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Hach...momentan ist ziemlich viel los. Zwei Abiprüfungen habe ich momentan hinter mir; zwei weitere folgen noch. Über die Prüfung in Hebräisch werde ich sicherlich hier auch noch einmal etwas schreiben. Doch vorher gibt es auch noch andere Großveranstaltungen in meinem Leben. 

Eurovision. Wer gerne feiert und die israelische Delegation treffen möchte, der kann zur großen Party in die Nachtresidenz am 9. Mai kommen. Mehr dazu hier.
Die Problem für das Semi-Final (und hoffentlich auch das Finale) laufen mittlerweile. Das hier ist ein kleiner Einblick in die zweite Probe auf der tollen ESC-Bühne: 

Limmud.de. Auch das Festival steht quasi vor der Tür. Dieses Jahr wieder ausverkauft und mit tollem Programm, welches in einigen Tagen auch online zu bestaunen ist. Wer dieses Mal nicht dabei ist, egal aus welchem Grund, sollte auf jeden Fall bei der nächsten Veranstaltung von Limmud dabei sein. Mit den Limmud-Tagen, die letztes Jahr in einigen Großstädten stattgefunden haben, verbreitete sich die Ideologie von Limmud noch mehr durch Deutschland. Auch der Altersdurchschnitt ist kein gewöhnlicher, für eine jüdische Veranstaltung in Deutschland.

Seit meinem letzten Blogpost hier stand die Welt eigentlich auch nicht still, sondern es gab die Jüdischen Kulturtage in NRW mit über 500 Veranstaltung. Ziemlich anstrengend, nicht nur für die Veranstalter, sondern auch für die Kommunen; so viel Kultur in wenigen Wochen ist man hier nicht gewohnt.
Außerdem fand das 5. Fest des Jüdischen Buches statt, wie immer mit einer sehr bunten Mischung von Autoren, Rabbinern und Wissenschafltern. Größtes Sorgenkind war die Konferenz mit dem ehemaligen Botschafter Israels Avi Primor, der leider in letzter Minute seine Reise nach Deutschland absagen musste, dennoch dabei sein musste. Nach langen Überlegungen kam dann die Idee einer Videokonferenz. Dazu mussten lange LAN-Kabel durch das Gemeindegebäude verlegt werden, doch auch das hat geklappt und am Ende konnten die Besucher Avi Primor live aus Tel Aviv sehen und ihm Fragen stellen. Buchfest

Im Anschluss an das Buchfest gab es noch eine Lesung von Wladimir Kaminer. Noch nie war die Gemeinde so voll, wie bei dieser Literaturveranstaltung. Kaminer las neue, unveröffentlichte Werke u.a. über Gaddafi, die Katastrophe in Japan und Kuscheltiere, die in Hotels vergessen wurden. 
Bereits jetzt wird an dem kommenden 6. Fest des Jüdischen Buches 2012 gearbeitet. Das Datum wird demnächst bekanntgegeben.

Wie man sieht ist das Leben sehr abwechslungsreich. Es gibt noch viel mehr zu erzählen, vielleicht an einem anderen Zeitpunkt.

Jfd
Ab dem kommenden Wochenende dreht sich mehrere Tage mein Leben um Filme. 

Das sechste Mal findet das Internationale Filmfestival „Jüdische Welten“ in Düsseldorf statt. Veranstaltet vom American Jewish Joint Distribution Committee und der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.

In einer netten Atmosphäre trifft man Filmliebhaber und besessene Festival-“Fans“, die keinen Film verpassen wollen. Das Festival in der Black Box ist bereits fester Bestandteil von vielen Terminkalendern.

Anders als bei anderen jüdischen Veranstaltungen wird bewusst auf Filme über den Holocaust verzichtet. Es geht darum das lebendige jüdische Leben heute zu präsentieren. Auch besonders sind die oft anwesenden Experten zu bestimmten Themen, die nach den gezeigten Filmen Diskussionsrunden führen. 

Das gesamte Programm kann man auf der Internetseite des Festivals www.j-fd.de finden.

Den Beginn macht die mexikanisch-jüdische Komödie „Fünf Tage ohne Nora“. (Erst vor wenigen Wochen gab es zu diesem Film eine Kritik in der Jüdischen Allgemeinen.)

 

Am kommenden Sonntag finden zwei sehr interessante Veranstaltungen in zwei verschiedenen Ecken des Landes statt.

