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Drei bekannte Gesichter erzählen über ihre Familiengeschichte und ihr jüdisches Leben in Deutschland. Begleitet werden die persönlichen Geschichten von (teilweise leider sehr amüsanten) Interviews auf Münchener Straßen.

Update: Das Video wurde offenbar ohne Einverständnis der Urheberin veröffentlicht. Daher wurde es von dieser Seite entfernt. Mehr Informationen zum Film gibt es bei IMDB.

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Eine Frage, die sich so einige Leute stellen.

Es gibt verschiede Wege diese Zeit, in der das gesamte nicht-jüdische Leben rundum still steht:

Essen gehen
Die jüdische Bevölkerung ist nicht die einzige, die diesen Feiertag nicht feiert. 
Daher haben, vor allem asiatische Restaurants, auf und empfangen gerne Kundschaft.

Ins Kino gehen
Gemeinsam mit dem Essen beim Chinesen gehören Kinobesuche zu der stereotypen Vorstellung eines Zeitplanes eines Juden zu Weihnachten, vor allem in Amerika.
Momentan gibt es ja schon den ein oder anderen Film, den man sich anschauen könnte.

Arbeiten gehen 
Oft melden sich Juden freiwillig zu bestimmten Aufgaben, die an Weihnachten erledigt werden müssen.
Da die meisten Jüdischen Gemeinden in Deutschland, warum auch immer, geschlossen sind, ist diese Zeit auch perfekt um sich auf bestimmte Projektvorbereitungen zu konzentrieren, etwas, was ich gerade auch mache.

Ansonsten kann man die Zeit perfekt mit der Familie verbringen und entspannen, bevor der Alltag wieder zurückkehrt.

Brandon Walker singt über dieses Problem:

Im vergangenen Sommer startete JTA, die jüdische Nachrichtenagentur, ein Projekt. Einer ihrer New Yorker Korrespondenten, Ben Harris, bekam die Möglichkeit durch verschiedene Länder der Welt zu reisen und berichten zu können, wie jüdisches Leben in den einzelnen Ländern aussieht. Den Reporter, Ben Harris, trafen wir diesen Sommer in Stockholm, dadurch entstand der Kontakt und eine Art Freundschaft.

Wandering_mainDen vergangenen Monat verbrachte Ben Harris in Mexiko. Dort berichtete er über ein jüdisches Leben, welches in Europa fast nichts bekannt ist. Man kann sich gar nicht vorstellen, was für ein großartiges Leben die Jüdische Gemeinde in Mexiko lebt. Vor allem das jüdische Sportcenter, Centro Deportivo Israelita de México, welches neben den zahlreichen Fußball- und Tennisfeldern, Wasseranlagen, dem Fitnesszentrum und weiteren Räumlichkeiten, eine riesige Bibliothek besitzt. Es ist eine "Gemeinde" für die Bewohner in Mexiko. Mehr als 17.000 Menschen sind Mitglieder in diesem Center.

Nach seinem Aufenthalt in Mexiko für einen Monat, wandert Ben Harris nun durch Europa. Sein erster Stop: Deutschland. Am meisten ist er hier an dem Zusammenleben zwischen "deutschen Juden" und Immigranten interessiert. Ein Thema, welches normalerweise ein Auslöser für viele Konflikte und große Diskussionen, da, wie es ja bekannt ist, zwei Juden drei Meinungen besitzen und es keine absolut richtige und keine falsche Antwort gibt.

Um einen möglichst breite Ansichtsweise auf diese Diskussion zu besitzen reist The Wandering Jew durch Deutschland und trifft sich mit verschiedenen Gemeindevorstehern, Rabbinern und Mitgliedern Jüdischer Gemeinden. 

In den vergangenen Tagen war er unterwegs durch das Ruhrgebiet und traf hier Persönlichkeiten des lokalen jüdischen Lebens. Momentan ist er wieder auf dem Weg nach Berlin.

Wer die vergangenen Berichte aus Mexiko und Deutschland lesen möchte kann dies tun auf dem Blog von Ben Harris bei JTA: blogs.jta.org/wanderingjew/

Während des Aufenthalts in Stockholm lernten wir Alba, eine sehr aufweckte und passionierte Kanadierin, die seit vielen Jahren in Valencia (Spanien) lebt, kennen. In ihrem Haus in Valencia hat sie einen Raum zur Synagoge umfunktioniert. Klingt alles noch ganz normal, doch sobald man hört, was sie macht, ist man zu Beginn ein wenig schockiert.

