umfeld zu probieren.

Dieses Mal waren wir 11 Menschen, als wir beim Essen darüber gesprochen haben, da meinte ein Mann, dass wir nicht unbedingt übertreiben sollten, immerhin reichen ja für einen Minjan schon 10 Leute und wir haben 11.

Nach dem Gebet baute man schnell um, der Tisch, auf dem die Torah gelesen wurde, wurde schnell in die Ecke geschoben und 2 Esstische werden aufgestellt, selbst gebackene Challa (Zopfbrot) wurde auf den Tisch gelegt, Salat wurde ausgepackt, Wodka (anstatt Wein) wurde in kleine Kidduschbecher geschüttet, ein Kuchen wurde auf den Tisch gestellt und der Kiddusch (Tischsegen) begann.
Die selbst gemachte Challa war echt lecker.

Synagoge Selm

Decke der Synagoge

Beim gemeinsamen Beisammensein am Tisch gab es eine interessante Diskussion, ein Teil davon hat mir persönlich sehr gefallen:

Die Beziehung zwischen Mensch und G-tt in verschiedenen Religionen.

Im Christentum ist es so, dass es einen Zwischenmenschen gibt, der G-tt mit den "normalen"  Menschen vereint, beim Islam ist es so, dass der Mensch sooo klein ist und Allah soo groß, dass es keine Kommunikation geben kann.

Im Judentum dagegen ist es so, dass Religion nur dann funktionieren kann, wenn es einen "Dialog" zwischen Mensch und G-tt gibt. Wie man so schön sagt: "Es beruht auf Gegenseitigkeit."

Es war ein toller Schabbat Schacharit G-ttesdienst ( Morgeng-ttesdienst).

"HaJom Jom Schabbat; Ma yafeh HaJom!" - Der heutige Tag ist Schabbat; was für ein schöner Tag!

Bereits zu Ende des Kiddusches wurde bereits das nächste Treffen geplant, es wurde bereits eingeteilt, wer welchen Abschnitt liest, ich habe die Ehre bekommen die 6. Alia (Aufruf zur Torah) nächstes Mal zu lesen.

Mehr Infos zu diesem Minjan und der Synagoge findet Ihr hier. Und Fotos findet Ihr im Stream von Chajm Guski hier.

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In der letzten Zeit gab es Schlagzeilen, die die Orthodoxe Rabbinerkonferenz nicht unbedingt erfreuen werden.
Aber, irgendwie sind die selbst dafür Verantwortlich, wenn so etwas geschieht.
Natürlich gibt es viele orthodoxe Rabbiner die gut und normal, aber es gibt einige, die komisch sind.

Bewusst habe ich die Städtenamen sowie auch die Namen der beteiligten Personen rausgelassen. In diesem Beitrag geht es nicht um die Personen, sondern um die Hintergrundgeschichten.

Angefangen hat es damit, dass ein Rabbiner aus der Stadt "A" gefeuert wurde, da die Gemeinde in dieser Stadt "A" zu einer der größten Gemeinden Deutschlands zählt, wurde schnell Ersatz gesucht.
Man fand schnell Ersatz, es ist der Gemeinderabbiner aus einer Nachbarstadt "B". Alles wäre noch gut, wenn es nicht so wäre, dass der neue Gemeinderabbiner für die Stadt "A", der vorher in der Stadt "B" arbeitete in einem großen Interview in einer jüdischen Zeitung schrieb, dass er seine Zukunft nur in der Gemeinde "B" sieht, da ihm die Gemeinde dort gefällt und die Gemeinde mit ihm zufrieden ist.
In einer anderen jüdischen Zeitung, die am selben Tag erschienen ist, schreibt man bereits darüber, dass der Gemeinderabbiner aus der Stadt "B" in seine neue Gemeinde "A" wechselt.
So schnell kann man die eigenen Zukunftsvisionen vergessen.
Zur Amtseinführung der jungen Rabbiners in der Stadt "A" kam der israelische Oberrabbiner angereist, bei seiner Rede meinte er, dass der Aufstieg des Rabbiners "wie ein Wechsel von der Economy Class in die Business Class" ist. Was meint er den damit? 🙂