Rabbiner Jonathan Wittenberg unternimmt momentan eine ungewöhnliche Wanderung. Gemeinsam mit seinem Hund und einem Ner Tamid wandert Wittenberg durch Deutschland in seine Heimatgemeinde nach London, die momentan ein neues Gebäude baut. Mit einem Ewigen Licht in der Hand begann die Reise in Frankfurt/Main. Dort amtierte sein Großvater vor dem Krieg. Während seiner Wanderung trifft sich der Rabbiner in verschiedenen Städten und diskutiert zu verschiedenen Themen. 

Sonntag, 7. November um 17 Uhr ist Rabbiner Wittenberg im Gemeindezentrum Duisburg und spricht über "Licht in verschiedenen Religionen".

Blogeinträge von der Reise von Jonathan Wittenberg, sowie von seinem Hund gibt es bei: http://www.carryingtheflame.org

Die zweite Veranstaltung, die am kommenden Sonntag stattfindet ist der zweite Limmud-Tag in Berlin
Anlässlich des "Global Day of Jewish Learning" und der damit zusammenhängenden Vollendung der Talmudübersetzung von Steinsaltz findet dieser Tag des Lehrens und Lernens in Berlin statt. Ein sehr reichhaltiges Programm mit interessanten Beiträgen. 
Anmeldung und Programm findet man auf: www.limmud-tag.de

Beide Veranstaltungen sind auf jeden Fall empfehlenswert. Wenn Ihr irgendwo in der Nähe wohnt, dann schaut doch einfach mal vorbei!

In den vergangenen Jahren sind verschiedene Seminargruppen in der JuGeDu entstanden. Alle drei Städte haben ihre eigene Gruppe. Die Teilnehmer der Seminare für Erwachsene sind auch Limmud-Fans. Auf Wunsch der Teilnehmer, aber auch der Gemeinde, fand daher zum ersten Mal ein Lernwochenende für Erwachsene, außerhalb der Gemeindewände, statt.

Willingen

Für das erste Wochenende wurde ein Hotel im hessischen Teil des Sauerlands ausgewählt. Thema des Wochenendes war der Schabbat. Es klingt natürlich zunächst, dass es ein einfaches Standartthema ist. Allerdings muss man sagen, dass selbst dieses Thema für viele auch neu ist. Insbesondere, wenn man die Absicht hat, möglichst viel nicht nur zu erzählen, sondern auch den Teilnehmern in die Hand zu geben; learning by doing. Hierfür hatten wir ein besonderes Materialheft für die Teilnehmer zusammengestellt. Mit dabei waren Gebete für z.B. das Kerzenzünden, Kiddusch, Tallit, Hawdalagebete etc.

Wenn man an einem solch schönen Ort ein Wochenende verbringt, so darf man auch nicht vergessen, dass man ein wenig die Natur genießen muss. Daher gab es jeden Tag eine Wanderung. Ein toller Moment war, als die Gruppe in den Bergen, abends am Freitag, Lecha Dodi gesungen hat. Dies erinnert an die Mystiker aus Zfat, die damals so in der Natur die Königen Schabbat empfangen haben

Alle fanden die Idee und das Ergebnis des Lernwochenendes sehr gut, daher wird es auch in Zukunft weitere Wochenende dieser Art geben.

Hier ist der zweite Teil des Berichts über das Fest des Jüdischen Buches am 14.03.2010.
Inzwischen sind viele Fotos auf der Webseite www.buch-jugedu.de zu finden. 

Nach dem Kindertheater fand eine weitere Neuerung beim Buchfest statt: Eine Podiumsdiskussion. Es diskutieren Alan Posener, von Welt Online, und Yves Kugelmann, Herausgeber des Tachles, gemeinsam mit Michael Rubinstein, dem Geschäftsführer der Gemeinde, über jüdische Literatur und ihre Definition.
Rabbiner William Wolff sprach über die Frage, warum die hebräische Bibel Erbe der Weltliteratur bleibt.
Gleichzeitig bat Adriana Stern eine Schreibwerkstatt für Kinder an. Nach dem die Kinder kreativ und fleißig waren, rannten sie stolz mit ihren Geschichten in der Gemeinde herum. 

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Im nächsten Block listete der berühmte Kritiker Eldad Stobezki mehr als einen dutzend moderner israelsicher Werke auf, Gil Yaron gab einen Vortrag über deutsche Spuren in der israelischen Metropole Tel Aviv und Oleg Jurjew las aus seinem Buch die Russische Fracht auf russisch. Anschließend las Oleg Jurjew sein Buch auch in deutscher Sprache vor und Gemeinderabbiner Zinvirt stellte sein Buch zum erlernen der hebräischen Sprache vor. 