Shabbat 21st century

Seit vier Jahren bietet sie an, dass man bei Schabbatg-ttesdiensten per Telefon und seit anderthalb Jahren per Skype teilnimmt. Bei allen, zum Teil, tragisch-witzigen die man über liberale G-ttesdienste hört, ist so etwas doch schon sehr ungewöhnlich.

Alba berichtet über die Situation in Spanien und erzählt, dass es mehrere Gründe gibt, warum Leute per Skype oder Telefon bei Schabbatg-ttesdiensten teilnehmen wollen. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist, dass viele Juden in verschiedenen geographischen Ecken Spaniens leben, wo es keine Synagoge in der Nähe gibt und sie es nicht schaffen, in die nächste Großstadt zu fahren. Andere haben Babies und können daher nicht aus dem Haus, oder haben komische Arbeitszeiten wie Ärzte, Polizisten oder Anwälte. Viele sind dazu noch in einer Ehe mit einem nichtjüdischen Partner welche/r nicht am Judentum interessiert ist und um die Ehe nicht zu belasten, praktizieren sie einfach "von Zuhause".

Abgesehen von den Schabbatg-ttesdiensten beitet die Synagoge La Javurá noch verschiedene Veranstaltungen/ Aktivitäten zu Feiertagen, die mit Natur und Bildung, wie Tu BiSchwat und Schawuot an. Ebenfalls per Skype und Telefon werden Hebräischkurse angeboten, momentan gibt es zwei Schüler aus Chile, und ein Seminar mit dem Thema der Einführung in das Judentum.

Sobald man versteht, warum so etwas gebraucht wird, wird man neugierig und möchte einen Schabbatg-ttesdienst live erleben.

Um 20 Uhr schaltet man Skype an und ruft bei Alba an (Kontaktmöglichkeiten gibt's am Ende des Eintrags), sobald das Gespräch akzeptiert ist sieht man einen gemütlichen Raum mit einem großen Tisch in der Mitte, vielen Büchern der Bibliothek, zwei Torarollen, jede hat ihren eigenen Aaron HaKodesch und verschiedene Pflanzen, unter anderem Granafapfelgewächse.

Im Raum selbst wird man sehr herzlich empfangen von Alba, sie gibt eine Videotour durch den Raum und stellt auch die Leute vor, die vor Ort sind. Nach kurzer Zeit beginnt der gemeinsame G-ttesdienst. Jeder nimmt teil. Man singt bekannte Melodien und liest auf seiner Muttersprache die Übersetzungen. Für die meisten ist es Spanisch, allerdings sind auch andere Sprachen erwünscht. 
Momentan ist es tierisch heiß in Spanien, so um die 35+ Grad, so das fast jeder mit einem Fächer, wie ein Flamencotänzer, umher wedelt.

Während des G-ttesdienstes hört man plötzlich das Telefon klingeln. Hier in Deutschland wäre man rausgerannt und es wäre einem richtig peinlich. Doch hier ist es ein Gemeindemitglied welches aus Barcelona anruft und gerade erst nach der Arbeit nach Hause gekommen ist und auch unbedingt beten möchte.

Nach der Amida wechselt man den Siddur gegen einen Chumasch. Da die meisten nur Freitags kommen können, liest man die gesamte Parascha (Wochenabschnitt) in Spanisch, bzw. einer anderen Sprache. Damit auch alle wirklich lesen, wird Alijahweise gelesen, sprich jeder liest einen Teil des Wochenabschnitts; auch beim Maftir. Wie normalerweise es am Samstag gemacht wird, liest man anschließend den passenden Abschnitt der Haftara aus dem Buch der Propheten. 
Anschließend kann man die gelesene Parascha und Haftara kommentieren und eine eigene Meinung äußern. 5732_252147900382_901340382_8273197_8097057_nAlba und ich bei einem witzigen Gespräch (Foto: Beto Maya)

 Zwischendurch ruft wieder jemand an. Dieses Mal ist es nicht jemand der gerne mitbeten würde, sondern Miriam, the sushi-lady. Miriam ist Japanerin und wuchs in Brasilien auf und ist nun mit einem Spanier verheiratet. Gemeinsam haben beide einen japanischen Laden und machen täglich frische Sushi. Als Dank dafür, dass Alba Miriams Tochter Englisch beibringt, kriegt Alba immer Sushi am Abend. (Allein die Susi wären für mich ein Grund zum G-ttesdienst dort hin zu gehen.) Miriam fragt, ob sie die leckere Mahlzeit bringen kann. Ein deutliches Zeichen dafür, dass das Ende naht.