Diese Geschichte war allerdings nicht so wie diese hier.
Eine weitere große Gemeinde feuerte ihren Gemeinderabbiner kurz vor Schabbat. Der Grund ist ganz einfach, es gibt Vorwürfe und Beweise, dass sein Rabbiner-Diplom nicht echt sei.
Nach 15 Jahren hat sich der Gemeindevorstand bei der Rabbinerschule in Israel informiert und die haben dann bestätigt, dass sie niemals dieses Rabbiner-Diplom ausgestellt haben.
Da denkt man wirklich, dass wenn schon ein Rabbiner zur orthodoxen Rabbinerkonferenz gehört, dass er auch wirklich Rabbiner ist, nun weiß man, dass dies auch nicht unbedingt der Fall ist.

Vor wenigen Tagen wurde in einer Stadt eine neue Synagoge eingeweiht, nach vielen Jahren des Baues ist sie endlich fertig geworden. Stolz wurde sie durch viele Prominente und Politiker eingeweiht.
Der neue Gemeinderabbiner, ebenfalls ein Mitglied der orthodoxen Rabbinerkonferenz, ist mit 28 Jahren der zweitjüngste Rabbiner Deutschlands.

Momentan leben wir im 21. Jahrhundert, ein Jahrhundert, dass nicht nur durch die Finanzkrisen in die Geschichte eingehen wird, sondern auch aufgrund des technischen Fortschrittes. Das Internet erleichtert uns die Arbeit, die Kommunikation und auch die Informationsgewinnung.
Auch die Rabbiner leben im 21. Jahrhundert, daher nutzen sie auch die neuen Erfolge in der Kommunikationstechnik.

Und daher ist es so, dass der neue Gemeinderabbiner, der 28 Jahre alt ist, per Skype studiert hat. Er hat ein Rabbiner-Diplom nicht in einer Rabbinerschule in Israel bekommen, sondern per Internet.
Da fragt man sich wirklich, ob das normal ist.
Ein Rabbiner hat die Aufgabe, nicht nur zu sagen, wo in der Torah was steht, ein Rabbiner ist auch noch eine pädagogische Lehrkraft, man muss mit Menschen umgehen können. Kann man solche Sachen auch per Internet lernen?
Es ist lustig zu wissen, dass die Rabbinerkonferenz ein solches Diplom akzeptieren.

Diese ganzen skurrilen Geschichten erinnern mich an zwei Reden von verschiedenen orthodoxen Rabbinern, die ich erlebt habe:
Die erste war an Jom Kippur. Als man die Geschichte über Jona und den Wal zu Ende gelesen hat, sprach der Rabbiner:
"Und ich stehe gerade vor Ihnen, genau so wie Jona damals vor den Bewohnern Ninves und sage Ihnen: "Macht Tschuwa!"" (Tschuwa hebräisch für: Umkehr/Buße).

Die zweite Geschichte ereignete sich an dem Schabbat, von dem ich bereits berichtet habe.
Es war so, dass es kurz nach dem ersten liberalen Schabbat in der Gemeinde war. Der Kiddusch (Essen) wurde dann vereint, orthodoxe und liberale.
Der Rabbiner sprach:
"Wir stehen gerade vor Rosch HaSchana (jüd. Neujahr) und es ist üblich so, dass man sich entschuldigt für die Taten die man begangen hat, bei G-tt sowie auch bei Mitmenschen.
Allerdings für das was Ihr hier veranstaltet habt (ein nicht orthodoxer G-ttesdienst), dafür kann man nicht einmal für Entschuldigung bei G-tt bitten!"

Wieso? Was war daran so schlimm, dass man einen nicht-orthodoxen G-ttesdienst veranstaltet hat? Für den orthodoxen Rabbiner....ok, dann versteht man es vielleicht, aber warum muss man für einen G-ttesdienst um Entschuldigung bei G-tt bitten?

Ein kleiner Witz am Ende:
Als wir in Jerusalem in der Yeshiva waren, da hat uns ein Rabbiner einen Zeitungsartikel gegeben, es ging dabei über eine Gemeinde mit einem orthodoxen Gemeinderabbiner, das witzige war dabei, dass im Artikel die Rede von einem liberalen Rabbiner war. Von daher, die orthodoxen Rabbiner hier sind nicht "orthodoxen Rabbiner" in Israel.

