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Es wird aller höchste Zeit mit Vorbereitungen zu Chanukka zu beginnen. Den Anfang mache ich Abraham, unserem ersten Stammvater. Wie verbinde ich Chanukka und Abraham? Schließlich haben beide Begriffe eigentlich nichts gemeinsames; oder etwa doch?

Denkt man an Chanukka, so verbinden wir dies sofort mit den Wörtern "Licht" und "Wunder". Im Prinzip gab es zwei Wunder, das erste war, dass die Makkabäer gegen die Griechen gesiegt haben, obwohl die in der Unterzahl waren, das zweite Wunder war, dass die Menorah acht Tage lang geleuchtet hat, mit einer Ölration, die eigentlich nur für einen Tag halten sollte. 

Diese beiden Wörter stehen wir auch in Beziehung bei einem der bekanntesten sefardischen Lieder in Ladino: Cuando El Rey Nimrod.

In diesem Lied geht es darum, wie König Nimrod einen Stern sieht, der über dem jüdischen Viertel scheint. Der Stern deutet an, dass ein neuer Führer eines Volkes geboren wird. Daraufhin befiehlt Nimrod alle Neugeborenen zu töten. Die Frau von Terach war Schwanger und nach neun Monaten hatte sie ihn in Weinfeldern geboren. Im letzten Absatz des Liedes sagt das neugeborene Baby zu seiner Mutter, dass sie fliehen soll, denn jemand anderes wird kommen und sich um ihn sorgen, denn er ist der Stern, den G-tt sandte. 

Ein Wunder, denn als die Mutter nach 13 Tagen wieder bei Abraham war, war Abraham bereits 13 Jahre als.

Interessant ist hierbei, dass das Lied im 13. Jahrhundert in Spanien geschrieben wurde. Dies wird nicht nur in der Sprache bemerkbar, sondern auch beim Text des Liedes. Denn es gab vor Abrahams Geburt noch kein jüdisches Viertel, über dem ein Stern aufstehen konnte, ebenfalls wurde Abraham nicht in Babylon auf einem Weinfeld, sondern in einer Höhle geboren. 

Im Refrain des Liedes singt man: "Abraham Avinu, Padre querido.  Padre bendijo a la luz de Israel."
Dies bedeutet: Abraham Avinu, lieber Vater. Vater der das Licht Israels gesegnet hatte.

Während jedes sefardischen Konzerts wird dieses Lied gespielt. In den vergangenen paar Monaten hatte besuchte ich zwei Konzerte, eins in Stockholm und ein weiteres in Duisburg. Beide Male war es der krönende Abschluss.

Dieses Video hier ist eine Aufnahme von JTS-Kantoren während eines Chanukka-Konzertes: 

Diese und weitere Geschichten über Nimrod und Abraham kann man in Bialiks Sefer Ha'aggadah finden.

Im vergangenen Sommer startete JTA, die jüdische Nachrichtenagentur, ein Projekt. Einer ihrer New Yorker Korrespondenten, Ben Harris, bekam die Möglichkeit durch verschiedene Länder der Welt zu reisen und berichten zu können, wie jüdisches Leben in den einzelnen Ländern aussieht. Den Reporter, Ben Harris, trafen wir diesen Sommer in Stockholm, dadurch entstand der Kontakt und eine Art Freundschaft.

Wandering_mainDen vergangenen Monat verbrachte Ben Harris in Mexiko. Dort berichtete er über ein jüdisches Leben, welches in Europa fast nichts bekannt ist. Man kann sich gar nicht vorstellen, was für ein großartiges Leben die Jüdische Gemeinde in Mexiko lebt. Vor allem das jüdische Sportcenter, Centro Deportivo Israelita de México, welches neben den zahlreichen Fußball- und Tennisfeldern, Wasseranlagen, dem Fitnesszentrum und weiteren Räumlichkeiten, eine riesige Bibliothek besitzt. Es ist eine "Gemeinde" für die Bewohner in Mexiko. Mehr als 17.000 Menschen sind Mitglieder in diesem Center.