Das Buchfest endete mit einer weiteren Prämiere: Michel Bergmann, der Autor von „Die Teilacher“, hatte seine erste öffentliche Lesung aus seinem Buch. Im Vorfeld wurde das Buch in Hamburg von lokalen Prominenten von Anfang bis Ende, ganze 11 Stunden, gelesen - dieses Mal las Bergmann persönlich. 

Anders als in den vergangenen Jahren war dieses Mal das Fest viel familiärer und entspannter. Keiner rannte in Panik rum und alle hatten ein tolles freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Dies sag man auch bei den kleinen Veranstaltungen vor und nach dem Fest. 

Da das Buchfest von Jahr zu Jahr wächst und sich etabliert gab es auch in diesem Jahr neue und alte Partner und Freunde vom Buchfest, unter anderem die Stadtbibliothek, das Heinrich Heine - Institut und die Deutsch - Französische - Gesellschaft. 

Interessant werden die, bereits laufenden, Vorbereitungen auf das fünfte Fest des Jüdischen Buches; nicht nur, weil ein kleines Jubiläum gefeiert wird, sondern weil die Veranstaltung Teil der Jüdischen Kulturtage 2011 ist.

(Foto: Molly Fried)

In der Jüdischen Gemeinde Duisburg - Mülheim - Oberhausen fand am Sonntag eine einzigartige Veranstaltung statt: Das vierte Fest des Jüdischen Buches. 

Bereits zum vierten Mal veranstalten wir das größte jüdische Literaturevent in Deutschland. Neben zahlreichen Autoren nehmen auch Wissenschaftler, Rabbiner und, in diesem Jahr zum ersten Mal, Journalisten teil.

Mit dieser Veranstaltung gelingt es unserem Organisationsteam immer wieder die eine Vielfalt an modernen Persönlichkeiten aus der ehemaligen Sowjetunion, Deutschland und weiteren europäischen Ländern sowie auch Israel zu zeigen.B10

Dieses Jahr hatten wir sechs verschiedene Länder vertreten (Deutschland, Israel, Türkei, Schweiz, Österreich und Russland). Eine sehr bunte Mischung. Diese lag allerdings nicht nur an der Herkunft, sondern an den unterschiedlichen Genren und Schicksalen der Gäste:

Der Tag begann mit Mario Levi und seiner Übersetzerin Barbara Yurtdas. Beide lasen aus dem Levi's Buch "Istanbul war ein Märchen" - obwohl ich persönlich türkisch nicht verstanden habe, war es für mich das erste Mal, dass ich solch ein schönes türkisch gehört habe - eine ganz andere Sprache als die, die man von der Straße kennt. 

Parallel dazu erzählte Dr. Lili Feierstein - langjährige Mitveranstalterin des Buchfestes - über jüdische Literatur in Lateinamerika. Ein sehr spannendes Thema. Vor allem weil dieses Jahr Argentinien das Gastland bei der Frankfurter Buchmesse ist. Ebenfalls parallel dazu gab es eine Studiengruppe mit Rabbiner Michail Kogan, welche schon das Thema des kommenden jüdischen Festes Pessach aufgreift: "Erzähle deinem Sohn".

Anschließend gab es für die Besucher noch mehr zur Auswahl: Admiel Kosman, Professor an der Uni Potsdam und moderner israelischer Poet, las und lies seine Gedichte in deutscher, hebräischer und englischer Sprache vorlesen. Dr. Joseph Heid hielt einen Vortrag anlässlich des 150. Geburtstags von Theodor Herzl. Dr. Evgueni Berkovitch referierte über Thomas Mann und die Judenfrage.

Vladimir Vertlib las aus seinem neuen Roman "Am Morgen des 12. Tages" und aus "Spiegel im fremden Wort". Nach der Lesung stellten Zuhörer fragen über die eigentliche Muttersprache und Schreibsprache Vertlibs - anders als andere Schriftsteller schreibt Vertlib nicht in seiner Muttersprache (russisch) sondern in deutscher Sprache, da sie ihm mehr Möglichkeiten bietet. Gleichzeitig ist russisch eine emotionale Sprache für ihn.