Am Ende liest man das Schlussgebet, da kommt auch schon Miriam mit den Boxen voll mit Sushi für alle Betenden in der 15 Quadratmeter Synagoge und winkt ganz fröhlich in die Kamera.

Nach dem Segenspruch für Wein fängt man an gemeinsam zu essen und man unterhält sich mit den Leuten die per Telefon anrufen oder per Skype verbunden sind. Ein echt einmaliges Erlebnis.

Wer mal teilnehmen möchte findet alle Infos hier.

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Sweden Die vergangen Wochen verbrachte ich in Stockholm, durch meine alltägliche Konfrontation mit der Stockholmer Gemeinde kam ich dazu, dass ich ein bisschen über das jüdische Leben in Stockholm berichte.

In Stockholm leben zurzeit über 12.000 Juden, von ihnen sind nur zirka 4.400 Mitglied in der Gemeinde. Die Gemeinde besitzt drei aktive Synagogen, von ihnen sind zwei kleine Orthodox und die Große Synagoge, die sich seit neustem der Masorti-Bewegung angehört, allerdings demnächst einen liberalen Rabbiner haben wird.

Adas Jeshurun, eine orthodox orientierte Synagoge, die sich im Gemeindekomplex in Östermalm, dem wohlhabenen Bezirk in Stockholm, befindet, stammt ursprünglich aus Hamburg. Nachdem sie die Kristallnacht überstanden hat, wurde das gesamte Interior von Rabbi Carlebach in Pakete verpackt und als "Restmüll" nach Schweden verschickt. Die zweite aktive orthodoxe Synagoge, Adat Israel, befindet sich in einem Wohnhaus in Södermalm, täglich finden hier Gebete statt.

Abgesehen von den aktiven Synagogen haben wir bei einem Stadtrundgang eine weitere Synagoge entdeckt, sie befindet sich in der Altstadt, Gamla Stan, auf dem Tyska Brunnsplan, dem "Deutschen Brunnen Platz". Vor dem die Große Synagoge in Stockholm eröffnet wurde, wurde sie zwischen 1795 und 1870 genutzt. Anschließend diente das Gebäude rund 80 Jahre als Polizeiwache.

Great Synagogue

Der erste Jude in Stockholm war Aaron Isaac, ein deutscher Kaufmann. Er kam 1774 nach Stockholm, mehr als ein Jahr lang dauerte es, bis er das Wohnrecht erhielt und arbeiten durfte. König Gustav III. erlaubte es ihm einen Minjan mitzubringen, einen Rabbi einzustellen und einen jüdischen Friedhof zu erbauen. Um all diese Rechte zu erhalten, mussten Isaac und die anderen Juden 2000 Silberkronen bezahlen. Zu der damaligen Zeit entsprach diese Summe 20 Jahreslöhnen.

Erst im Jahr 1870, mit der Eröffnung der Großen Synagoge erhielten die Juden uneingeschränkte Rechte. Fredrik Wilhelm Scholander, der sonst Kirchen baute, entwarf die Große Synagoge. Scholander nannte die Synagoge eine Paraphrase orientalischer Motive. In der Tat sieht das Innere der Synagoge nicht wirklich typisch aus. Abgesehen von der orientalischen Verzierung besitzt die Große Synagoge eine Orgel. Heute gibt es in der Gemeinde zwei Kantoren, sowie zwei ehemalige Gemeinderabbiner. Etwas, für deutsche Verhältnisse untypisches, allerdings etwas, was sehr nötig wäre, ist eine Spielecke in der Synagoge für Kleinkinder. Ich habe selbst erlebt, dass junge Familien mit Kindern kommen und die Kinder in der Ecke spielen und ab und zu mit einem Plüschtier oder einem Buch durch die Synagoge rennen und die Leute sich darüber freuen. Somit macht man die Synagoge nicht nur für Kinder, sondern auch für junge Eltern attraktiv. Montags und Donnerstags gibt es in der Großen Synagoge um 8:15 immer eine Toralesung mit anschließendem Frühstück und kleinem Schiur.
 Playground in the Great Synagogue (Stockholm)