Nach seinem Aufenthalt in Mexiko für einen Monat, wandert Ben Harris nun durch Europa. Sein erster Stop: Deutschland. Am meisten ist er hier an dem Zusammenleben zwischen "deutschen Juden" und Immigranten interessiert. Ein Thema, welches normalerweise ein Auslöser für viele Konflikte und große Diskussionen, da, wie es ja bekannt ist, zwei Juden drei Meinungen besitzen und es keine absolut richtige und keine falsche Antwort gibt.

Um einen möglichst breite Ansichtsweise auf diese Diskussion zu besitzen reist The Wandering Jew durch Deutschland und trifft sich mit verschiedenen Gemeindevorstehern, Rabbinern und Mitgliedern Jüdischer Gemeinden. 

In den vergangenen Tagen war er unterwegs durch das Ruhrgebiet und traf hier Persönlichkeiten des lokalen jüdischen Lebens. Momentan ist er wieder auf dem Weg nach Berlin.

Wer die vergangenen Berichte aus Mexiko und Deutschland lesen möchte kann dies tun auf dem Blog von Ben Harris bei JTA: blogs.jta.org/wanderingjew/

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 SelmAm vergangenen Schabbat begann ein weiterer Lesezyklus der Toralesungen. Bereschit, der erste Wochenabschnitt, wurde gelesen. Gleichzeitig war es auch der erste G-ttesdienst im neuen Jahr in der kleinen gemütlichen Synagoge in Selm (hier ein älterer Bericht dazu).

Dies machte mich um ein paar Erfahrungen reicher, denn am Abend zuvor hatten wir zu Hause bei uns eine tolle Aufgabe - die Torarolle von ganz hinten nach ganz vorne zu rollen. Klingt erst einmal unkompliziert. Allerdings ist diese Aufgabe ein richtiger Kraftakt, weil man zu zweit die Tolle vorsichtig Rollen muss, damit die einzelnen Pergamentstreifen richtig auf der anderen Seite der Rolle aufliegen und das keine Nähte reißen.
Beim Rollen schaut man sich den Text an und erkennt gewisse Textstellen, wie das Lied am Schilfmeer, und hat somit auch sofort Gesprächsstoff.
Nach mehr als einer halben Stunde ist es dann halbwegs vollbracht und man kann anfangen Bereschit zu lesen. Am Abend gehe ich noch ein paar mal meinen Textabschnitt durch und dann geht's ins Bett.

Am nächsten Morgen geht's nach Selm in die schöne Synagoge mit familiärer Stimmung. Es ist ein kalter Tag und man hofft, dass man in die warme Synagoge kommt und am G-ttesdienst teilnehmen kann. Doch, wie es so oft im Leben ist, läuft es nicht ganz so ab, wie man sich es erhofft. Die Synagoge ist kalt, die Heizung ist nicht an. Ganz unschabbatisch versuchen wir die Heizung anspringen zu lassen, nach einer gewissen Weile gelingt dies sogar. Währenddessen beginnt der G-ttesdienst im Gebetsraum.

Jeder sitzt und guckt seine Sitznachbarn an und lächelt über die Situation, denn fast alle haben einen Schal und eine Jacke oder einen Mantel an.

Mit der Zeit gewöhnt man sich an die niedrige Temperatur und es wird auch ein bisschen wärmer im Raum; an der Heizung liegt das allerdings nicht, denn sie ist zwar an, heizen tut sie trotzdem nicht.

Totz der Kälte war der Schabbat ein tolles Erlebnis, denn es ist eine der wenigen Möglichkeiten, in der man in einem kleinen Kreis lernen kann, aus der Tora zu lesen und gleichzeitig auch nette Menschen und Freunde zu treffen.
Anders kann man es sich nicht erklären, dass alle mehr als eine Stunde gemeinsam nach dem G-ttesdienst, im gleichen Raum, beim Kiddusch zusammensaßen und bei Halla mit Hagebuttentee und Kaffee neue Siddurim und die Parascha besprochen haben.