Anschließend wurde am Mittag das Buch, welches die Kinder während des Day Camps geschrieben haben, präsentiert. Nach der Buchpräsentation stellte das Theater Traumbaum vier jüdische Märchen durch Schauspiel dar. Dr. David Schidlowsky erzählte über jüdische brasilianische Literatur am Beispiel des Autors Moacyr Scliar und Michael Wuliger las aus seinem Buch "Der koschere Knigge".

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Bevor die kommende Arbeitswoche beginnt, wollte ich kurz erzählen, welche Veranstaltung letzte Woche ein großer Teil meines Lebens war.

Zum fünften Mal fand das jüdische Filmfestival "Jüdische Welten" in Düsseldorf statt. Finanziert und organisiert von der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf und dem American Jewish Joint.

Erika Rubinstein, Herz und Seele des Festivals, veranstaltete das Festival und wählte die Filme aus. Ziel des Festivals ist es, für die nicht-jüdische Bevölkerung das Judentum näher zu bringen und für die jüdische Bevölkerung ein Teffpunkt für Freunde und Filmliebhaber zu sein. Die Filme, die der Mittelpunkt der Veranstaltung sind, thematisieren immer die aktuelle Situation des Judentums, sei es durch eine Komödie oder auch eine Dokumentation. 

Kamerawelt

Die Idee hatte Erika bereits vor knapp zehn Jahren. Damals reiste sie von Gemeinde zu Gemeinde und zeigte immer eine aktuellen Film und diskutiere anschließend über ihn und dessen Thematik.

Erst später wurde das Festival zu einer kompakten Veranstaltung, die innerhalb einer Woche im Dezember veranstaltet wurde.

Der Veranstaltungsort veränderte sich, doch die Idee, dass man nach den Filmen diskutiert blieb. So ist es auch heute, dass man nach den Filmen in einer lockeren Runde mit dem Regisseur oder einem Experten diskutieren kann.

Aus diesem Jahr zog ich ein paar Filme, die ich allen nur empfehlen kann: 

Die Eröffnung des Filmfestivals machte der französische Film Hello Goodbye, mit Gérald Depardieu. Später folgten dann die Filme Beau Jest und Arranged.

Zu dieser kalten Jahreszeit passen alle Filme, da man sie kaufen kann und gemeinsam mit Freunden und Verwandten anschauen kann.

Webseite des Festivals: www.j-fd.de

Plakat: Vanessa Rothe

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 SelmAm vergangenen Schabbat begann ein weiterer Lesezyklus der Toralesungen. Bereschit, der erste Wochenabschnitt, wurde gelesen. Gleichzeitig war es auch der erste G-ttesdienst im neuen Jahr in der kleinen gemütlichen Synagoge in Selm (hier ein älterer Bericht dazu).

Dies machte mich um ein paar Erfahrungen reicher, denn am Abend zuvor hatten wir zu Hause bei uns eine tolle Aufgabe - die Torarolle von ganz hinten nach ganz vorne zu rollen. Klingt erst einmal unkompliziert. Allerdings ist diese Aufgabe ein richtiger Kraftakt, weil man zu zweit die Tolle vorsichtig Rollen muss, damit die einzelnen Pergamentstreifen richtig auf der anderen Seite der Rolle aufliegen und das keine Nähte reißen.
Beim Rollen schaut man sich den Text an und erkennt gewisse Textstellen, wie das Lied am Schilfmeer, und hat somit auch sofort Gesprächsstoff.
Nach mehr als einer halben Stunde ist es dann halbwegs vollbracht und man kann anfangen Bereschit zu lesen. Am Abend gehe ich noch ein paar mal meinen Textabschnitt durch und dann geht's ins Bett.

Am nächsten Morgen geht's nach Selm in die schöne Synagoge mit familiärer Stimmung. Es ist ein kalter Tag und man hofft, dass man in die warme Synagoge kommt und am G-ttesdienst teilnehmen kann. Doch, wie es so oft im Leben ist, läuft es nicht ganz so ab, wie man sich es erhofft. Die Synagoge ist kalt, die Heizung ist nicht an. Ganz unschabbatisch versuchen wir die Heizung anspringen zu lassen, nach einer gewissen Weile gelingt dies sogar. Währenddessen beginnt der G-ttesdienst im Gebetsraum.

Jeder sitzt und guckt seine Sitznachbarn an und lächelt über die Situation, denn fast alle haben einen Schal und eine Jacke oder einen Mantel an.