Die Arbeit mit Familien wird immer wichtiger und populärer. Vor 4 Jahren hat meine Mutter angefangen Seminare für Familien zu veranstalten. In verschiedenen Gemeinden läuft dieses Projekt nun in Zusammenarbeit mit dem American Jewish Joint.

Es gibt Themen, wie zum Beispiel die jüdischen Feiertage, die natürlich sehr viele Male durchgekaut, es gab mal Themen wie "Schawuot" ("Das Wochenfest" - Überlieferung der Torah), die vor dem Fest, während des Feiertages und sogar nach dem Fest veranstaltet wurden. So kam es dazu, dass manche Themen bis zu 5 Mal innerhalb kürzester Zeit durchgeführt wurden; in verschiedenen Städten mit wechselndem Team, deshalb wurden verschiedene Schwerpunkte entwickelt.

Das Konzept ist so, dass verschiedene Programme für die gesamte Familie gemacht werden, dann gibt es auch noch Aktivitäten, die für Erwachsene getrennt von den Kindern gemacht werden.
Dabei ist es meistens so, dass meine Mutter gemeinsam mit Rabbinern das Programm für Erwachsene macht und Dasha und ich machen die Programme für Kinder.

Seit letztem Jahr widmen sich die Themen dem "Lebenszyklus". Dabei wurden bereits die Themen wie "Von der Wiege bis zur Bar- & Bat Mitzwah", "Bar - & Bat Mitzwah" (Zeremonie der "Reife") und nun war es Zeit für das nächste Thema: "Chuppa". Das ist die Zeremonie der jüdischen Hochzeit.

The Synagoge

Als man ca. 1.5 Monate vor dem Familienseminar angefangen hat die ersten Ideen zu sammeln, da kam eine witzige Idee: "Wieso machen wir den nicht einfach mal eine Chuppa und erzählen dazu, was das ist und wie man das macht?!" Diese Idee gefiel uns, das einzige was fehlte war etwas "relativ" unwichtiges; das Brautpaar. Mit dieser Idee ging man zum Gemeindevorsitzenden einer Gemeinde und er war begeistert.

Bereits nach einigen Tagen meldete sich der Gemeindevorsitzende und teilte etwas interessantes mit, er war fasziniert von der Idee und sagte, dass er sogar 2 Paare gefunden hat, die eine Chuppa haben wollen.
Da dies zu viel werden könnte, wurde das ganze auf ein Paar reduziert wurde.

Das Paar war ein älteres Paar, das mehr als 56 Jahre verheiratet ist, aber noch keine jüdische Zeremonie hatten, sie sind aktive Gemeindemitglieder und in der Familie bekannt.

Nachdem man ein Paar gefunden hatte kam die Frage, wie man die man eine Zeremonie mit ein bisschen "lernen" verbindet. Er war klar, das der Schwerpunkt die Zeremonie sein sollte.

Nach langen Überlegungen kam man zu dem Ergebnis, dass am Anfang der Rabbiner etwas über die Tradition und die Rolle der Zeremonie im Judentum.

My mother

Danach erzählte meine Mutter etwas, dabei ging es um "10 Prinzipien einer perfekten Ehefrau".

Hier ein kleiner Auszug:
 

- Sei vorsichtig, wenn dein Mann wütend ist.
- Wecke deinen Mann nicht, wenn er schläft.
- Lass' deinen Mann nie auf das Essen warten.
- Erwarte von deinem Mann nichts unmögliches.
- Behandle deinen Mann wie einen König, denn dann wird er dich wie eine Königen betrachten.

( Auszug aus: "Gutes Herz" von Jizchak ben Elijatim; polnischer Rabbiner aus dem 17. Jahrhundert)

Hiernach ging der Rabbiner mit dem Ehemann und 2 Trauzeugen in einen Raum, dort wurde die "Ketuba" unterschrieben. Die "Ketuba" ist der jüdische Ehevertrag.
Als der Mann gehen musste, wollte er nicht, denn seine Frau wurde dann alleingelassen.