Heute eröffnete die 61. Frankfurter Buchmesse, die größte in der Welt. Seit Kindesalter besuche ich diese Buchmesse jährlich und es ist bereits eine Tradition unserer Familie geworden, immer dabei zu sein. 
Es ist die einmalige Möglichkeit im Jahr, möglichst viele Freunde und Partner, Verleger und Autoren vereint an einem Ort zu treffen und Geschichten aus dem vergangenen Jahr auszutauschen und über neue Werke zu sprechen.

Nicht überall gibt es die Möglichkeit Marcel Reich-Rainicki zu sehen, wie er durch die Messe kutschiert wird, sowie auch eine weitere Fülle an Autoren bei verschiedenen Foren und Talk-Shows, die live auf der Messe produziert werden, zu erleben. Allerdings trifft man privat, wenn man den Kontakt besitzt, auch viele berühmte Persönlichkeiten abseits der Medienwelt. 

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Momentan können nur Fachbesucher und die Presse die Messe besuchen, von daher sind die Hallen noch relativ leer. Erst am Wochenende ist die Messe dann auch für Besucher zugänglich. Dennoch ist ein Rückgang der Besucherzahlen spürbar, dies merkt man auch daran, dass manche Nationen nun in einem schmaleren Ausmaß repräsentiert werden. 

Trotz alldem ist der Charm der Messe geblieben, die selben Dortmunder Messebusse (ja Dortmunder, das ist kein Tippfehler) fahren von Halle zu Halle, viele Verlage befinden sich seit Jahren im gleichen Gang, die Würstchenstände sind immer noch die gleichen, große Verlage verteilen die gleichen riesigen gelben Tragetaschen, sogar die niedrigen Temperaturen sind meistens immer gleich.

In diesem Jahr ist China das Gastland. Bereits im Vorfeld bestand eine Kontroverse zwischen der Buchmesse und China, da das Land keine regimekritischen Autoren auf der Buchmesse haben wollte. Trotz der heftigen Kritik präsentiert die Buchmesse eine große Vielfalt der literarischen Kunst Chinas, auch die regimekritische. Einen weiteren Vorteil bietet das Gastland auch noch - es gibt Sushi auf der Buchmesse.

Fast im 30-Minuten-Takt kann man bei verschiedenen Veranstaltungen, sei es das Forum der FAZ, der ZEIT oder auch das blaue Sofa des ZDF, sowie auch bei zahlreichen Signierstunden und Vorlesungen im Lesezelt seine Lieblingsautoren treffen.

Ein Highlight des heutigen Tages in der Halle der deutschen Verlege war die Veröffentlichung des neuen Dan Brown Werkes "Das verlorene Symbol" in deutscher Sprache. Hierzu wurden die Bücher einzeln aus einem LKW von Mann zu Mann bis an den Stand, durch die halbe Halle, gereicht. Einer der Übersetzer berichtete davon, unter welchen besonderen Bedingungen dieses Mal das Buch übersetzt wurde. Sechs Übersetzer arbeiteten gleichzeitig an dem Werk, da man sonst es nicht geschafft hätte rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse zu veröffentlichen. Erst vor zwei Wochen wurden die englischen Manuskripte ausgehändigt. 

Eine deutliche, visuelle Veränderung, die ich in den vergangenen zehn Jahren mitbekommen habe, ist das Design der Stände. Vor Jahren sah jeder Stand vollkommen gleich aus, nur die Bücher und die Vertreter waren anders. Nun hat jeder große Verlag ein großes Areal mit einer eigenen Lounge und Mobiliar. Das begrüße ich sehr, schließlich fühlt man sich durch ein angenehmes Klima erst wirklich gemütlich und Bücher liest man meistens nur dann, wenn die Atmosphäre auch stimmt.