Abgesehen von den drei Synagogen besitzt die Gemeinde einen Kindergarten und eine Schule. In den Ferien gibt es im Glämsta Sommerlager, welches in diesem Jahr sein hundertjähriges feiert, Machanot für Kinder, Familien und Senioren. Natürlich darf auf Limmud in Schweden nicht fehlen, welches im November stattfindet.

Einmalig ist das Europäische Institut für Jüdische Studien, auch als Paideia bekannt. Im Jahr 2001 von Barbara Spectre gegründet, bietet das Institut viele Programme, unter anderem ein 1-Jahr-Programm für das intensive Studium jüdischer Texte, an.

Für die Hilfe bei meiner Recherche danke ich Marianne Prager. Falls jemand mal eine tolle Tour in Stockholm machen möchte, soll er sich einfach bei Marianne melden.
Alle Fotos aus Stockholm gibt es bei Flickr.

Headbuch

Seit dem Jahr 2006 gibt es eine schöne Tradition in Duisburg. Ein Mal im Jahr veranstaltet die Gemeinde das "Fest des Jüdischen Buches" in Duisburg.
Die Gemeinde Duisburg - Mülheim - Oberhausen ist architektonisch das perfekte Gebäude für eine solche Veranstaltung, da die Gemeinde von oben aussieht, wie ein offenes Buch mit fünf Seiten.

Das Fest des Jüdischen Buches ist nicht nur Treffpunkt für hunderte von Besuchern, sondern bietet ein breites Angebot für jüdische sowie auch nicht-jüdische Besucher, die jüdische Literatur kennenzulernen.
Jedes Mal sind Autoren aus Deutschland, Israel, Russland, Frankreich sowie aus den Nachbarländern dabei.

Von früh morgens bis spät abends gibt es immer mehrere parallele Lesungen, Workshops und Studienkreise, somit ist für jeden etwas dabei.

Bald gibt es wieder ein Fest des Jüdischen Buches in Duisburg:
Am 15. März 2009 ab 11 Uhr in dem Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde Duisburg - Mülheim - Oberhausen ( Springwall 16, 47051 Duisburg).
Der Eintritt beträgt 5 Euro.

Dieses Jahr mit dabei: Assaf Gavron, Robert Schindel, Lena Gorelik, Noemi Staszewski, Vadim Levin, Irina Grivnina, Gilles Rozier und viele mehr!

Mehr Informationen zu den diesjährigen Autoren gibt es auf der neuen Webseite: www.buch-jugedu.de

Limmud_logo Vor ungefähr 25 Jahren wurde eine tolle Idee realisiert, man vereinte (hauptsächlich) jüdische Menschen und jeder hatte die Möglichkeit etwas beizubringen, sowie auch etwas neues zu lernen; so entstand in Großbritannien das erste "Limmud*".

Seit dem gibt es Limmud Veranstaltungen weltweit an mehr als 40 verschiedenen Orten.

Dieses Jahr, 2009, veranstalten wir zum zweiten Mal das große Limmud.de Festival.
Im Jahr 2008 hatten wir es geschafft, das erste Limmud.de Festival in Deutschland zu veranstalten. Zuvor gab es, in den Jahren 2006 und 2007, kleine Limmud.de Veranstaltungen. 

Vor wenigen Wochen habe ich (gemeinsam mit der Hilfe von Benni) die neue Webseite für das Limmud.de Festival hochgeladen.
Schaut sie Euch an: www.limmud.de
Dort findet Ihr auch alle nötigen Informationen zu Limmud.de. 
Außerdem würde ich mich freuen, wenn Ihr Euch anmelden würdet, vielleicht sogar auch einen Workshop machen könntet.