Smalltalk
Before the Ceremony

Nachdem alles unterschrieben wurde, ging alles schnell. Die Chuppa wurde aufgestellt, der Mann kam, die Frau wurde hineingeführt.

Als die Frau unter die Chuppa gekommen ist, musste sie 7 Mal den Mann umrunden.
Warum 7 Mal? Es geht darum, dass der Frau schwindelig wird, nein es geht darum, dass es in der Torah folgendes 7 Mal steht: "Und als der Mann sich eine Frau nimmt..."

Die wichtigster Moment während der Zeremonie ist die Übergabe des Ringes an die Ehefrau.
Der Rabbiner stellt eine Frage an den Ehemann in Anwesenheit von 2 Zeugen, er fragt, ob der Ring wirklich von dem Ehemann selbst gekauft wurde und spricht Segenssprüche.

Danach liest der Rabbiner die Ketuba öffentlich und sagt, dass der Ehevertrag abgeschlossen wurde.

The Ketubah

Die "schewa Brachot" (7 Segenssprüche) erinnern uns an die Zerstörung des Tempels in Jerusalem, dass wir nie ein vollkommenes Glück haben werden.

During the ceremony

Hiernach legt man ein Glas auf den Boden und der Ehemann zerbricht. Damit zeigt man symbolisch, die Zerstörung des Jerusalemer Tempels.

Auch wenn es ein schöner Moment ist darf man die Tragödie nicht vergessen.

Simcha - Dancing

Das Glas ist zerbrochen und alle schreien "Masal Tov" und tanzen.

Für die Gemeinde war es auch etwas sehr besonderes, denn zum ersten Mal seit 1993, wurde eine jüdische Hochzeit in der Gemeinde durchgeführt. Es ist dazu noch das erste Mal, dass eine solche Zeremonie in dem neuen Gebäude stattfindet.

Nach der Chuppa gab es die traditionelle Seuda Mitzwot (Speise) bei der es viel Alkohol gab, damit die Stimmung noch fröhlicher wurde.(Hier ein Beweis)

Die jüdische Hochzeit ist eine religiöse Zeremonie und ein fröhliches Fest.

Die ganze Veranstaltung war nicht nur lehrreich, sonder hat auch noch die Seele berührt.

Me after the Chuppa
Ich nach der Zeremonie als die Synagoge schon leer war.

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Wie auch schon letzte Woche, jeder Freitag hat in der letzten Zeit eine interessante Geschichte zu erzählen.

Dieses Mal geht es um den Segen, den man normalerweise, nach der Speise spricht: Birkat HaMason.
Hierbei dankt man G-tt, für das leckere Essen, dass G-tt uns gegeben hat (Diesen Segen macht man auch, wenn das Essen nicht unbedingt einem geschmeckt hat).

Letzten Freitag veranstaltete eine Gemeinde ihren ersten liberalen G-ttesdienst, der von einer amerikanischen Kantorin geleitet wurde.

Nachdem ich den Kiddusch (das ist der Segenspruch (wörtlich Heiligung) über den Wein und das Brot) gemacht habe, machte ich mir die ganze Zeit sorgen darüber, wie ich den Birkat HaMason überstehen soll.

Nur kurzfristig habe ich erfahren, dass ich auch noch den Birkat HaMason machen muss, daher hatte ich nur wenig Zeit für die Vorbereitung von diesem langen Segen. Ohne meinen Vater hätte ich nicht's machen können, gemeinsam mit meinem Vater sangen wir den Segenspruch mehr als 2,5 Stunden lang und hatte immer wieder ein Problem, ein Vers in der Mitte des Segens ist der reinste Zungenbrecher. Ich versuchte und versuchte, aber er kam einfach nicht über meine Zunge, dieser eine Vers, ich war von mir selbst total enttäuscht.

Den einen Tag, den ich zum vorbereiten von allem hatte, verbrachte ich mit diesem einen Vers, allerdings konnte ich einfach nicht.