Im kommenden Jahr 2010 ist das Gastland Argentinien. Auf den Plakaten für die kommende Buchmesse steht ein Satz...irgendwie kommt er mir bekannt vor: "save the date".

(Mehr Fotos gibt's bei Flickr)

Hallo liebe Freunde und treue Leser vom Zusya Blog.

Da melde ich mich wieder. In dem vergangenen Monat hatte ich leider zu wenig Zeit um etwas sinnvolles hier zu schreiben. Abgesehen von Schule, anderen Aufgaben und den Vorbereitungen auf die Hohen Feiertage, spielte der Wahlkampf eine große Rolle.Working space

Im letzten Jahr 5769 kam Flickr hinzu, so dass ich viel mehr mit Fotos im Internet machen konnte und dies mit meinem Blog verbinden konnte. Auch im Laufe dieses Jahres wird es einige tolle Neuerungen geben. 

Als erstes verkünde ich einen neuen Unterstützer vom Zusya Blog. Es ist eine Partnerschaft, die während unserer Zeit in Schweden entstanden ist. Nachshonim unterstützt für ein Jahr Zusya. Danke!

Ebenfalls wird es nun auch so sein, dass nun auch projektbezogene Materialien auf zusya.de intensiver veröffentlicht werden. Somit werden mehr Informationen und Materialien, die auch zum Grundverständnis nötig sind, in deutscher Sprache hier zugänglich gemacht. Denn, aus persönlichen Erfahrungen, aber auch aus Berichten von Bekannten weiß ich, dass es momentan einfach zu wenig Informationen zum Judentum in der deutschsprachigen Webwelt gibt.

Über die deutschsprachige Webwelt geht es auch in der zweiten Ankündigung. Demnächst wird ein weiteres Projekt gestartet, welches allerdings noch in den Kerngedanken ausgearbeitet werden muss. Danach wird das neue Projekt allerdings nicht zusya.de ersetzen.

Meiner Meinung nach wird das Jahr 5770 für mich persönlich, aber auch für die Zusya-Welt (eine kleine Anspielung auf das neue Projekt) ein interessantes, lehrreiches, innovatives und spannendes Jahr. All' dies wünsche ich Euch auch!

Während des Aufenthalts in Stockholm lernten wir Alba, eine sehr aufweckte und passionierte Kanadierin, die seit vielen Jahren in Valencia (Spanien) lebt, kennen. In ihrem Haus in Valencia hat sie einen Raum zur Synagoge umfunktioniert. Klingt alles noch ganz normal, doch sobald man hört, was sie macht, ist man zu Beginn ein wenig schockiert.

Shabbat 21st century

Seit vier Jahren bietet sie an, dass man bei Schabbatg-ttesdiensten per Telefon und seit anderthalb Jahren per Skype teilnimmt. Bei allen, zum Teil, tragisch-witzigen die man über liberale G-ttesdienste hört, ist so etwas doch schon sehr ungewöhnlich.

Alba berichtet über die Situation in Spanien und erzählt, dass es mehrere Gründe gibt, warum Leute per Skype oder Telefon bei Schabbatg-ttesdiensten teilnehmen wollen. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist, dass viele Juden in verschiedenen geographischen Ecken Spaniens leben, wo es keine Synagoge in der Nähe gibt und sie es nicht schaffen, in die nächste Großstadt zu fahren. Andere haben Babies und können daher nicht aus dem Haus, oder haben komische Arbeitszeiten wie Ärzte, Polizisten oder Anwälte. Viele sind dazu noch in einer Ehe mit einem nichtjüdischen Partner welche/r nicht am Judentum interessiert ist und um die Ehe nicht zu belasten, praktizieren sie einfach "von Zuhause".

Abgesehen von den Schabbatg-ttesdiensten beitet die Synagoge La Javurá noch verschiedene Veranstaltungen/ Aktivitäten zu Feiertagen, die mit Natur und Bildung, wie Tu BiSchwat und Schawuot an. Ebenfalls per Skype und Telefon werden Hebräischkurse angeboten, momentan gibt es zwei Schüler aus Chile, und ein Seminar mit dem Thema der Einführung in das Judentum.