Limmud.de ist eine 100% ehrenamtliche Veranstaltung, jeder in unserem Team arbeitet auf freiwilliger Basis mit. Wir sind alle gemeinsam eine große Familie...die auch manchmal, wie es in einer Familie üblich ist, nicht einer Meinung ist... 
Ist man einmal im "aktiven" Vorbereitungsteam, so kommt es dazu, dass man teilweise noch um 4 Uhr morgens kommuniziert haben, bevor dann alle brav ins Bett gingen und dann am nächsten Morgen wieder früh aufsteht und weiter arbeitet.
Es macht einfach Spaß.

Ein bisschen Schleichwerbung:
Leute, meldet Euch an 🙂 Es loht sich echt. 
Unser Programmteam sorgt für ein tolles Programm. Einige Namen findet ihr auf unser Limmud.de Pinnwand.

Außerdem könnt Ihr auch Fan von Limmud.de bei Facebook werden.

Limmud ist hebräisch und bedeutet soviel wie lernen. 

Amos OzVor vielen Jahren habe ich das erste Buch von Amos Oz gelesen. Das Buch war: Panther im Keller. Seit dem habe ich viele verschiedene andere Bücher von Amos Oz gelesen.

Über eines seiner Jugend- & Kinderbücher habe ich eine Literaturarbeit geschrieben. Das Buch hieß Sumchi.

Vor einigen Wochen holte uns wieder die Person Amos Oz ein. Oz wurde nominiert für den Heinrich-Heine-Preis 2008.
Die Jury begründet, dass Oz auf Grund seiner
"literarischen Kreativität, politischen Sensibilität und seines humanistischen Engagement in einer Weise, die an Heine erinnert" den Heinrich-Heine-Preis 2008 erhält.

Zu Beginn der Verleihung sprach der Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf Dirk Elbers. In seiner Ansprache erzählte er, dass heute, am 13.12.2008, der 211. Geburtstag von Heinrich Heine wäre. Anlässlich des Geburtstags von Heine verleiht man alle zwei Jahre den Preis. Dieses Jahr fiel der 13. Dezember auf einen Samstag. Die Sache mit dem Samstag wäre kein Problem, wäre es nicht ein Jude, der den Preis erhalten sollte.
Doch für Amos Oz war es das Hauptthema in seiner Rede. Oz verglich in dieser Rede Heinrich Heine mit sich selbst. Dabei war das Thema schon zu beginn klar: "Heinrich Heine was a secular Jew, and so am I." ( Heinrich Heine war ein säkularer Jude - so wie ich es bin.)
Weiter erzählte Oz über Heine, allerdings aus einer besonderen Sichtweise; nicht als Dichter, sondern als Mensch und seiner Rolle in der deutschen und jüdischen Gesellschaft. Dies öffnete eine neue Seite in des Dichters. Nach Heine folgten viele weitere säkulare Juden, die eine besondere Rolle in der Weltgeschichte spielen. Kafka, Buber, Mendelssohn usw.

Eine Definition des Wortes Judentum im Vergleich zu Heine erklärte, dass "And he always considered himself a member of that culture, and son of that people." (Und er betrachtete sich stets als dieser Kultur zugehörig, als Sohn dieses Volkes)

Zum Thema des jüdisch-arabischen Konflikts sagte Oz, dass "man den Konflikt, paradoxerweise, nur mit Hilfe der europäischen Werte: Rationalität, Pragmatismus und Toleranz lösen kann. Doch wie Heine einmal sagte: There are more fools in the world than there are people." (In der Welt gibt es mehr Narren als Menschen.)

Die Laudatio hielt übrigens kein anderer als Richard von Weizsäcker (unser Bundespräsident a.D.). Von Weizsäcker bezeichnete Oz als Brücke zwischen Europa und Israel und vor allem hat Oz dabei nicht vergessen, dass Oz's Vorfahren aus Ost-Europa stammt. Ferner erzählte von Weizsäcker, dass das Buch Eine Geschichte von Liebe und Finsternis (Die Familienbiographie von Oz) nicht nur die Familiengeschichte von einer Familie schilderte, sondern diese Biographie spiegelt die Schicksale vieler Familien, die aus Ost-Europa zurück nach Israel ausgewandert ist. Auch deshalb ist Oz eine Brücke zwischen Europa und Israel, denn dies hilft bei dem Verständnis der Schicksale der Familien, die aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland immigriert sind.