Vor dem G-ttesdienst sprach ich mit vielen, die ebenfalls in diesen G-ttesdienst involviert waren, alle hatten das selbe Problem wie ich, keiner konnte diesen Vers perfekt singen.

Keiner konnte mir wirklich helfen, allerdings gab man mir viele professionelle Tipps und Tricks, wie ich diesen Vers überleben könnte:

"Ich ziehe einfach ein paar Wörter, die ich nicht aussprechen kann, in die Länge." " Ich mache es einfach ganz schnell, dann kann man nicht merken, dass ich Fehler mache." " Ich lese es immer ganz leise."

Leider war kein Tipp für mich perfekt.

Die ganze Zeit war ich nervös, so ein Gefühl hatte ich noch nie gehabt.

G-tt sei Dank fand ich eine Frau, die auch selbst Gebete leitet, eine alte gute Bekannte von uns, sie war bereit mir zu helfen. Dafür bin ich ihr immernoch sehr, sehr Dankbar. DANKE!!!

Nun war es so weit, nach dem alle gegessen haben war es Zeit für den Segen nach der Speise.

Mich bat man noch vorne, neben den orthodoxen Rabbiner.
Seit dem der liberale G-ttesdienst prallel zu seinem G-ttesdienst durchgeführt wird, ignoriert mich dieser Rabbiner.

Deshalb war seine erste Reaktion, als ich mich neben ihn setze, eine starke Drehung seines Stuhles, nun saß er rechts von mir und dies mit seinem Rücken. Links von mir saß ein Mann, hinter mir saß die Frau, die mich retten wollte und dies auch machte.

Und so fingen wir alle an, die meisten sangen mit, nicht zu vergessen, die restlichen 90 Leute, die im Raum saßen.

Alles hat ziemlich gut angefangen.

Es war nun Zeit für den Vers, den keiner wirklich konnte:

Der Anfang des Verses: "Reze w'hachalizenu...."

Zu meinem Erstaunen, ich laß den Vers laut und richtig. Juhu! Ich war erleichtert, doch ich wusste bis zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass es für mich nur das kleinste Problem des ganzen Segens war.

Wir kam zu dem Vers "Harachaman"(hebräisch für "Der Barmherzige").

Dies wurde zu dem Höhepunkt, der angespannten Situation, in der ich saß.

Nach und nach wurde die Stimme des Rabbiners lauter, dabei sang er einen total anderen Text, somit versuchte er uns aus der Fassung zu bringen, der Mann der neben mir saß und versuchte den Rabbiner zu übertönen sang leider auswendig und kannte nicht den ganzen Text. Hauptsache war, das dieser Mann sang, außerdem saß noch die Frau hinter mir, die uns auch noch unterstützte.

Auf einmal, als der Mann neben mir die Vorbeterrolle übernahm, sang er einen total anderen Text, dennoch sangen wir mit, einfach damit man nicht aufhören musste. Leider muss aber auch ein Text ein bestimmtes Ende haben, als dies dann kam wussten wir nicht mehr weiter, denn wir haben bemerkt, dass auf einmal wir schon am Ende des Verses waren, dies war allerdings nicht der Ort, an dem wir jetzt sein müssten.

Dann rettete uns die Frau. Sie fand eine passende Stelle im Text, bei der alle wieder rein konnten.

So sangen wir weiter. Den Rest des Textes konnte ich sicher und da alle mitsangen hatte ich auch keine Angst mehr, dass der Rabbiner extra einen falschen Text singen wird.

Nach dem wir das Gebet beendet hatten war ich so sehr der Frau dankbar, die mich gerettet hat und unterstützt hatte, sie war meine  "Superwoman of Birkat HaMason".

Keiner, außer denen die neben uns saßen, wussten was während des Gebetes passiert ist, vielleicht ist es auch gut so.

Zu mir kamen Leute und meinten, dass ich Birkat HaMason gut gemacht habe und ich war danach auch erleichtert und konnte wieder mit allen Freunden und meinen Eltern lachen und den Abend genießen.