Sobald man versteht, warum so etwas gebraucht wird, wird man neugierig und möchte einen Schabbatg-ttesdienst live erleben.

Um 20 Uhr schaltet man Skype an und ruft bei Alba an (Kontaktmöglichkeiten gibt's am Ende des Eintrags), sobald das Gespräch akzeptiert ist sieht man einen gemütlichen Raum mit einem großen Tisch in der Mitte, vielen Büchern der Bibliothek, zwei Torarollen, jede hat ihren eigenen Aaron HaKodesch und verschiedene Pflanzen, unter anderem Granafapfelgewächse.

Im Raum selbst wird man sehr herzlich empfangen von Alba, sie gibt eine Videotour durch den Raum und stellt auch die Leute vor, die vor Ort sind. Nach kurzer Zeit beginnt der gemeinsame G-ttesdienst. Jeder nimmt teil. Man singt bekannte Melodien und liest auf seiner Muttersprache die Übersetzungen. Für die meisten ist es Spanisch, allerdings sind auch andere Sprachen erwünscht. 
Momentan ist es tierisch heiß in Spanien, so um die 35+ Grad, so das fast jeder mit einem Fächer, wie ein Flamencotänzer, umher wedelt.

Während des G-ttesdienstes hört man plötzlich das Telefon klingeln. Hier in Deutschland wäre man rausgerannt und es wäre einem richtig peinlich. Doch hier ist es ein Gemeindemitglied welches aus Barcelona anruft und gerade erst nach der Arbeit nach Hause gekommen ist und auch unbedingt beten möchte.

Nach der Amida wechselt man den Siddur gegen einen Chumasch. Da die meisten nur Freitags kommen können, liest man die gesamte Parascha (Wochenabschnitt) in Spanisch, bzw. einer anderen Sprache. Damit auch alle wirklich lesen, wird Alijahweise gelesen, sprich jeder liest einen Teil des Wochenabschnitts; auch beim Maftir. Wie normalerweise es am Samstag gemacht wird, liest man anschließend den passenden Abschnitt der Haftara aus dem Buch der Propheten. 
Anschließend kann man die gelesene Parascha und Haftara kommentieren und eine eigene Meinung äußern. 5732_252147900382_901340382_8273197_8097057_nAlba und ich bei einem witzigen Gespräch (Foto: Beto Maya)

 Zwischendurch ruft wieder jemand an. Dieses Mal ist es nicht jemand der gerne mitbeten würde, sondern Miriam, the sushi-lady. Miriam ist Japanerin und wuchs in Brasilien auf und ist nun mit einem Spanier verheiratet. Gemeinsam haben beide einen japanischen Laden und machen täglich frische Sushi. Als Dank dafür, dass Alba Miriams Tochter Englisch beibringt, kriegt Alba immer Sushi am Abend. (Allein die Susi wären für mich ein Grund zum G-ttesdienst dort hin zu gehen.) Miriam fragt, ob sie die leckere Mahlzeit bringen kann. Ein deutliches Zeichen dafür, dass das Ende naht.

Am Ende liest man das Schlussgebet, da kommt auch schon Miriam mit den Boxen voll mit Sushi für alle Betenden in der 15 Quadratmeter Synagoge und winkt ganz fröhlich in die Kamera.

Nach dem Segenspruch für Wein fängt man an gemeinsam zu essen und man unterhält sich mit den Leuten die per Telefon anrufen oder per Skype verbunden sind. Ein echt einmaliges Erlebnis.

Wer mal teilnehmen möchte findet alle Infos hier.

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Sweden Die vergangen Wochen verbrachte ich in Stockholm, durch meine alltägliche Konfrontation mit der Stockholmer Gemeinde kam ich dazu, dass ich ein bisschen über das jüdische Leben in Stockholm berichte.