Mit der Zeit gewöhnt man sich an die niedrige Temperatur und es wird auch ein bisschen wärmer im Raum; an der Heizung liegt das allerdings nicht, denn sie ist zwar an, heizen tut sie trotzdem nicht.

Totz der Kälte war der Schabbat ein tolles Erlebnis, denn es ist eine der wenigen Möglichkeiten, in der man in einem kleinen Kreis lernen kann, aus der Tora zu lesen und gleichzeitig auch nette Menschen und Freunde zu treffen.
Anders kann man es sich nicht erklären, dass alle mehr als eine Stunde gemeinsam nach dem G-ttesdienst, im gleichen Raum, beim Kiddusch zusammensaßen und bei Halla mit Hagebuttentee und Kaffee neue Siddurim und die Parascha besprochen haben.

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Sweden Die vergangen Wochen verbrachte ich in Stockholm, durch meine alltägliche Konfrontation mit der Stockholmer Gemeinde kam ich dazu, dass ich ein bisschen über das jüdische Leben in Stockholm berichte.

In Stockholm leben zurzeit über 12.000 Juden, von ihnen sind nur zirka 4.400 Mitglied in der Gemeinde. Die Gemeinde besitzt drei aktive Synagogen, von ihnen sind zwei kleine Orthodox und die Große Synagoge, die sich seit neustem der Masorti-Bewegung angehört, allerdings demnächst einen liberalen Rabbiner haben wird.

Adas Jeshurun, eine orthodox orientierte Synagoge, die sich im Gemeindekomplex in Östermalm, dem wohlhabenen Bezirk in Stockholm, befindet, stammt ursprünglich aus Hamburg. Nachdem sie die Kristallnacht überstanden hat, wurde das gesamte Interior von Rabbi Carlebach in Pakete verpackt und als "Restmüll" nach Schweden verschickt. Die zweite aktive orthodoxe Synagoge, Adat Israel, befindet sich in einem Wohnhaus in Södermalm, täglich finden hier Gebete statt.

Abgesehen von den aktiven Synagogen haben wir bei einem Stadtrundgang eine weitere Synagoge entdeckt, sie befindet sich in der Altstadt, Gamla Stan, auf dem Tyska Brunnsplan, dem "Deutschen Brunnen Platz". Vor dem die Große Synagoge in Stockholm eröffnet wurde, wurde sie zwischen 1795 und 1870 genutzt. Anschließend diente das Gebäude rund 80 Jahre als Polizeiwache.

Great Synagogue

Der erste Jude in Stockholm war Aaron Isaac, ein deutscher Kaufmann. Er kam 1774 nach Stockholm, mehr als ein Jahr lang dauerte es, bis er das Wohnrecht erhielt und arbeiten durfte. König Gustav III. erlaubte es ihm einen Minjan mitzubringen, einen Rabbi einzustellen und einen jüdischen Friedhof zu erbauen. Um all diese Rechte zu erhalten, mussten Isaac und die anderen Juden 2000 Silberkronen bezahlen. Zu der damaligen Zeit entsprach diese Summe 20 Jahreslöhnen.

Erst im Jahr 1870, mit der Eröffnung der Großen Synagoge erhielten die Juden uneingeschränkte Rechte. Fredrik Wilhelm Scholander, der sonst Kirchen baute, entwarf die Große Synagoge. Scholander nannte die Synagoge eine Paraphrase orientalischer Motive. In der Tat sieht das Innere der Synagoge nicht wirklich typisch aus. Abgesehen von der orientalischen Verzierung besitzt die Große Synagoge eine Orgel. Heute gibt es in der Gemeinde zwei Kantoren, sowie zwei ehemalige Gemeinderabbiner. Etwas, für deutsche Verhältnisse untypisches, allerdings etwas, was sehr nötig wäre, ist eine Spielecke in der Synagoge für Kleinkinder. Ich habe selbst erlebt, dass junge Familien mit Kindern kommen und die Kinder in der Ecke spielen und ab und zu mit einem Plüschtier oder einem Buch durch die Synagoge rennen und die Leute sich darüber freuen. Somit macht man die Synagoge nicht nur für Kinder, sondern auch für junge Eltern attraktiv. Montags und Donnerstags gibt es in der Großen Synagoge um 8:15 immer eine Toralesung mit anschließendem Frühstück und kleinem Schiur.
 Playground in the Great Synagogue (Stockholm)

Abgesehen von den drei Synagogen besitzt die Gemeinde einen Kindergarten und eine Schule. In den Ferien gibt es im Glämsta Sommerlager, welches in diesem Jahr sein hundertjähriges feiert, Machanot für Kinder, Familien und Senioren. Natürlich darf auf Limmud in Schweden nicht fehlen, welches im November stattfindet.