All in all - Zusammenfassend kann ich eine Lehre aus dieser Situation ziehen:

Sachen, die man angefangen hat, muss man bis zum Ende durchziehen; egal was wür eine Situation gerade dich umgibt - Wenn man an sich glaubt, und die nötige Unterstützung durch Freunde und Familie hat, dann kann man vieles schaffen, wovon man geglaubt hat, dass man es nicht kann / wie ich mit dem Birkat HaMason.

Diese tragisch-komische Geschichte, die ich überlebt habe, bleibt nun eine gute Erinnerung und Lehre für mich.

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Beim lesen habe ich bemerkt, dass es ziemlich viele "ich"'s in dem Text gibt und dennoch bin ich kein Egoist.

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Die ganze letzte Woche war, wie es in meiner Familie üblich ist, ziemlich stressig.
Jeder Tag hatte ganz besondere Höhepunkte.
So auch der letzte Tag der Arbeitswoche, der Freitag.

Nach der Schule fuhr ich sofort nach Duisburg,
dort fand in den letzten Wochen die alljährliche Veranstaltung: "Interkulturelle Wochen Duisburg 2008" statt.
Viele interessante Veranstaltungen wurden durchgeführt, Buchpräsentationen, Talkshows für Schüler, Konzerte und so weiter.
Nun gingen allerdings die Interkulturellen Wochen zu Ende.
Als krönenden Abschluss veranstaltete man deshalb ein großes Straßenfest auf der Fußgängerzone in der Duisburger Innenstadt.
Die verschiedensten Nationalitäten, Verbände, Vereine, Kulturen und Religionen waren vertreten.
Ebenfalls auch die jüdische Religion und somit auch die jüdische Gemeinde.

In der Duisburger Innenstadt angekommen, höre ich in der Ferne schon Musik, ich denke mir, genau da hin muss ich.

Nun aber etwas darüber, was ich überhaupt dort gemacht habe.
Gemeinsam mit meiner Mutter und Dasha (die viel gemeinsam mit meiner Mutter und mir arbeitet) repräsentierten wir die jüdische Religion auf dem Fest.
Unser Zelt stand genau gegenüber von der Hauptbühne, somit könnten wir etwas sehen, wäre da nicht eine komische Statue, die uns die ganze Zeit die Sicht versperrt hatte.

Das waren wir!
Die gesamte Veranstaltung dauerte mehr als 5 Stunden.
Innerhalb dieser Zeit kamen viele interessante Menschen zu unserem Zelt und fragten uns alles mögliche.
Hier sind einige der interessantesten Geschichten, die wir erlebt haben:

Da wir bald schon Rosch HaSchana haben, das jüdische Neujahr, standen bei uns auf dem Tisch Äpfel mit Honig.
Die meisten sagten:
"Apfel mag ich, aber Honig und Apfel zusammen?" Wir antworteten "Probieren Sie einfach mal. Es wird Ihnen garantiert schmecken!" "Mmmmm, lecker, darf ich noch ein bisschen Honig auf meinen Apfel haben?"

Apfel mit Honig ist ein Symbol für ein Süßes Jahr, ein sehr beliebter Snack vor und zu Rosch HaSchana.

Ein paar Asiaten, die traditionell gekleidet waren, kamen zu uns und fragen uns: "Sind Sie in Israel geboren?" "Nein, leider nicht!", antworten wir. "Sind die Äpfel wenigstens aus Israel?" Nach kurzer Bedenkzeit "Kann sein."

Ein Mann kam zu uns an den Stand und erzählte uns seine Geschichte, er wohnt in Oldenburg und geht oft an der jüdischen Gemeinde vorbei, er meinte, dass es komisch ist, dass Synagogen so bewacht werden.
Als er im Iran in die Schule gegangen ist, da war es so, dass man erzählt hat, dass Juden schlimm sind. Es gab keine Erklärung warum. Dann traf der Mann einen Juden, zum ersten Mal, in Indien. Als er davon seinen Freunden im Iran berichtet hatte, so meinten die: "Was, du hast mit einem Juden gesprochen? Und er hat mit dir gesprochen?" Der Mann, der nun aufgeklärt war: "Ja, die sind auch nur normale Menschen, die sind nicht schlimm." Seit langer Zeit möchte der Mann eine Synagoge besuchten, damit er die jüdische Kultur besser kennenlernt, allerdings hat er Angst in eine Synagoge gehen, da er als Iraner vielleicht komisch angeguckt wird. Der Mann: "Ich möchte nichts schlimmes machen, ich möchte nur ein paar Missverständnisse aus meinem Kopf schaffen. Ich finde es sehr toll, mit Dir gesprochen haben."