In Stockholm leben zurzeit über 12.000 Juden, von ihnen sind nur zirka 4.400 Mitglied in der Gemeinde. Die Gemeinde besitzt drei aktive Synagogen, von ihnen sind zwei kleine Orthodox und die Große Synagoge, die sich seit neustem der Masorti-Bewegung angehört, allerdings demnächst einen liberalen Rabbiner haben wird.

Adas Jeshurun, eine orthodox orientierte Synagoge, die sich im Gemeindekomplex in Östermalm, dem wohlhabenen Bezirk in Stockholm, befindet, stammt ursprünglich aus Hamburg. Nachdem sie die Kristallnacht überstanden hat, wurde das gesamte Interior von Rabbi Carlebach in Pakete verpackt und als "Restmüll" nach Schweden verschickt. Die zweite aktive orthodoxe Synagoge, Adat Israel, befindet sich in einem Wohnhaus in Södermalm, täglich finden hier Gebete statt.

Abgesehen von den aktiven Synagogen haben wir bei einem Stadtrundgang eine weitere Synagoge entdeckt, sie befindet sich in der Altstadt, Gamla Stan, auf dem Tyska Brunnsplan, dem "Deutschen Brunnen Platz". Vor dem die Große Synagoge in Stockholm eröffnet wurde, wurde sie zwischen 1795 und 1870 genutzt. Anschließend diente das Gebäude rund 80 Jahre als Polizeiwache.

Great Synagogue

Der erste Jude in Stockholm war Aaron Isaac, ein deutscher Kaufmann. Er kam 1774 nach Stockholm, mehr als ein Jahr lang dauerte es, bis er das Wohnrecht erhielt und arbeiten durfte. König Gustav III. erlaubte es ihm einen Minjan mitzubringen, einen Rabbi einzustellen und einen jüdischen Friedhof zu erbauen. Um all diese Rechte zu erhalten, mussten Isaac und die anderen Juden 2000 Silberkronen bezahlen. Zu der damaligen Zeit entsprach diese Summe 20 Jahreslöhnen.

Erst im Jahr 1870, mit der Eröffnung der Großen Synagoge erhielten die Juden uneingeschränkte Rechte. Fredrik Wilhelm Scholander, der sonst Kirchen baute, entwarf die Große Synagoge. Scholander nannte die Synagoge eine Paraphrase orientalischer Motive. In der Tat sieht das Innere der Synagoge nicht wirklich typisch aus. Abgesehen von der orientalischen Verzierung besitzt die Große Synagoge eine Orgel. Heute gibt es in der Gemeinde zwei Kantoren, sowie zwei ehemalige Gemeinderabbiner. Etwas, für deutsche Verhältnisse untypisches, allerdings etwas, was sehr nötig wäre, ist eine Spielecke in der Synagoge für Kleinkinder. Ich habe selbst erlebt, dass junge Familien mit Kindern kommen und die Kinder in der Ecke spielen und ab und zu mit einem Plüschtier oder einem Buch durch die Synagoge rennen und die Leute sich darüber freuen. Somit macht man die Synagoge nicht nur für Kinder, sondern auch für junge Eltern attraktiv. Montags und Donnerstags gibt es in der Großen Synagoge um 8:15 immer eine Toralesung mit anschließendem Frühstück und kleinem Schiur.
 Playground in the Great Synagogue (Stockholm)

Abgesehen von den drei Synagogen besitzt die Gemeinde einen Kindergarten und eine Schule. In den Ferien gibt es im Glämsta Sommerlager, welches in diesem Jahr sein hundertjähriges feiert, Machanot für Kinder, Familien und Senioren. Natürlich darf auf Limmud in Schweden nicht fehlen, welches im November stattfindet.

Einmalig ist das Europäische Institut für Jüdische Studien, auch als Paideia bekannt. Im Jahr 2001 von Barbara Spectre gegründet, bietet das Institut viele Programme, unter anderem ein 1-Jahr-Programm für das intensive Studium jüdischer Texte, an.