Nach den Ansprachen, der Preisübergabe und eines Streichquintetts folgte ein Empfang. Hier trafen wir viele unserer Bekannten und Freunde.

So ging auch diese Veranstaltung zu Ende.

(Noch ein paar Fotos: hier)

Seit vielen, vielen Jahren bekamen wir Einladungen, den liberalen Minjan (Versammlung von min. 10 Personen) in Selm zu besuchen.
Finally, dieses Wochenende waren wir da!

Als wir uns entschlossen haben, den Minjan dort zu besuchen, haben wir uns ein bisschen mit der Synagoge beschäftigt.
Wie sich herausstellte, ist diese Synagoge nur knapp 19 Kilometer entfernt, sie liegt in einer kleinen Stadt nicht weit von Dortmund.

Synagoge Selm
Synagoge in Selm

Die Synagoge in Selm ist eine der ältesten noch erhaltenen, das erste Mal wurde sie im Jahr 1818 erwähnt.
Während der Reichspogromnacht wurde die Synagoge geplündert und ein Kohlenhändler erwarb das Gebäude und dann nutzte er den Raum als Lager.

Im Jahr 1991 wurde dann die Synagoge renoviert und einige Jahre später übergab man die Gemeinde dem Volk.

Wenn man in das Gebäude kommt, so landet man in der Synagoge, ein kleiner Saal mit einem Holzboden, einer blauen Decke mit kleinen Sternen, einer sehr schmalen Frauenempore, einen Tisch zum Lesen der Torah und ein Klavier. Man fühlt sich sofort wie zu Hause, eine Atmosphäre, die schwer zu beschreiben ist.

Als wir kamen wurden wir sofort herzlich empfangen, wir trafen viele alte Freunde und Bekannte und auch neue Freunde.

Etwas, was für viele jüdische Gemeinden ungewohnt ist, die Leute die zum Gebet hierher kommen, die kommen nicht um zu Essen (was in vielen großen Gemeinden der Fall ist), sondern um gemeinsam zu beten.
Alle die kommen haben ein Vorwissen, können hebräisch lesen oder lernen es.
Es ist so, dass jeder sich von der eigenen Seite zeigen kann, wer möchte der kann einen Teil der Parascha (Wochenabschnitt) lesen, das Gebet führen.
Perfekt für Leute, die lernen wollen und sich etwas zutrauen. Auch wenn man nicht perfekt die Torah lesen kann, man hat die Möglichkeit dies in einem kleinen Umfeld zu probieren.

Dieses Mal waren wir 11 Menschen, als wir beim Essen darüber gesprochen haben, da meinte ein Mann, dass wir nicht unbedingt übertreiben sollten, immerhin reichen ja für einen Minjan schon 10 Leute und wir haben 11.

Nach dem Gebet baute man schnell um, der Tisch, auf dem die Torah gelesen wurde, wurde schnell in die Ecke geschoben und 2 Esstische werden aufgestellt, selbst gebackene Challa (Zopfbrot) wurde auf den Tisch gelegt, Salat wurde ausgepackt, Wodka (anstatt Wein) wurde in kleine Kidduschbecher geschüttet, ein Kuchen wurde auf den Tisch gestellt und der Kiddusch (Tischsegen) begann.
Die selbst gemachte Challa war echt lecker.

Synagoge Selm

Decke der Synagoge

Beim gemeinsamen Beisammensein am Tisch gab es eine interessante Diskussion, ein Teil davon hat mir persönlich sehr gefallen:

Die Beziehung zwischen Mensch und G-tt in verschiedenen Religionen.

Im Christentum ist es so, dass es einen Zwischenmenschen gibt, der G-tt mit den "normalen"  Menschen vereint, beim Islam ist es so, dass der Mensch sooo klein ist und Allah soo groß, dass es keine Kommunikation geben kann.

Im Judentum dagegen ist es so, dass Religion nur dann funktionieren kann, wenn es einen "Dialog" zwischen Mensch und G-tt gibt. Wie man so schön sagt: "Es beruht auf Gegenseitigkeit."

Es war ein toller Schabbat Schacharit G-ttesdienst ( Morgeng-ttesdienst).

"HaJom Jom Schabbat; Ma yafeh HaJom!" - Der heutige Tag ist Schabbat; was für ein schöner Tag!