Dann kam eine Frau zu uns und beschwerte sich: "Was macht eigentlich Ihre jüdische Gemeinde gegen die Politik in Israel. Es ist unmöglich, was für eine Menschenverachtende Politik in Israel gemacht wird."
Wir mussten der Frau erklären, dass die Gemeinde in erster Linie eine jüdische und nicht eine israelische Gemeinde ist. Außerdem, man darf auch nicht vergessen, was Palästinenser mit Juden machen.

Die Äpfel waren natürlich ein leckeres Angebot, dass auch viele Kinder anzog, viele Mütter, die mit ihren Kindern durch die Zelte gingen, waren damit zufrieden, dass die Kinder auch Äpfel mochten und nicht nur Süßigkeiten gegessen haben.

Eine andere Person fragte uns: "Besteht die jüdische Gemeinde nur aus dunkelhäutigen Menschen?"
Wir antworteten: "Nein, wir sind auch Juden - und weiß!"

Dann gab es noch viele andere, die wissen wollten, ob es überhaupt möglich ist, die jüdische Gemeinde zu besuchen, auch wenn man nicht jüdisch ist.

Es hab auch natürlich normale Fragen zum Judentum. Aber viele waren auch in unserer Meinung, zu der Lösung des Konflikts in Israel, interessiert.

Eine ältere Frau kam zu mir und hat ihre Meinung dazu erzählt, leider konnte ich ihre Meinung nicht ganz verstehen, denn sie war "gegen Juden und Araber in einem Land, für ein nur Land für Juden getrennt von Arabern, dass ist auch nicht gut", so die Frau.
Das Wort "Israeliten" gefällt ihr gar nicht, denn der Staat ist noch zu jung für sie, außerdem ist Israel keine Gemeinschaft. (Dies ist nur die Meinung der Frau, hiermit distanziere ich mich von den Aussagen anderer Menschen)

Allerdings gab es dann doch noch einen Punkt, in dem die Frau mit mir die selbe Meinung vertreten hat.
Ich meinte, dass es unmöglich ist, ein solches Problem innerhalb von einer Regierungszeit zu lösen, für einen solchen langjährigen Konflikt braucht man Jahre, falls es überhaupt friedlich endet /was wir natürlich hoffen/.

Abgesehen von unserem Zelt der jüdischen Religion hab es viele andere Zelte.
Unsere Nachbaren waren die AWO, ein der bekanntester Wohlfahrtsbund. Nicht weit von uns war ein Verein mit dem Namen "Bundes Republik Deutschland - Cuba", daneben eine Deutsch-Russische Freundschaft, abendländische Familienarbeit, ein Versorgungszelt in dem es alles gab.
In diesem Versorgungszelt wurde die Interkulturelle Woche wirklich bemerkbar.
Auf kleinstem Platz wurden alle möglichen Nationalitäten vertreten, von Sushi (Asien) bis Börek (Türkei), alles konnte man sich dort kaufen.

Asiatisches Essen

Aus dem Versorgungszelt angekommen.

Viele Besucher der gesamten Veranstaltung waren erstaunt, dass alle Kulturen, Religionen und Verbände so offen gemeinsam kooperieren und gemeinsam auf die Toleranz aufmerksam machen.

Neben dem ganzen Attraktionen in den Zelten gab es natürlich auch reichlich Bühnenprogramm.
Traditionelle Tänze aus Asien, Griechenland wurden aufgeführt, deutsch-türkische Jugendliche rappten alles aus sich heraus, genau so wie die Amerikaner. "Duisburg, was geeeeht? Seid Ihr gut drauf?" - solches hört man von der Bühne. So gut wie keiner aus dem Publikum hatte auf diese Rufe reagiert. Als Antwort kam dann aus dem Zelt der jüdischen Religion das Geschrei: "Die Bühne bebt!"