Einmalig ist das Europäische Institut für Jüdische Studien, auch als Paideia bekannt. Im Jahr 2001 von Barbara Spectre gegründet, bietet das Institut viele Programme, unter anderem ein 1-Jahr-Programm für das intensive Studium jüdischer Texte, an.

Für die Hilfe bei meiner Recherche danke ich Marianne Prager. Falls jemand mal eine tolle Tour in Stockholm machen möchte, soll er sich einfach bei Marianne melden.
Alle Fotos aus Stockholm gibt es bei Flickr.

Day-camp-09 Es ist bereits seit 2006 eine Tradition, dass wir jährlich ein Day Camp für Kinder zwischen acht und 13 Jahren veranstalten. Hierbei gibt es immer ein besonderes Thema; vor zwei Jahren hat ein junger Mann mit den Kids Hebräisch sprechen gelernt, im letzten Jahr drehten die Kinder, gemeinsam mit einem professionellen Regisseur einen Film...Nun mussten wir uns überlegen, welches Thema wir in diesem Jahr nehmen werden. Momentan spezialisiert sich die Gemeinde, insbesondere nach den Erfolgen des Festes des Jüdischen Buches, in der Literaturwelt. So entstand auch die Idee, dass in diesem Jahr das Produkt ein Buch ist, welches die Kinder selbst innerhalb von 10 Tagen verfasst und gemalt haben.
Es stellte sich nur eine Frage, wie kann man Kinder dazu bringen, dass sie in ihren Schulferien ein Buch schreiben. Unser diesjähriges Team hatte eine tolle Idee, welche schließlich auch realisiert wurde.

Wie auch schon in den vergangenen Jahren, stand jeder Tag unter einem besondern Motto, mal war es die Familie, Reisen oder auch, unser Highlight des Jahres, die Gründung einer Stadt.
Die Gründung der Stadt war ein tolles Spektakel, welches die Kinder fasziniert hat, daher etwas mehr darüber: Wir teilten die Kinder in verschiedene Gruppe und gaben ihnen Aufgaben. Die einen waren mit der Stadtplanung beschäftigt, die anderen mit der Stadtgründung und der Geschichte der Stadt und es gab auch eine Gruppe, die die Regierung bildete und auch einen Bürgermeisterkandidaten stellen sollte. Am Ende des Tages präsentierten die einzelnen Gruppen ihre Ergebnisse. So hatte die Stadt plötzlich einen Namen, ein Wappen, einen riesigen Stadtplan mit Architekturbeispielen, eine eigene Währung, Gesetze und einen Bürgermeister, der von allen Bürgern der Stadt demokratisch gewählt wurde.Wahlen

Wahlen des Bürgermeisters durch Waschklammern - Anschließender Sieg!

Durch solche Spiele, aber auch Interviews und andere Aktivitäten, wie Museumsbesuche etc. erstellten die Kinder ein Buch. Die Ergebnisse wurden am letzten Tag präsentiert, doch nicht einfach so, sondern bei einer echten Pressekonferenz, welche die Kinder selbst durchgeführt haben, das einzige Hilfemittel, welches wir den Kindern gaben, war ein Plan mit einer Auflistung aller Tage und den einzelnen Mottos. Wie es sich für eine richtige Pressekonferenz gehört waren Kameras mit Blitzlichtern und echte Journalisten dabei, natürlich waren auch die Eltern anwesend. Mehr als eine Dreiviertelstunde erklärten die Kinder, was sie in den vergangenen Tagen gemacht haben und antworteten auf die Fragen aus dem Publikum. 

Momentan sitze ich daran und bearbeite das Buch, tippe die Texte ab und sortiere sie, damit das Buch, welches die Kinder selbst verfasst haben, eine logische Reihenfolge bietet.

Dies war ein kleiner Einblick in das vergangene 10-tägige Day Camp 2009 "HaSefer Scheli" - Mein Buch.
(Mehr Informationen zu der Stadt, deren Bewohnern und dem Leben in der Stadt wird es nach Buchveröffentlichung geben. Soviel ist kann ich schon einmal verraten: Die Stadt heißt Manjo-City und in unmittelbarer Nähe zur Disko befindet sich, laut Stadtplan, eine Synagoge.)