Für die Hilfe bei meiner Recherche danke ich Marianne Prager. Falls jemand mal eine tolle Tour in Stockholm machen möchte, soll er sich einfach bei Marianne melden.
Alle Fotos aus Stockholm gibt es bei Flickr.

Day-camp-09 Es ist bereits seit 2006 eine Tradition, dass wir jährlich ein Day Camp für Kinder zwischen acht und 13 Jahren veranstalten. Hierbei gibt es immer ein besonderes Thema; vor zwei Jahren hat ein junger Mann mit den Kids Hebräisch sprechen gelernt, im letzten Jahr drehten die Kinder, gemeinsam mit einem professionellen Regisseur einen Film...Nun mussten wir uns überlegen, welches Thema wir in diesem Jahr nehmen werden. Momentan spezialisiert sich die Gemeinde, insbesondere nach den Erfolgen des Festes des Jüdischen Buches, in der Literaturwelt. So entstand auch die Idee, dass in diesem Jahr das Produkt ein Buch ist, welches die Kinder selbst innerhalb von 10 Tagen verfasst und gemalt haben.
Es stellte sich nur eine Frage, wie kann man Kinder dazu bringen, dass sie in ihren Schulferien ein Buch schreiben. Unser diesjähriges Team hatte eine tolle Idee, welche schließlich auch realisiert wurde.

Wie auch schon in den vergangenen Jahren, stand jeder Tag unter einem besondern Motto, mal war es die Familie, Reisen oder auch, unser Highlight des Jahres, die Gründung einer Stadt.
Die Gründung der Stadt war ein tolles Spektakel, welches die Kinder fasziniert hat, daher etwas mehr darüber: Wir teilten die Kinder in verschiedene Gruppe und gaben ihnen Aufgaben. Die einen waren mit der Stadtplanung beschäftigt, die anderen mit der Stadtgründung und der Geschichte der Stadt und es gab auch eine Gruppe, die die Regierung bildete und auch einen Bürgermeisterkandidaten stellen sollte. Am Ende des Tages präsentierten die einzelnen Gruppen ihre Ergebnisse. So hatte die Stadt plötzlich einen Namen, ein Wappen, einen riesigen Stadtplan mit Architekturbeispielen, eine eigene Währung, Gesetze und einen Bürgermeister, der von allen Bürgern der Stadt demokratisch gewählt wurde.Wahlen

Wahlen des Bürgermeisters durch Waschklammern - Anschließender Sieg!

Durch solche Spiele, aber auch Interviews und andere Aktivitäten, wie Museumsbesuche etc. erstellten die Kinder ein Buch. Die Ergebnisse wurden am letzten Tag präsentiert, doch nicht einfach so, sondern bei einer echten Pressekonferenz, welche die Kinder selbst durchgeführt haben, das einzige Hilfemittel, welches wir den Kindern gaben, war ein Plan mit einer Auflistung aller Tage und den einzelnen Mottos. Wie es sich für eine richtige Pressekonferenz gehört waren Kameras mit Blitzlichtern und echte Journalisten dabei, natürlich waren auch die Eltern anwesend. Mehr als eine Dreiviertelstunde erklärten die Kinder, was sie in den vergangenen Tagen gemacht haben und antworteten auf die Fragen aus dem Publikum. 

Momentan sitze ich daran und bearbeite das Buch, tippe die Texte ab und sortiere sie, damit das Buch, welches die Kinder selbst verfasst haben, eine logische Reihenfolge bietet.

Dies war ein kleiner Einblick in das vergangene 10-tägige Day Camp 2009 "HaSefer Scheli" - Mein Buch.
(Mehr Informationen zu der Stadt, deren Bewohnern und dem Leben in der Stadt wird es nach Buchveröffentlichung geben. Soviel ist kann ich schon einmal verraten: Die Stadt heißt Manjo-City und in unmittelbarer Nähe zur Disko befindet sich, laut Stadtplan, eine Synagoge.)