Es war echt interessant so viele Menschen zu treffen, die alle möglichen Kulturen repräsentieren.
Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr.

Später mussten wir weiter, denn bereits 30 Minuten nach dem Ende des Programms waren wir in Düsseldorf beim G-ttesdienst einer amerikanischen Kantorin.

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Gemeindedu

Seit mehr als 8 Jahren bin ich regelmäßig im Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde Duisburg.

Natürlich ist es nicht zufällig, denn meine Mutter arbeitet, unter anderem, dort.
Wer noch nie die Gemeinde gesehen hat, der muss sich das Gebäude so vorstellen: Das Gemeindezentrum ist eine "offene Hand", andere meinen, dass es
ein "aufgeschlagenes Buch mit 5 Seiten, sprich das heilige Buch /Torah/
"
ist. Am Besten schaut man sich das Gebäude von oben an, hier geht's zum Satellitenbild.

Darum geht es allerdings heute nicht,denn das Gebäude steht im "Garten der Erinnerung", dies ist eine 3 Hektar große Parkanlage, in Mitten des Innenhafens der Stadt.

Der Park wurde parallel zum Bau der Gemeinde errichtet, im Park stehen bauliche Überreste von ehemaligen Gebäuden des Innenhafens.

Die Promenade ist ein Mosaik aus kleinen Trümmerstücken, die gefunden wurden.

Dani Karavan, der Architekt des Parks, benutzte, für ihn typisches, weißes Beton. Ein Merkmal, dass nicht nur mit der Gemeinde harmonisiert, sondern auch mit seinen anderen Werken, die überall in der Welt zu bestaunen sind.

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Nun ein paar Informationen zu Dani Karavan.

Der, im Jahr 1930 in Tel Aviv, geborene Dani Karavan ist Sohn von Abraham Karavan, einem der Hauptarchitekten der Stadt Tel Aviv in den Jahren 1940 - 1960.
An der berühmten "Bezalel Academy of Arts" studierte Dani, außerdem studierte er später in Florenz und Paris.

In den frühen 60ern begann Dani Kulissen für Theater und Opern. Zur selben Zeit erstellte Dani das Negev Brigade Monument in Beerscheba. Es erinnert an die Kriegsgefallenen während des israelischen Unabhängigkeitskrieges. (Hier ist ein Foto)

Ma'alot, ein weiteres sehr beeindruckendes Projekt von Dan Karavan. Dieses Werk erstreckt sich zwischen dem Kölner Dom und dem Rheinufer. (Hier ein Foto).

Seine weiteren Werke sind "Passages - Walter Benjamin" in Portbou (Spanien), "Straße der Menschenrechte" in Nürenberg, "Esplanade Charles de Gaulle" in Nantere (Frankreich), "Platz der Toleranz" vor dem UNESCO Gebäude in Paris (Frankreich), "Way to the Hidden Garden" (Weg zum verstecktem Garten) in Sapporo (Japan). 

Es gibt noch viele andere Werke, zum Beispiel. Der Weg des Friedens ("Way of Peace") zwischen Ägypten und Israel. Auf einer Länge von 3 Kilometern wurden alle 30 Meter Säulen aufgestellt.

Wenn man sich alle Werke anschaut, dann erkennt man die Handführung und die Lieblingsmaterialien von Dani Karavan. Er versucht immer seine Ideen mit der heimischen Kunst zu vereinen.

Nun kurz noch dazu, wie ich überhaupt zu einem solchem Thema kam:
Falls Ihr Euch noch an den Anfang des Beitrages erinnert, meine Mutter arbeitet seit vielen Jahren in der Gemeinde, fast jeden Tag sieht sie diesen Park, wir gehen manchmal durch ihn, aber niemals haben wir uns die Frage gestellt, wie dieser Park überhaupt entstand. Vor ein paar Tagen war ich bei Flickr und habe einfach mal den Innenhafen von Duisburg eingegeben. Bei allen Fotos von dem Park und der Synagoge stand "Kunst und Kultur", einmal fand ich schließlich den Link zu Dani Karavan. Und jetzt liest Ihr meine Erkenntnisse zu dieser Persönlichkeit.