Bereits zu Ende des Kiddusches wurde bereits das nächste Treffen geplant, es wurde bereits eingeteilt, wer welchen Abschnitt liest, ich habe die Ehre bekommen die 6. Alia (Aufruf zur Torah) nächstes Mal zu lesen.

Mehr Infos zu diesem Minjan und der Synagoge findet Ihr hier. Und Fotos findet Ihr im Stream von Chajm Guski hier.

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Gemeindedu

Seit mehr als 8 Jahren bin ich regelmäßig im Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde Duisburg.

Natürlich ist es nicht zufällig, denn meine Mutter arbeitet, unter anderem, dort.
Wer noch nie die Gemeinde gesehen hat, der muss sich das Gebäude so vorstellen: Das Gemeindezentrum ist eine "offene Hand", andere meinen, dass es
ein "aufgeschlagenes Buch mit 5 Seiten, sprich das heilige Buch /Torah/
"
ist. Am Besten schaut man sich das Gebäude von oben an, hier geht's zum Satellitenbild.

Darum geht es allerdings heute nicht,denn das Gebäude steht im "Garten der Erinnerung", dies ist eine 3 Hektar große Parkanlage, in Mitten des Innenhafens der Stadt.

Der Park wurde parallel zum Bau der Gemeinde errichtet, im Park stehen bauliche Überreste von ehemaligen Gebäuden des Innenhafens.

Die Promenade ist ein Mosaik aus kleinen Trümmerstücken, die gefunden wurden.

Dani Karavan, der Architekt des Parks, benutzte, für ihn typisches, weißes Beton. Ein Merkmal, dass nicht nur mit der Gemeinde harmonisiert, sondern auch mit seinen anderen Werken, die überall in der Welt zu bestaunen sind.

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Nun ein paar Informationen zu Dani Karavan.

Der, im Jahr 1930 in Tel Aviv, geborene Dani Karavan ist Sohn von Abraham Karavan, einem der Hauptarchitekten der Stadt Tel Aviv in den Jahren 1940 - 1960.
An der berühmten "Bezalel Academy of Arts" studierte Dani, außerdem studierte er später in Florenz und Paris.

In den frühen 60ern begann Dani Kulissen für Theater und Opern. Zur selben Zeit erstellte Dani das Negev Brigade Monument in Beerscheba. Es erinnert an die Kriegsgefallenen während des israelischen Unabhängigkeitskrieges. (Hier ist ein Foto)

Ma'alot, ein weiteres sehr beeindruckendes Projekt von Dan Karavan. Dieses Werk erstreckt sich zwischen dem Kölner Dom und dem Rheinufer. (Hier ein Foto).

Seine weiteren Werke sind "Passages - Walter Benjamin" in Portbou (Spanien), "Straße der Menschenrechte" in Nürenberg, "Esplanade Charles de Gaulle" in Nantere (Frankreich), "Platz der Toleranz" vor dem UNESCO Gebäude in Paris (Frankreich), "Way to the Hidden Garden" (Weg zum verstecktem Garten) in Sapporo (Japan). 

Es gibt noch viele andere Werke, zum Beispiel. Der Weg des Friedens ("Way of Peace") zwischen Ägypten und Israel. Auf einer Länge von 3 Kilometern wurden alle 30 Meter Säulen aufgestellt.

Wenn man sich alle Werke anschaut, dann erkennt man die Handführung und die Lieblingsmaterialien von Dani Karavan. Er versucht immer seine Ideen mit der heimischen Kunst zu vereinen.

Nun kurz noch dazu, wie ich überhaupt zu einem solchem Thema kam:
Falls Ihr Euch noch an den Anfang des Beitrages erinnert, meine Mutter arbeitet seit vielen Jahren in der Gemeinde, fast jeden Tag sieht sie diesen Park, wir gehen manchmal durch ihn, aber niemals haben wir uns die Frage gestellt, wie dieser Park überhaupt entstand. Vor ein paar Tagen war ich bei Flickr und habe einfach mal den Innenhafen von Duisburg eingegeben. Bei allen Fotos von dem Park und der Synagoge stand "Kunst und Kultur", einmal fand ich schließlich den Link zu Dani Karavan. Und jetzt liest Ihr meine Erkenntnisse zu dieser Persönlichkeit.